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Ein leises boeses Fluestern

Ein leises boeses Fluestern

Titel: Ein leises boeses Fluestern
Autoren: Theodus Carroll
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»Hast du irgendwem von den Zwillingen erzählt?«
    »O nein!« Plötzlich rückte sie ein Stück auf ihn zu und hielt ihr Gesicht nahe an seins. »Niemand darf es erfahren. Nur du. Sie sagten, mit dir dürfe ich darüber reden.«
    »Mit Louise nicht?«
    »Besonders mit Louise nicht. Sie würde es nicht verstehen.«
    »Ja.« Max stieß den angehaltenen Atem aus. »Louise würde sich Sorgen machen. Wir wollen vor Louise nichts verheimlichen, aber daß sie sich Sorgen macht, das wollen wir auch nicht. Setz dich gerade hin«, befahl er. »Ich will dir etwas sagen, was ein Geheimnis zwischen uns beiden sein soll.«
    Clarissa zog sich von ihm zurück, setzte sich gerade hin und kreuzte die Beine unter dem Rock.
    In der Stille des späten Nachmittags hörten sie einen Lieferwagen in die Zufahrt einbiegen. Der Kies knirschte unter seinen Reifen. Er hielt, und ein großer, dünner Mann stieg aus. Er schien etwa in einem Alter mit Max zu sein. Er winkte ihnen zu, und dann kam er den grasbewachsenen Abhang hinunter, an dem Fischteich vorbei und auf den Holzapfelbaum zu.
    »Was hast du in der letzten Zeit getrieben, Max?« rief der Mann, während er sich langsam näherte. Die Schatten der Apfelblätter und -blüten tanzten über sein Gesicht. Er schnippte einen Zigarettenstummel in den Garten. »Lange nicht gesehen. Wie geht’s?« Er sah auf Clarissas schlanke Beine.
    Max stand hastig auf und klopfte sich Grashalme von seinen Jeans. »Kennst du Mr. Clover schon, Clarissa?«
    Clarissa erhob sich. »Clovers Futtermittelgeschäft?«
    »Arnold Clover ist mein Name. Nennen Sie mich einfach Arnie, kleine Lady.«
    Clarissa blinzelte im Sonnenschein. Dann bückte sie sich und zog ihre Kniestrümpfe hoch.
    »Wollte in den nächsten Tagen bei dir reinschauen«, wandte Max sich an Arnold Clover. »Wir könnten einen Rasensprinkler gebrauchen.«
    »Kaufen oder mieten?«
    »Mieten. Mr. Stackpole kommt erst in ein paar Wochen wieder nach Hause. Ich brauch’ den Sprinkler gleich.«
    »Ich hab’ einen im Wagen.« Arnold Clover machte sich in Richtung der Zufahrt auf den Weg. »Den kannst du haben, wenn du willst.«
    Sie gingen über den Rasen.
    »Die Blaugrasmischung, nach der du gefragt hast, ist heute morgen reingekommen«, berichtete Arnold. »Die ist gut für alle schattigen Stellen.«
    An dem Lieferwagen angekommen, ließ Max die hintere Klappe herunter und nahm den kleinen Sprinkler heraus. »Danke«, sagte er. »Morgen hole ich mir den Grassamen und etwas Düngemittel. Im Augenblick brauche ich mal bloß das gute Stück hier.«
    Arnold zog einen Beutel auf, streute Tabak auf ein Papierchen, rollte es zusammen und klebte die Kante mit Spucke fest. Er zündete die Zigarette an, paffte ein paarmal und warf das Streichholz weg. »Lou hat wohl keinen Kaffee auf’m Herd?«
    »Louise ist gerade weg«, erklärte Max. »Sie besucht ihre Schwester. Aber sie müßte bald zurückkommen.«
    »Ich komme mal wieder vorbei«, meinte Arnold und lächelte Clarissa an. »Nett, Sie kennengelernt zu haben, kleine Lady.« Er stieg in seinen Lieferwagen ein. »Laß dich bald mal im Laden blicken, Max.« Er ließ den Motor an, winkte und bog um die Ecke.
    Clarissa wandte ihren Blick ab. Mit dem Fuß bohrte sie nach Unkraut, das aus einem Riß im Zement wuchs. »Ich mag diesen Mann nicht.«
    »Warum nicht?« fragte Max. »Arnold ist ganz harmlos.«
    »Harmlos und primitiv. Und du wirkst genauso primitiv, wenn du mit ihm sprichst. Sogar dein Englisch ist primitiv. Warum drückst du dich so aus?«
    Max entfernte den Sprinkler von der Fahrbahn. »Du solltest toleranter sein, Clarissa. Die Menschen sind nun einmal verschieden. Arnie ist ein einfacher Dorfbewohner. Wir sind zusammen zur Schule gegangen. Er hat ein hübsches, einträgliches Geschäft.«
    »Müssen wir Grassamen und all das bei ihm kaufen? Können wir nicht in die Stadt fahren, und wenn es nur ein einziges Mal wäre?«
    Max überlegte. »Das könnten wir natürlich machen.«
    Clarissa zog eine Haarsträhne von ihrer Wange. »Jetzt gleich?«
    »Sobald wir für Louise einen Zettel hingelegt haben.«
    Max fand ein Stück Papier in seiner Brieftasche und schrieb in sorgfältig gemalten Buchstaben eine Nachricht darauf. Das zusammengefaltete Papier legte er unter einen Geranientopf auf den Verandastufen. Clarissa wartete ungeduldig. Dann fuhren sie in Max’ altem Ford-Kombi los. Sie nahmen die Straße, die am Fluß entlangführte.
    Clarissa rutschte auf dem harten Ledersitz hin und her und zog ihre
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