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Ein Magier auf Höllentrip

Ein Magier auf Höllentrip

Titel: Ein Magier auf Höllentrip
Autoren: Craig Shaw Gardner
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vier aneinandergeknotete Schals heraus.
    Ich lachte und schlang mir die Schals um den Hals. »Nein!« rief ich und holte aus dem Inneren der Kappe einen Strauß Gänseblümchen heraus.
    »Wuntvor?« vernahm ich eine sanfte Stimme.
    Ich sah auf und erblickte die wunderschöne Alea, die mich durch ein Fenster beobachtete.
    »Alea!« rief ich zurück. Sie lächelte ihr strahlendes Lächeln. Ihr Haar schimmerte prächtig wie immer im Sonnenlicht. Ich hielt Blumen in meinen Händen – was konnte wohl selbstverständlicher sein, als daß ich sie ihr als Geschenk überreichte? Es stimmte zwar, daß nun, da ich Norei hatte, Aleas und meine Beziehung eine Angelegenheit der Vergangenheit war, doch ich erinnerte mich gerne und zärtlich jener Vergangenheit, und Aleas Augen glänzten in der Farbe des Sommerhimmels.
    »Wuntie?« wiederholte Alea.
    »Hier«, sagte ich und hielt ihr die Gänseblümchen hin. »Ich schenke sie dir.«
    »O Wuntie!« quiekte Alea vor Vergnügen. »Ich bin sofort bei dir.«
    Bei mir? Einwände machten sich geltend, doch ich schob sie beiseite. Wie konnte sie wissen, daß ich ihr nicht einfach die Blumen durch das Fenster reichen und dann mit meiner Arbeit fortfahren wollte? Nun gut. Ich nahm an, daß es auf diese Weise wirklich romantischer sein würde, und irgendwie schuldete ich Alea das, nach all dem, was wir einst einander bedeutet hatten. Es würde schließlich nicht länger als eine Minute in Anspruch nehmen, ihr die Blumen zu überreichen und dann weiterzusuchen.
    Sie trat durch die Tür auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers ein. Sie hatte sich beeilt, und ihre Brust hob und senkte sich heftig aufgrund der Anstrengung. Ich war sprachlos, wie gut sie selbst in diesem Zustand aussah.
    »Sind diese Blumen für mich?« brachte sie nach einigen Sekunden heraus.
    »Ja!« erwiderte ich und hielt ihr die Gänseblümchen mit meiner freien Hand hin. »Ich dachte mir, daß es nett wäre, dir ein kleines Präsent zu machen – nach all dem, was wir uns einst bedeutet haben!«
    »Wie reizend!« rief sie aus und nahm den Strauß. Ein engelhaftes Lächeln legte sich über ihre Züge, als sie den Duft der Blumen einatmete. Ich bemerkte, daß die Gänseblümchen ziemlich gut zu ihrem Haar paßten.
    Der Zauberhut in meiner Hand bekam plötzlich mehr Gewicht. Verwirrt griff ich hinein und holte einen langen Strang von Schals heraus.
    Alea klatschte in ihre Hände. »Oh, wie klug! Kannst du das noch einmal machen?«
    »Nein«, entgegnete ich stirnrunzelnd. Die Anzahl der Schals schien sich mit jeder Wiederholung des Schlüsselwortes zu vervielfachen. »Ich hätte es besser sein gelassen. Ich würde es nicht so gerne sehen, wenn dieser ganze Ort hier in Schals ersticken würde.«
    Der Hut in meiner Hand wurde immer schwerer. Ich stellte ihn auf den Kopf, und ein riesiger Strauß Gänseblümchen kullerte auf den Boden.
    »Oh, wie süß! Sind die auch für mich?«
    Ich starrte mit einer gewissen Besorgnis auf diese Blümchen. Was hatte ich denn jetzt schon wieder gesagt, um sie zu beschwören?
    »Wuntie?« brachte sich Alea wieder in Erinnerung.
    »Sind diese Blumen für dich?« wiederholte ich leicht genervt. »Meinetwegen, wo du schon mal da bist.«
    »Wuntie!« schmollte Alea. »So überreicht man keine Geschenke!«
    Sie hatte recht. Nur weil die Magie ein wenig außer Kontrolle geraten war, durfte ich noch längst nicht so grob zu ihr werden. Ich stammelte eine Entschuldigung.
    »Schon gut«, antwortete Alea großzügig, während sie sich die Gänseblümchen vom Boden zusammenlas. »Ich weiß, daß du in jüngster Zeit ziemlich unter Druck gestanden hast wegen des Verschwindens von Vushta und all diesen Dingen.« Sie lächelte spitzbübisch. »Ich kenne eine gute Art, um dich abzulenken.«
    »Alea?« stieß ich leicht beunruhigt hervor. Ihre blitzschnelle Annäherung hatte mich doch etwas aus der Fassung gebracht.
    Ihr Gesicht befand sich unglaublich nah an meinem, und ihre Lippen waren womöglich noch näher.
    »Jeder Mann« – ihr Flüstern war zugleich langsam und heiser – »jeder Mann, der einer Frau so viele Blumen schenkt, verdient eine Belohnung.«
    Und dann küßte sie mich.
    »Nein!« schrie ich. Wußte Alea denn nicht, daß ich Norei versprochen war? Ein Austausch von Geschenken war eine Sache, doch Küsse…
    Meine Gedanken legten eine Ruhepause ein. Ich hatte ganz vergessen, wie gut Alea küssen konnte.
    Der Zauberhut in meiner Hand wog schwerer denn je. Ich stülpte ihn um, und ein riesiger
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