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Ein Mensch wie Du

Ein Mensch wie Du

Titel: Ein Mensch wie Du
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sie? Ja? 'raus! An die Arbeit! Amigo mio –« Er stürzte auf Krone zu und umarmte ihn. Er küßte ihn schmatzend auf beide Wangen und drückte ihn immer wieder. »Sie sind wieder da?! Ihre Stimme ist nicht weg?! War alles nur ein Reklametrick von Caricacci, was? Guter Trick! Sehr wirkungsvoll! Genial! Die ganze Welt wird kopfstehen: Corani, der stumme Sänger, singt wieder! Und schöner, voller, gereifter als bisher! Ich werde verrückt vor Freude.«
    Franz Krone lächelte. Er befreite sich aus den Armen Giulios und rückte seine Krawatte gerade. »Noch eins, Giulio«, sagte er. »Bevor ich überhaupt einen neuen Vertrag eingehe und den Kalaf in ›Turandot‹ singe – als Honorar das Doppelte wie damals!«
    »Ich werde verrückt vor Kummer!« schrie Giulio auf. »Das Doppelte?!«
    »Ich brauche Geld, viel Geld! Nicht für mich – für meine Frau. Sie muß wieder gesund werden.«
    »Amigo – sagen wir: Die Hälfte mehr«, stöhnte Giulio.
    »Das Doppelte – oder ich singe in der Scala!«
    »Diavolo!« Giulio setzte sich schwer auf seinen Stuhl. »Das ist Mord! In der Scala?! Du bekommst das Doppelte, du Lump, du Erpresser!« Aber er lachte dabei und wischte sich mit einem großen Seidentuch den Schweiß von der Stirn.
    Am Dienstag war die Pressekonferenz, am Mittwoch las es die Welt: ›Corani singt wieder!‹ Am Donnerstag landete Caricacci aus Madrid kommend in Rom und fiel Krone um den Hals. Am Freitag war die erste und letzte Probe mit Aurelia Spinelli als Turandot. Am Samstag flatterte ein Telegramm aus Hollywood auf den Tisch Krones. ›Viel Glück und Erfolg stop Ich freue mich mehr als Worte sagen können stop Ich bin mit dir glücklich stop Sandra.‹ Franz Krone zerriß das Telegramm in ganz kleine Stückchen und warf sie aus seinem Hotelfenster hinab in den Tiber, der unter ihm träge dahinfloß.
    Caricacci sah es und trat an das Fenster. »Sandra?« fragte er. »Ja. Aus Hollywood.« – »Sie will kommen?«
    »Ich weiß es nicht. Aber es ist gleichgültig, ob sie kommt oder nicht. Sie steht für immer außerhalb meiner Gedanken. Ich habe eine Frau – und nur für sie muß ich jetzt singen. Ihr Leben, ihre Gesundheit hängen an meiner Stimme.«
    »Und wenn Sandra doch kommt?«
    »Dann sprich mit ihr und sage ihr, daß ich verheiratet bin und meine Frau liebe, mehr, als es Sandra empfinden kann!«
    Am Sonnabend war die Premiere der ›Turandot‹ von Puccini. Mit geschlossenen Augen, mit stockendem Atem hörten die Menschen Francesco Corani als Kalaf. Sein ›Nessun dorma – Keiner schlafe‹ erschütterte das weite Rund der Oper. Als der riesenhafte Gong am Ende der Arie ertönte, erhoben sich die Zuhörer und trampelten, daß Orchester und Chor in diesem vulkanischen Jubel untergingen.
    Nach drei Abenden in Rom verließ Franz Krone Italien und kehrte nach Sparta zurück. Eine Spezialmaschine der amerikanischen Luftwaffe – ein Lazarettflugzeug – wartete auf einem Feld außerhalb der Stadt.
    Mit einem großen Lazarettwagen wurde Greta in ihrer Gipswanne zu dem Flugzeug gefahren. Vorsichtig hob man die schwere Bahre in das Innere des silbernen Vogels, ein Arzt der US-Army nahm sie in Empfang. Dann wurde die Tür geschlossen, die beiden Motoren brüllten auf, ein Zittern ging durch den Leib der Maschine.
    Franz Krone saß neben der Bahre auf einem Hocker und hielt die Hände Gretas. Ihr Gesicht lag im Schatten, er konnte es nicht sehen, aber an dem Zucken ihrer Hände merkte er, daß sie weinte. »Mut«, sagte er leise. »Nur Mut, Greta. Ich weiß, daß wir dir helfen können … Ich weiß, daß Gott es will.« Er senkte den Kopf und fügte leise hinzu: »Ich weiß es, weil er mir nicht vergebens die Stimme wiedergegeben hat.«
    Ruhig zog der silberne Vogel über den Wolken nach Norden. Wenn die Wolkendecke aufbrach, leuchtete das rote Kreuz unter seinen Tragflächen weit über das Land.
    Greta schlief jetzt. Der Arzt in Sparta hatte ihr noch eine Beruhigungsinjektion gegeben. Franz Krone saß vorne bei den Piloten in der kleinen, gläsernen Kanzel und blickte hinunter über das schwach bewegte Mittelmeer, das sie überflogen. Der Militärarzt legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Ich habe Sie in Frisco gehört«, sagte er in gebrochenem Deutsch. »Vor etwa zweieinhalb Jahren … Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen, daß Ihr deutscher Arzt die Operation machen kann.«
    Franz Krone nickte dankbar. Er sah über die Köpfe der Piloten hinweg in den Himmel, in die ziehenden Wolken. »Laß sie
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