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Ein leicht versalzenes Jahr

Ein leicht versalzenes Jahr

Titel: Ein leicht versalzenes Jahr
Autoren: Frieda Lamberti
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würden, wandert Linde noch einmal durch die Räume. Sie hält das Schlafzimmer für den geeigneten Ort. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Martin von dieser Idee nicht begeistert sein wird und schlage vor, auf sein Eintreffen zu warten und gemeinsam mit ihm zu entscheiden.

Drei kräftige Männer sind nötig, um Eberhard die Treppe heraufzuschaffen. Laut pustend stehen sie vor uns und erwarten ihr wohlverdientes Trinkgeld. Aber Linde macht keine Anstalten, die Jungs für ihren späten und kräftezehrenden Einsatz extra zu belohnen. Während sie Decken und Folie von der Statue entfernt, greife ich zu meinem Portemonnaie und stecke dem Ältesten fünfzig Euro in die Hand.
   »Vielen Dank. Ich bringe Sie noch rasch zur Tür«, sage ich und hoffe, dass sie mir schnell folgen, noch bevor ihr Blick auf den nackten Eberhard fällt. Doch mein Plan geht nicht auf.
   »Kein Wunder, dass der Bursche so schwer war«, lacht der Jüngste.
   »Warum drei?«, will der Mittlere wissen und ich verweise an die Künstlerin.
   »Einen brauchen Männer zum Denken, den Zweiten für die Erfüllung ihrer ehelichen Pflichten und den Dritten zum Fremdgehen.«
Ich halte die Luft an, um keinen weiteren Lachkrampf zu bekommen.

Eberhard wird im Durchgang zur offenen Küche abstellt und Linde schaut ungeduldig auf die Uhr. Ob Martin abends immer erst so spät kommt, will sie wissen und ich nicke.
   »Er ist das Abbild seines Vaters.«
Sie bittet mich, ihr ein Taxi zu rufen. Gern und ohne langen Widerspruch folge ich ihrer Bitte. Auf der Einfahrt verabschiede ich sie gerade mit den Worten, sie möge doch noch einmal wiederkommen, solange sie in Hamburg ist, als Martin seinen Wagen einparkt. Er beobachtet uns einen kurzen Moment lang durch die Windschutzscheibe, bis er sich endlich durchringt, auszusteigen und seine Mutter zu begrüßen. Er scheint ebenso überrascht zu sein, sie zu sehen, wie es mir vor Stunden erging.
   »Seit wann bist du in Hamburg? Hättest du nicht vorher anrufen können?«
Er gibt ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und dann sehen wir beide zu, wie sie ins Taxi steigt.
   »Entschuldigung, Liebling. Ich habe wirklich nichts von ihrem Überfall gewusst. War es schlimm? Bestimmt! Und ausgerechnet heute. Wie geht es dir überhaupt?«
Ich bekomme eine warme Umarmung und wir gehen zusammen ins Haus.

Als ich ihm Eberhard vorstelle, schüttelt er mit geschlossenen Augen den Kopf.
   »Der wandert morgen gleich in den Keller«, beschließt er und wirft seine Jacke über den Triple Ständer.
   »So eine Garderobe hat außer uns keiner «, lache ich und frage, ob er noch Hunger hat. Als ich zugebe, den ganzen Tag auch noch nichts gegessen zu haben inspizieren wir unseren Kühlschrank und Martin bietet an, uns ein Abendbrot zuzubereiten. Eine gute Gelegenheit, ihn über seine Mutter auszufragen.
   »Du findest sie außergewöhnlich? Das ist ja wohl stark untertrieben. Linde ist überspannt, eigensinnig, bizarr, kapriziös und unberechenbar. Ich kann gar nicht zählen, wie oft sie mich und meinen Vater in der Öffentlichkeit lächerlich gemacht hat.«
Ich finde Martin übertreibt. Er meint, ich hätte gut daran getan, mir vor ihrem Auftauchen erst einmal einige Schnäpse zu gönnen.
   »Nüchtern ist diese Frau nicht zu ertragen.«
   »Wie redest du über deine Mutter?«
   »Meine Mutter? Nee, Lotte. Eine Mutter war sie nie für mich. Eher eine durchgeknallte Animateurin, die mich und meinen Bruder in den Ferien mit schwachsinnigen Esoterik Weisheiten ihrer zahlreichen Gurus genervt hat, wenn wir aus dem Internat heimgekommen sind.«
   »So ganz wird sie wohl nicht versagt haben. Sonst wären aus dir und deinem Bruder wohl keine so erfolgreichen Geschäftsleute geworden.«
   »Beruflicher Erfolg ist doch nicht alles. Das weiß ich allerdings auch erst, seitdem wir beide zusammen sind.«
   »Schön zu hören, Schatz. In der Theorie ist meine Botschaft also schon bei dir angekommen. Und wann setzt du deine Erkenntnisse endlich in die Praxis um? Nicht nur reden, sondern auch handeln!«

Wenn dunkel der Dezember war, dann rechne auf ein gutes Jahr

Mittlerweile bin auch ich im Besitz eines Timeplaners. Beim Frühstück gleichen Martin und ich unsere Termine ab, damit es bei den anstehenden Weihnachtsfeiern zu keinen Überschneidungen kommt. Mit meiner Senf Mannschaft geht es in die Alte Mühle zum Ente essen. Solution Partners feiert weniger traditionell. Martins
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