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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer
Autoren: Fielding Joy
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ich denn erwartet? Abenteuer? Jugend?« Er lacht bitter. »Es gibt nichts Traurigeres als einen Mann mittleren Alters, der seine verlorene Jugend wiederzufinden versucht. Ich bin kein strahlender Liebhaber. Na und? Ich bin immer noch ein verdammt guter Rechtsanwalt. Ich habe endlich erkannt, daß ich eigentlich gar nichts anderes sein will.«
    Er sieht sie an, wartet, daß sie etwas sagt, aber sie sagt nichts, erwidert nur seinen Blick.
    Er fängt als erster wieder an zu sprechen. Mit Blick auf die Haustür fragt er: »Wie geht es Eve?«
    »Ihre Mutter ist wieder zu ihr gezogen«, sagt Joanne. »Brian ist weg. Eve verläßt das Haus überhaupt nicht mehr. Ich habe gestern nacht, als ich heimkam, bei ihr angerufen, aber sie wollte nicht mit mir sprechen.«
    »Das muß schlimm sein für dich.«
    »Es war nicht gerade ein Sommer, den ich gerne noch einmal durchleben möchte«, gibt Joanne zu und fährt sich mit der Hand übers Haar. »Er hat mir eine Punkfrisur gemacht«, sagt sie lachend. »Meinst du, den Mädchen wird es gefallen?«
    »Frag sie doch, wenn wir sie abholen«, schlägt er vor.
    »Ich glaube nicht, daß das gut wäre«, antwortet Joanne langsam.
    »Warum denn nicht?«
    »Weil ich glaube, daß die Mädchen, wenn sie uns zusammen an der Bushaltestelle sehen, sich unberechtigte Hoffnungen machen werden, und wir müßten sie dann wieder enttäuschen.«
    »Müßten wir das wirklich?«
    Joanne starrt ihren Mann an. »Was willst du damit sagen?«
    Eine kurze Pause. »Daß ich zurückkommen möchte«, antwortet er.
    »Warum?«
    In ihrer Einfachheit ist die Frage schockierend. »Weil ich dich liebe«, sagt er. »Weil mir in den vier Monaten, in denen ich weg war, klargeworden ist, daß es dort draußen nichts gibt …«
    »Dort gibt es alles«, unterbricht ihn Joanne seelenruhig.
    Paul lächelt traurig.
    Joanne starrt durch die gläserne Schiebetür nach draußen. »Es ist soviel geschehen. So vieles hat sich verändert. Ich habe mich verändert.«
    »Die Veränderungen gefallen mir.«
    »Genau das ist das Problem!« Joanne dreht sich wieder zu ihrem Mann um. »Es wird nicht immer einen psychopathischen Mörder geben, der das Beste aus mir herausholt!«
    Plötzlich brechen sie beide in Lachen aus.
    »Ich liebe dich, Joanne«, wiederholt Paul. »Ich weiß, wie sehr ich dir weh getan habe.«
    Joanne setzt schon zum Widersprechen an, aber dann überlegt sie es sich anders. »Ja, du hast mir weh getan«, sagt sie.
    »Heißt das, daß du mich nicht mehr willst?« fragt er zögernd.
    Erst nach einer langen Pause antwortet Joanne. »Nein«, sagt sie. »Das heißt es nicht.«
    »Ich liebe dich, Joanne«, flüstert er noch einmal. »Bitte, verzeih mir. Ich …«
    Sofort ist Joanne in den Armen ihres Mannes. »Sag jetzt nichts mehr«, bittet sie ihn. Seine Lippen fahren an ihrer Wange entlang. »Ich liebe dich so sehr.«
    Er zieht sie fest an sich. So stehen sie lange Zeit da, keiner will den anderen loslassen. »Wir müssen jetzt«, sagt Joanne schließlich.
    »Vorher muß ich noch etwas erledigen«, erklärt Paul und geht zur Haustür. Joanne folgt ihm, beobachtet, wie er die Stufen zum Auto hinunterläuft und zwei Koffer vom Rücksitz nimmt.
    Zuversichtlich lächelnd sieht Joanne zu, wie der Mann, mit dem sie seit zwanzig Jahren verheiratet ist, seine Koffer die Treppe zu ihrem Haus hinaufträgt.
     
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