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Ein leises boeses Fluestern

Ein leises boeses Fluestern

Titel: Ein leises boeses Fluestern
Autoren: Theodus Carroll
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seinen kräftigen Armen zugriff. Einmal hatte sie seinen Arm berührt und war überrascht gewesen, wie fest sich die Muskeln unter den wolligen dunklen Haaren auf seiner Haut anfühlten.
    Ihr Blick glitt über den Fischteich, die abfallende Terrasse und die Eibenhecke an deren Ende. Plötzlich wurde es ihr auf der unteren Veranda zu kalt. Mit kindlichem Temperament rannte sie über den Rasen und warf sich auf eine der Bänke.
    »Deine Gäste werden bald hier sein«, meinte Max und lächelte.
    Clarissa hob das glatte blonde Haar von ihrem Nacken. »Weißt du schon, daß der Hartriegel blüht?« fragte sie. »Der ganze Berg bis zum Fluß hinunter ist ein Blütenmeer. Die meisten sind weiß, aber es sind auch rosafarbene dabei. Wußte meine Mutter, wie dumm du bist, als sie dich angestellt hat? Ich möchte wetten, sie wußte es nicht. Sie hört einem nie zu. Wenn du also einfach still gewesen bist, hat sie dich bestimmt für intelligent gehalten. War das so, Max? Hast du geschwiegen, um sie nichts merken zu lassen?«
    Max setzte sich auf die gegenüberliegende Bank. »Der Hartriegel blüht seit gestern«, stellte er ruhig fest. »Was hast du da in der Hand?«
    Clarissa zeigte ihm die Apfelstücke. »Willst du eins?« Er nahm sich ein Stück.
    »Ich glaube, ich bin froh darüber, daß du diesen Sommer wieder hier arbeitest«, verkündete sie. »Es wäre schrecklich, wenn ich niemanden als Louise hätte. Mit älteren Damen hat man nie irgendwelchen Spaß.«
    »Du hast sie noch nicht Blindekuh spielen sehen.«
    »Du willst mir nur nicht recht geben.«
    »Louise nimmt ihre Pflichten sehr ernst. Sie hat eine Schachtel mit Gewinnen für die Spiele heute nachmittag fertiggemacht.«
    Clarissa aß das letzte Apfelstück und wischte ihre Hände am Gras ab. »Ohne dich wäre es hier ziemlich langweilig, Maxie. Für einen ausgeflippten Dreißigjährigen bist du recht interessant. Und der Garten sieht hübsch aus. Die Zwiebeln, die du im Herbst gesetzt hast, machen sich wirklich gut.«
    Ein Wagen bog in die Abzweigung ein, und Clarissa rannte auf die Zufahrt. Der Schulbus war angekommen.
    Max ging in die Küche, um Louise zu helfen. Die Anrichte stand voller Tabletts mit Sandwiches und Bandrosetten.
    »Da schicken sie uns acht kleine Mädchen, und wir haben genug Kuchen, um zwanzig abzufüttern.« Louise löffelte Zucker in eine große Karaffe mit rosafarbener Limonade, holte Eis aus dem Kühlschrank und steckte die Würfel ebenfalls hinein.
    »Das hat nichts zu bedeuten.« Max ergriff die Kristallkaraffe. »Die Schuldirektorin würde doch Clarissas Geburtstagsparty nicht absichtlich verderben.«
    »So? Es ist zwar schon eine ganze Reihe von Jahren her, aber die Leute haben immer noch nicht vergessen, was in diesem Haus vorgegangen ist … Und gerade Kinder …«
    »Komm, komm, Lou.« Max kniff sie in die Wange. »Hol deine Überraschungen!«
    Louise öffnete den Eckschrank und nahm die Schachtel mit Gewinnen, die sie vorbereitet und in buntes Papier gewickelt hatte. »Na schön. Gehen wir.« Sie machte sich auf den Weg zur unteren Veranda.
    Die Mädchen saßen rings um den Fischteich und sahen Clarissa zu, die mit einem Stock in den Wasserlilien herumstocherte.
    »Du wirst die armen Kaulquappen nur umbringen«, rief Louise. »Laßt uns etwas Netteres spielen.« Sie lächelte den Mädchen freundlich zu. »Ich melde mich freiwillig als Blindekuh.«
    Max band ihr ein gefaltetes Taschentuch um die Augen, drehte die dicke Frau zweimal im Kreis herum und dirigierte sie weg von dem Teich auf den offenen Rasen zu. Die Mädchen quietschten und rannten hinter die niedrigen Hecken.
    Max hatte seine Freude an den jungen Mädchen in ihren hellen Sommerkleidern, und vor allem an Clarissa. Sie sprang mehrmals dicht an Louise vorbei und forderte geradezu heraus, gefangen zu werden. Aber plötzlich sonderte Clarissa sich ab und ging auf die Gruppe großer Eichen zu, die an der Kurve der Zufahrt standen. Das Mädchen stand dort allein, ein Schatten unter den knospenden Bäumen, und irgend etwas fesselte ihre Aufmerksamkeit. Max rief nach ihr. Dort war nichts; er konnte sehen, daß sie ganz allein an einem Stamm lehnte. Aber er rief trotzdem, denn irgend etwas beunruhigte ihn.
    Clarissa drehte sich nach ihm um und winkte. Doch in diesem Augenblick kündigte Louise an, alle sollten an den Tisch kommen.
    Als Kuchen und Eis verzehrt waren und der Limonadenkrug viermal nachgefüllt worden war und als alle Spiele gespielt und alle Preise verteilt waren,
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