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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer
Autoren: Fielding Joy
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Eingangstür erscheinen, in dem Paul und die Mädchen das Haus verlassen, so daß er nur einen ganz kurzen Blick auf sie werfen kann – genug, um ihm den Mund wäßrig zu machen, um ihn noch einmal zum Nachdenken zu bringen über das, was er getan hat.
    Schon zu spät. Lulu ist an der Tür, da kommt Joanne jetzt nicht mehr vorbei. Eine Hand auf der Türklinke, dreht Lulu sich zu ihrer Mutter um, deren Mund sich automatisch zu einem Lächeln verzieht. »Du siehst hübsch aus, Mom«, versichert Lulu ihr. Sie öffnet die Tür.
    Der Fremde, der die beiden begrüßt, ist Paul Hunter, seit fast zwanzig Jahren Joannes Ehemann. Er ist mittelgroß und von normalem Körperbau, aber Joanne bemerkt neue Muskeln, die sich unter seinem blauen, kurzärmeligen Hemd abzeichnen – zweifellos das Ergebnis des seit kurzem regelmäßig betriebenen Gewichthebens. In diesem Augenblick findet sie, daß ihr seine Arme so besser gefallen, wie sie sie immer gekannt hat: eher dünn, nicht so muskulös. Es ist ihr immer schwergefallen, sich an Neues zu gewöhnen. Wahrscheinlich ist dies einer der Gründe, weshalb Paul sie verlassen hat.
    »Hallo, Joanne«, sagt er freundlich, einen Arm um ihrer beider jüngste Tochter gelegt. »Du siehst gut aus.«
    Joanne versucht etwas zu erwidern, aber die Stimme versagt ihr. Sie fühlt, wie ihre Knie schwach werden, sie hat Angst, jeden Moment zu Boden zu sinken oder in Tränen auszubrechen – oder beides. Aber das will sie nicht. Es würde Paul beunruhigen, und das ist das letzte, was sie möchte. Mehr als alles andere will sie, daß der Mann, mit dem sie seit beinahe zwanzig Jahren verheiratet ist, sich in seinem eigenen Haus wohl fühlt, denn sie hofft noch immer, daß er sich zur Rückkehr entschließt. Schließlich ist noch überhaupt nichts endgültig entschieden. Es ist erst zwei Monate her. Er ist noch dabei, ›über alles nachzudenken‹. Noch ist sie erst in der Vorhölle, und ihre Zukunft ist dort, wohin seine Entschlüsse sie beide letztlich führen werden.
    »Wie geht es dir denn so?« fragt er. Seine Gegenwart füllt den ganzen Raum aus.
    »Gut«, lügt Joanne, wissend, daß er ihr glauben wird, denn es ist genau das, was er glauben will. Er wird nicht die Sehnsucht in ihren Augen sehen und nicht das Zittern ihrer Stimme hören – nicht weil er ein grausamer Mensch ist, sondern weil er sich fürchtet. Er hat Angst davor, in ein Leben zurückgeschleift zu werden, das er nicht mehr führen will. Und er hat Angst, weil er nicht weiß, durch was er dieses Leben ersetzt sehen möchte.
    »Was ist denn mit deinen Zehen passiert?« fragt er.
    »Mom hat in zu kleinen Schuhen Tennis gespielt«, antwortet Lulu für sie.
    »Sie sehen sehr wund aus«, stellt Paul fest. Joanne bemerkt erst jetzt, wie braun er ist, wie ausgeruht er wirkt.
    »Sie tun aber überhaupt nicht weh«, sagt Joanne, der Wahrheit entsprechend. »Bevor sie rot wurden, hatte ich Schmerzen, aber jetzt sind sie taub.« Joanne denkt, dies wäre wahrscheinlich auch eine gute Beschreibung ihres Lebens, aber sie sagt es nicht laut. Statt dessen lächelt sie und überlegt, ob sie Paul ins Wohnzimmer bitten und Platz nehmen lassen soll.
    Paul sieht auf seine Uhr. »Wir müssen bald los«, sagt er locker, als ob es ihm im Grunde egal wäre, wann sie aufbrechen. »Wo ist Robin?«
    »Ich hole sie«, macht Lulu sich erbötig und verschwindet die Treppe hinauf, läßt die Eltern allein auf einem unsichtbaren Seil, läßt sie ohne die Sicherheit, die ihre Anwesenheit ihnen gäbe.
    »Möchtest du eine Tasse Kaffee?« fragt Joanne, während sie Paul durch die Diele in die große, helle Küche folgt.
    »Besser nicht.« Er geht zur gläsernen Schiebetür, die die Südwand der Küche bildet, und starrt in den Garten hinaus.
    »So ein Saustall!« sagt er kopfschüttelnd.
    »Man kann sich daran gewöhnen«, erklärt Joanne, und ihr wird bewußt, daß es ihr bereits gelungen ist.
    Der ›Saustall‹, den Paul angesprochen und an den Joanne sich gewöhnt hat, bezieht sich auf eine große, leere, mit Beton ausgekleidete, bumerangförmige Baugrube, die ihr neuer Swimmingpool werden sollte. Paul hat ihn entworfen (obwohl er von Beruf Rechtsanwalt ist) und versucht, aus der zur Verfügung stehenden Fläche den größtmöglichen Schwimmbereich herauszuholen. Ursprünglich sollte er eine Art Ersatz für den Sommerurlaub sein – oder, wie der Mann von Rogers Pools sich noch einige Tage, bevor seine Firma pleite ging, ausdrückte: »Ihr Sommerhäuschen ohne
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