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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer
Autoren: Fielding Joy
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die Alarmanlage eingeschaltet.
    »Linda …«
    Ich habe sie eingeschaltet, bevor ich das Haus verließ, aber sie war aus, als ich wiederkam.
    »Linda …«
    Ich hatte sie eingeschaltet. Jemand muß sie ausgeschaltet haben.
    Er ist im Haus!
    Er ist die ganze Zeit über hier gewesen.
    Joanne schreckt auf, sitzt sofort aufrecht im Bett, die Augen vor Entsetzen geweitet.
    »Linda …« Die Stimme füllt den ganzen Raum. »Linda …«
    Joannes Blick haftet auf der Sprechanlage an der Wand ihres Schlafzimmers. Sie schläft nicht. Sie ist hellwach. Die Stimme, die sie die ganze Zeit über gehört hat, ist nicht Teil eines Traums. Die Stimme ist wirklich. Sie ist Teil ihres Alptraums. Und der ist real.
    Alan Crosby ist im Haus.
    »Wachen Sie auf, Linda«, ertönt ein schauerlicher Singsang. »Ich hole Sie jetzt.«
    Joanne spürt, wie ihre Hände zu zittern beginnen, wie ihr Körper sich schüttelt. Ihr ist speiübel. Wo ist er? Von welchem Zimmer aus spricht er zu ihr? Wo könnte er sich versteckt halten? Wohin könnte sie laufen?
    »Linda … ich weiß, daß Sie jetzt wach sind. Ich fühle es. Ich fühle Ihre Angst. Ich komme.«
    Er hat es geschafft, heute nacht ins Haus zu gelangen. Er muß ihre Schlüssel aus der Handtasche genommen und wieder zurückgelegt haben, nachdem er Zweitschlüssel angefertigt hatte. Sie waren verschwunden, nachdem sie ihren Großvater besucht hatte; nach einem solchen Besuch waren sie wieder aufgetaucht. Warum hatte sie sich das nicht alles schon früher überlegt?
    »Egal, ob Sie bereit sind oder nicht, Linda, ich komme!«
    Er will mit ihr spielen. Alberne, kindische Spiele spielen. Mörderische Spiele. Versteckspiele. Katz und Maus.
    In Panik sieht Joanne sich um, als plötzlich völlige Stille sie umgibt. Die Stimme ist verschwunden. Ganz ruhig ist es im Haus, nur ihr flacher Atem ist zu hören. Irgendwo im Haus bewegt er sich jetzt auf sie zu. Er kommt sie holen.
    Willst du einfach hier im Bett sitzen bleiben und auf ihn warten? fragt eine leise Stimme sie zornig. Los, mach schon!
    Joanne bleibt wie angewurzelt im Bett sitzen.
    Mach schon, du Arschloch!
    Joanne steigt langsam aus dem Bett. Wohin soll ich denn, du Superschlaue? Jetzt bin ich aufgestanden – und, was soll ich jetzt tun?
    Sie nimmt den Telefonhörer auf, klemmt ihn zwischen Ohr und Schulter und versucht zu wählen. Ihr Finger rutscht ab, sie muß noch einmal von vorn beginnen. Den Blick auf die Tür geheftet, drückt sie auf die drei Tasten, die sie mit dem Polizeinotruf verbinden werden.
    Hier ist der Polizeinotruf, ertönt die altvertraute Tonbandstimme. Im Augenblick sind alle unsere Leitungen besetzt …
    Joanne hört ein Klicken. Eine andere Stimme ist in der Leitung. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen, Linda?« fragt die Stimme; sie klingt unmenschlicher als die vom Tonband. Joanne läßt den Hörer auf die Gabel fallen, hält die Luft an, ist zu entsetzt, um sich bewegen zu können.
    Ich kann mich im Bad einschließen, überlegt sie, aber sie entscheidet sich sofort dagegen. Wie die Traumgestalt in der Glaskabine würde sie sich damit nur selbst in die Falle locken. Mit einer einfachen Haarklammer läßt sich das Türschloß öffnen, und im Badezimmer gibt es nichts, mit dem sie sich verteidigen könnte. Paul hat alle Rasierklingen mitgenommen, als er auszog.
    Ihre einzige Hoffnung besteht darin, ins Freie zu kommen.
    Joanne blickt aus dem Schlafzimmerfenster. Es ist zu hoch; sie würde sich schwer verletzen. Er würde sie finden und ihr den Rest geben.
    Sie muß raus. Vielleicht dreht die Polizei noch immer ihre Runden. Sie blickt auf die Uhr. Es ist nach zwei.
    Wo ist Alan Crosby? In welchem Zimmer wartet er auf sie? Ist er immer noch am Telefon in der Küche, oder hat er sich die Treppe hinauf geschlichen?
    Sie hält weiter den Atem an, lauscht auf das leiseste Geräusch, hört nichts. Verzweifelt sieht sie sich im Schlafzimmer um. Was könnte sie als Waffe benutzen? Einen Kleiderbügel? Einen Schuh? Ihr Blick kehrt zum Telefon zurück. Warum eigentlich nicht? denkt sie, reißt das Kabel aus der Wand, schwingt es wie eine Peitschenschnur auf und nieder.
    Langsam geht sie auf die Tür zu.
    Sie starrt durch die Dunkelheit zur oberen Diele hinauf. Sie sieht nichts. Verbirgt er sich in Lulus Zimmer? In Robins Zimmer? Hatte er sich unter dem Bett versteckt, als sie in den Zimmern der Mädchen nachsah? Beobachtete er sie mit perverser Vorfreude, als sie schlief? Das Herz steckt ihr mitten in der Kehle, die
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