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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer
Autoren: Fielding Joy
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gelauscht. Hat sich alles angehört, was ich meinem Großvater erzählte. Deshalb wußte er, daß die Mädchen im Ferienlager sein würden und daß mein Mann mich verlassen hat …«
    »Sie sind geschieden?« unterbricht Officer Statler.
    »Getrennt lebend«, antwortet Joanne. Bin ich deshalb weniger glaubwürdig? »Auf jeden Fall fingen die Anrufe erst an, nachdem Sam Hensley in das Zimmer meines Großvaters verlegt worden war. Eve hat mich einmal gefragt, wann die Anrufe denn begonnen hätten, und ich konnte mich nicht genau erinnern …«
    »Sam Hensley? Eve?« fragt Officer Whitaker.
    »Sam Hensley ist der Großvater des Jungen. Eve ist meine Freundin. Sie ist die Frau von Brian Stanley, die Frau von Sergeant Stanley. Sehen Sie, es paßt alles zusammen! Woher er meine Telefonnummer hat, woher er wußte, wann ich mir eine neue geben ließ. Ich meine, es ist doch ganz einfach, an die Krankenblätter heranzukommen. Sie werden im Ärztezimmer aufbewahrt.«
    »Der Name des Jungen lautet Hensley?« fragt Officer Statler. Sein belustigter Blick straft seinen ernsten Tonfall Lügen. »Könnten Sie das mal buchstabieren?«
    »Der Name des Alten ist Hensley«, berichtigt Joanne. »Der Junge heißt anders.« Sie versucht auf den Namen zu kommen. »Mein Gott, wie heißt er doch gleich?« Sie sieht den jungen Mann vor sich, aber seine Gesichtszüge sind verschwommen. Sie hat nie richtig darauf geachtet, wie er eigentlich aussah. Er war einfach immer nur da, wie ein Teil des Mobiliars. Er sah ganz nett aus, aber nicht einprägsam.
    Jetzt drängt sich Joanne das Bild der Mutter auf. Sie ist einfacher zu beschreiben. Sie hat Masse, Gewicht, eine tragende Stimme, an die man sich erinnert. »Alan«, hört Joanne die Frau rufen, die Aufforderung an den widerwilligen Jungen, sich von dem kleinen Schwarzweißfernseher im Wartezimmer des Pflegeheims zu lösen. »Alan«, wiederholt Joanne laut. »Mein Gott, wie heißt er nur mit Nachnamen? Alan … Alan irgendwas … Alan Crosby!« ruft sie triumphierend. »Genau. Alan Crosby! Er ist ungefähr neunzehn oder zwanzig. An mehr kann ich mich nicht erinnern. Ich habe ihn eigentlich nie so recht beachtet.«
    »Danke, Mrs. Hunter. Wir werden der Sache nachgehen«, erklärt Officer Statler und schlägt seinen Notizblock zu.
    »Wann?« will Joanne wissen.
    »Wir fangen gleich damit an«, sagt Officer Whitaker, bevor sein Kollege antworten kann. »Es ist Samstag nacht, aber wir tun, was wir können.« Er betrachtet das Telefon. »Ist das immer noch Ihre Nummer?« fragt er, öffnet den Notizblock und schreibt die Nummer auf, die auf dem Telefon angebracht ist.
    Joanne nickt.
    »Versuchen Sie sich zu beruhigen, Mrs. Hunter«, sagt Officer Statler und öffnet die Haustür. »Gestern nacht haben wir einen Typen aufgegabelt, von dem wir ziemlich sicher sind, daß er der Würger ist. Wir müssen nur noch einige abschließende Untersuchungen durchführen, bevor wir die Sache bekanntgeben. Schließen Sie trotzdem gut ab«, rät er und tritt hinaus. »Hier draußen laufen viele rum, bei denen eine Schraube locker ist. Wenn dieser Alan Crosby Ihnen gedroht hat, werden wir dem bald ein Ende bereiten. Ich glaube nicht, daß Sie sich Sorgen machen müssen, aber wenn es Ihnen hilft, besser zu schlafen, fahren wir heute nacht so oft wie möglich an Ihrem Haus vorbei.«
    »Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar. Vielen Dank.« Joanne schließt die Tür hinter ihnen, sperrt zu und schaltet sofort die Alarmanlage wieder ein. »Also«, sagt sie laut, »sieht ganz so aus, als ob ich nun doch in Sicherheit wäre.« Sie knipst das Licht in der Diele aus und geht hinauf ins Schlafzimmer.

30
    Joanne ist erschöpft. Sie hat einen langen Tag und eine unruhige Nacht hinter sich. Aber der Alptraum ist vorüber, und während sie auf ihr leeres großes Ehebett starrt, freut sie sich schon auf das schöne Gefühl, ihren Kopf ins Kissen sinken zu lassen. Sie hat sich sogar daran gewöhnt, allein zu schlafen. Es ist wie mit allen andern Dingen auch, denkt sie, während sie sich auszieht, man paßt sich an.
    Sie geht ins Bad und dreht den Wasserhahn der Badewanne auf. Sie fühlt sich wie gerädert; alle Muskeln ihres Körpers tun weh; sie braucht jetzt ein entspannendes heißes Bad, dann wird sie auch gut schlafen können.
    In ihrem Kopf wirbeln Gedanken an Eve, an die Polizei, an Alan Crosby durcheinander. Ich will nicht daran denken, beschließt sie und schiebt alles Unangenehme von sich.
    Sie sieht ihren nackten Körper im
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