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Ein Magier auf Höllentrip

Ein Magier auf Höllentrip

Titel: Ein Magier auf Höllentrip
Autoren: Craig Shaw Gardner
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gut, das ist etwas vollkommen anderes. Verdammnis impliziert Angst. Und über Angst rede ich jederzeit gerne!«
    Snarks, der Dämon, murmelte düster etwas aus der Tiefe seiner Gewänder. Der Monolog des Fremden hatte uns alle vor Schrecken verstummen lassen.
    »Dort!« wies Ebenezum auf den Staub vor uns, aus dem sich nunmehr eine Gestalt herausschälte, die ein Gewand von der roten Farbe des Blutes trug.
    Hendrek zog seine magische Kriegskeule aus dem Sack. Ebenezum zog sich geschwind zurück und hielt sich die Nase zu.
    »Verdammnis«, wiederholte Hendrek.
    »Ist es nicht so?« setzte der sich nähernde Mann das Gespräch fort. »Nun, zumindest war es die Verdammnis für Vushta. Ich nehme an, daß ihr hierhergekommen seid, um Vushta zu besichtigen. Eine Schande, daß man euch nicht informierte, daß es sich nicht länger an dieser Stelle befindet. Aber bedenkt, daß man sozusagen keinen von uns über die Abreise der Stadt informiert hat. In dem einen Augenblick war sie noch da, da drüben hinter dem Hügel, und einen Augenblick später…« Der Fremde winkte mit seiner knochigen Hand ab.
    Ebenezum signalisierte Hendrek, seine Keule wieder einzusacken.
    Als der Krieger ihm Folge geleistet hatte, trat der Zauberer erneut vor.
    »In der Tat«, hob der Magier an. »Sind wir uns nicht schon einmal begegnet?«
    Der Fremde stoppte ein paar Schritte vor uns. Er war völlig ausgezehrt, schon in fortgeschrittenem Alter, und seine runzlige Haut spannte sich straff über Schädel- und Fingerknochen.
    Sein gesamter Körper – Gesicht, Hände und auch Kleider – war von einer feinen Staubschicht bedeckt, was ihm alles in allem eine geradezu antike Patina verlieh.
    »Das ist möglich.« Der Fremde nickte. »Denn sind wir uns alle nicht schon irgendwann einmal begegnet, wenn nicht in diesem Leben, dann in einem anderen oder auf einer anderen Ebene oder in einer früheren Existenzform – ja womöglich in der Zukunft? Denn was ist schon Zeit – nur ein willkürliches Ordnungsmodell, das wir Sterblichen…«
    »Aber natürlich, wir sind uns begegnet!« unterbrach Ebenezum das philosophische Gebrabbel seines Gegenübers. »Seid Ihr nicht einer der Dozenten an der Hohen Akademie von Vushta für Magie und Zauberei?«
    »Dozent?« Die Stirn des Mannes legte sich bedenklich in Runzeln. »Ich habe einen ordentlichen Lehrstuhl am Kolleg der Magier inne!«
    »Äh, ja.« Ebenezum kratzte sich nachdenklich den Schnurrbart. »Verzeiht meine Unaufmerksamkeit. Ich hatte Eure Magnifizenz vergessen.«
    »Schon gut.« Der alte Professor lächelte nachsichtig. »Unaufmerksamkeit ist uns allen unglücklicherweise von Zeit zu Zeit gemeinsam. Auf unseren Flügen ins All vergessen wir, was sich in unserer Hand befindet. Erwähnte ich bereits, daß es möglicherweise in meiner Macht gelegen hätte, Vushta zu retten? Aber wie Ihr seht, neigt sogar ein C4-Professor hin und wieder zu kleineren Irrtümern. Was jedoch wahrhaft zählt, ist die Art und Weise, in der wir mit unseren Versäumnissen umzugehen verstehen, wenn wir erst einmal entdeckt haben…«
    »In der Tat«, schaltete sich Ebenezum mit etwas größerem Nachdruck als üblich ein. »Und ist Euer Name tatsächlich Snorphosio?«
    »Warum? Ja«, erwiderte der Ältere schließlich, ein wenig aus dem Konzept gebracht. »Doch wenn Ihr es recht betrachtet: Was ist schon ein Name? Nichts als ein Etikett, das wir unserer unsterblichen Seele umhängen – oder durchtränkt das So-Sein dieser unbedeutenden Silben unser Da-Sein etwa in irgendeiner Weise, auf daß wir…«
    »In der Tat!« schrie Ebenezum, wobei er so in die Hände klatschte, daß bei dem gewaltsamen Zusammentreffen der beiden Handflächen ein zufälliger Schaden für den alten Herrn wohl nicht ganz auszuschließen war. »Ist nicht die theoretische Magie Euer Spezialgebiet?«
    »Wieso, also… ja.« Snorphosios Lächeln wurde womöglich noch breiter. »Ich liebe es, die Magie so global wie möglich zu betrachten. Doch was genau ist Magie? In welcher Weise unterscheidet sie sich vom wirklichen Leben? Oder ist Magie nur wirkliches Leben unter einem anderen Vorzeichen? Oder erscheint es uns nur so, als existiere Magie tatsächlich? Oder bilden wir uns etwa nur ein, daß das wirkliche Leben…«
    »Ich habe bei Euch studiert«, schnitt Ebenezum ihm diesmal das Wort ab.
    »Wirklich?« Snorphosio war überaus erfreut. »Belegtet Ihr ›Grundvorlesung A: Theoretische Magie‹ oder ›Die Beschwörung des Unbeschwörbaren‹? Erinnert Ihr Euch
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