Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Mensch wie Du

Ein Mensch wie Du

Titel: Ein Mensch wie Du
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
gesund werden«, dachte er. »Mein Gott – zeige, daß es noch Wunder gibt …«
    Gegen Mitternacht landeten sie in Berlin-Tempelhof.
    Professor Dr. von Kondritz stand an der Maschine, als sie ausrollte. Er fror. Der Wind, der über das Rollfeld trieb, blähte seinen Mantel auf.
    Von der Zollabfertigung her rollte ein geheizter Krankenwagen heran. Zwei junge, weißgekleidete Ärzte sprangen auf die Zementbahn. Langsam öffnete sich die Tür des Flugzeugs, die Treppe wurde herangeschoben. Von der Spitze des Wetterturms kreiste ein Scheinwerfer durch die stürmische Nacht. Rote und grüne Blinklichter zuckten durch die Dunkelheit.
    »Vorsicht!« sagte Kondritz, als die mit dicken Decken umhüllte Bahre aus dem Flugzeug geschoben wurde. »Kanten Sie die Bahre nicht …«
    Ein Zollbeamter trat aus der Dunkelheit heran.
    »Zuerst zum Zollgebäude!« sagte er laut.
    »Lassen Sie uns in Ruhe!« zischte Kondritz. »Hier sind dreißig Pfund Gips!« Die Ärzte schoben den Zöllner zur Seite, die Bahre wurde in den geheizten Wagen gehoben.
    Franz Krone stand auf der fahrbaren Treppe und sah hinüber zum Flughafengebäude. ›Willkommen in Berlin!‹ schrie ihm eine flimmernde Leuchtschrift entgegen.
    Der Zollbeamte verhandelte erregt mit dem amerikanischen Militärarzt. Er wollte darauf bestehen, daß die verdeckte Bahre auf Schmuggelgut untersucht wurde.
    »Deutschland«, dachte Franz Krone. Ein bitterer Geschmack kam ihm auf die Zunge. Professor von Kondritz schrie den Zöllner an, während der geheizte Krankenwagen schon langsam zum Ausgang rollte. »Kommen Sie doch mal her!« brüllte der Zollbeamte, als er Krone sah. »Sie sind der Mann von der kranken Frau? Ihren Paß bitte!«
    Der amerikanische Militärarzt lächelte und gab Krone die Hand. »Good night«, sagte er lachend. »Germany ist immer wie ein schlechter Film – da wollen die Nebenrollen eine große Rolle spielen …«
    Am nächsten Vormittag, nachdem Greta sehr tief geschlafen und Professor von Kondritz durch Beruhigungs- und Herzinjektionen die Operation vorbereitet hatte, wurde unter der Assistenz mehrerer Ärzte die schwierige Rückgratoperation vorgenommen. Sie dauerte fünf Stunden.
    Franz Krone saß im Zimmer des Chefarztes und starrte aus dem Fenster hinaus auf die Terrasse, unter der ein großer Garten lag. Weißlackierte Bänke standen an den Rändern der geharkten Wege. Der Tag war trübe … Schwere Regenwolken hingen über Berlin. Die Bäume und Büsche zitterten unter einem stoßweisen Wind, der die tiefhängenden Wolken vor sich herjagte.
    Ab und zu trat Franz Krone an das große Fenster und sah hinaus in den trüben Tag. Dann überkam ihn wieder die Angst, und er trommelte mit den Fingern gegen die Scheiben oder rannte im Zimmer hin und her.
    Nach drei Stunden würgte ihm die Angst die Luft ab. Er riß den Kragen auf und stürzte auf den Flur. Eine Schwester, die an ihm vorbeieilte, hielt er am Arm fest.
    »Wie geht es meiner Frau?« keuchte er. Er war bleich und zitterte wie in einem Anfall von Schüttelfrost.
    Die Schwester hob die Schultern. »Ich weiß nicht … Der Herr Professor operiert noch …«
    »Noch immer? Schon drei Stunden?« Er schlug die Hände vor die Augen und schwankte in das Zimmer zurück.
    Drei Stunden … Er drückte die Stirn gegen die kalte Scheibe des Fensters und schloß die Augen. »Ich halte das nicht mehr aus«, dachte er. »Ich werde wahnsinnig … Was machen sie bloß mit ihr? Warum dauert es so lange? Ist sie vielleicht schon tot, und sie wollen es mir nicht sagen? Halten sie mich nur hin?! Eine Operation kann doch keine drei Stunden dauern! Sie ist gestorben … Sie ist ihnen unter den Händen gestorben, und sie sagen es mir nicht! Sie suchen erst nach einer Erklärung, um mir dann zu sagen: ›Sie ist gestorben.‹«
    Er hieb mit den Fäusten gegen die Wände und schrie plötzlich. »Greta!« brüllte er. »Greta! Du darfst nicht sterben! Nein! Nein! Gebt mir meine Frau wieder!«
    Er wollte aus dem Zimmer rennen, hin zum Operationsraum, als er auf einen Arzt prallte, der gerade die Tür öffnete. Mit einem Schrei fiel er ihn an wie ein wildes Tier und umklammerte seine Rockaufschläge.
    »Was ist mit ihr?« heulte er. »Ist sie tot?! Sagt es doch, daß sie tot ist! Sagt es doch!«
    Der Arzt nahm Franz Krone wie ein Kind an der Hand und führte ihn zu einem Sessel. Er drückte ihn hinein und hielt seine Hand fest. Mit starren Augen sah ihn Krone an.
    »Sie sind so still …«, stammelte er. »Sie sind so leise
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher