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Ein Mann zum Abheben

Ein Mann zum Abheben

Titel: Ein Mann zum Abheben
Autoren: Kim Wright
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Kisten heraufgetragen und leere Kisten hinunter. Aber das ist es wert. Mir gefällt es hier oben. Ich bin so groß wie die Gipfel der Bäume, und der Windhauch, der durch die offenen Fenster dringt, ist frisch und süß. Garcia schlägt mit der Pfote gegen die Scheibe und ein leiser grollender Ton dringt aus ihrer Kehle. Sie hat noch nicht verstanden, dass ihre Jagdtage vorbei sind.
    »Du siehst sie, nicht wahr?«, frage ich sie. »Ich muss dich beim Wort nehmen, weißt du, denn ich bin halbblind.« Toll. Der erste Tag allein, und schon unterhalte ich mich mit der Katze.
    Ich klopfe auf das Bett, doch sie springt nicht herüber, um sich neben mich zu legen. »Ich glaube, dass wir beide ziemlich bald wirklichen Frieden empfinden werden.«
    Sie schaut mich skeptisch an. Den Kopf zur Seite gelegt wie Kelly.
    »Nein, ich meine das wirklich so. Alle glauben, das ist der schwere Teil, aber ich weiß, dass wir das Schlimmste hinter uns haben.«
    Es klingelt an der Tür. Ich höre es zum ersten Mal.
    Jeff steht da, an den Rahmen gelehnt, die Daumen in den
Gürtelschlaufen seiner Jeans. »Ich habe nur einen Augenblick Zeit«, sagt er. »Aber ich wollte vorbeischauen und mich vergewissern, dass es dir gutgeht.«
    »Am Montag habe ich ein Vorstellungsgespräch beim Community College. Es könnte sein, dass sie eine Keramiklehrerin brauchen.«
    »Das meinte ich nicht«, sagt er. »Ich habe gehört, das Tory dieses Wochenende bei Phil bleibt.« Sein Blick ist besorgt. »Bist du sicher, dass es eine gute Idee ist?«
    »Er hat Tory nie wehgetan. Ich habe dir die Wahrheit gesagt. Das war das erste und einzige Mal, dass Phil mich geschlagen hat. Er ist in Ordnung.«
    »Es tut mir leid«, sagt er einmal mehr. Seit zwei Wochen sagen die Leute zu mir nichts anderes mehr. »Nancy hat gedacht, sie hätte Blutergüsse gesehen, und ich hätte auf sie hören sollen.«
    »Das war viel komplizierter. Eines Tages, wenn du und ich richtig alt sind, setzen wir uns hin, ich schenke dir eine Tasse Kaffee ein und erzähle dir die ganze Geschichte.«
    Er lächelt, als ich das sage, ist aber nicht getröstet. »Man kennt die Menschen nie richtig, oder?« Er schaut an mir vorbei in die leere Wohnung. »Man weiß nie, was in einer Ehe wirklich vor sich geht.«
    Ich sehe ihm an, dass ihm sein Eingeständnis wehtut. Immerhin ist er Pfarrer, er ist Eheberater. Er war unser Freund. Es war seine Aufgabe festzustellen, was in unserer Ehe vor sich ging. Einen Augenblick denke ich, er streckt die Hand aus, um mich zu berühren, aber er hält kurz vor meinem Arm inne und packt stattdessen den Türrahmen, als hätte er vorübergehend das Gleichgewicht verloren. »Es ist nicht das, was du glaubst«, versichere ich ihm. »Er wird gut zu Tory sein.«
    »Aber wenn du je …«

    »Was? Eine Stelle bei der Kirche brauche?«
    Er hat die Güte zu lächeln. »Nancy wird in ein oder zwei Tagen vorbeischauen. Sie kann jetzt noch nicht kommen. Sie fühlt sich schlecht wegen dem, was geschehen ist.«
    »Jeff, zu dieser Geschichte gehört noch weitaus mehr.«
    »Sie denkt, sie hätte es verhindern können.«
    »Wie? Sag ihr, dass ich niemandem böse bin. Ich dachte, ich könnte es alles auf die Reihe kriegen. Ich dachte, ich hätte alles unter Kontrolle. Aber dann - ich weiß nicht, am Ende ging alles so schnell, dass niemand etwas hätte aufhalten können. Es ging an dem Morgen los, als die Katze gestorben ist.«
    »Heute … was wirst du heute machen.«
    »Fertig auspacken. Und dann wird Kelly mit mir zum Essen gehen. Es wird mir gutgehen, wirklich.«
    Über Jeffs Schulter hinweg sehe ich, dass Belinda die Treppe hochkommt. In den Händen hält sie eine rechteckige Kasserolle. Diese ist mit Alufolie zugedeckt, und zum ersten Mal seit zwei Wochen füllen sich meine Augen mit Tränen.
    »Sie stammt nicht von einer Verstorbenen«, sagt sie leicht schnaufend, als sie die letzten Treppenstufen nimmt. »Ich habe sie selber gemacht. Aber es ist eine echte. Hühnchen und Nudeln und Campbells Pilzcremesuppe.«
    »O mein Gott. Danke dir. Ich lege sie in die Tiefkühltruhe.«
    Sie wirft einen Blick in mein Wohnzimmer mit dem einzelnen Klappstuhl, den ich normalerweise in meinem Auto aufbewahre und mit zu Torys Softballspielen nehme, mit der Lampe, die auf dem Boden steht, dem auf der Seite liegenden Staubsauger und dem unsäglichen türkisfarbenen Teppich, und sagt: »Mir gefällt, wie du das hier gemacht hast.«
    »Danke. Ich werde zur Minimalistin.«

    Plötzlich fällt mir auf, dass
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