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Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Titel: Ein Kuss fur die Unsterblichkeit
Autoren: Beth Fantaskey
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blicken, als ich davonstolperte. Und noch viel
weniger wollte ich Claudiu und die anderen Ältesten ansehen, die sicher ganz
genau wussten, warum das amerikanische Mädchen, das bei Vegariern aufgewachsen
war, so hastig aus dem Raum stürzte und sich dabei fast in seinem langen,
formellen Kleid verhedderte. »Entschuldigung ...« Die Ältesten rückten ihre
Stühle näher an den Tisch, um mir Platz zu machen. »Es tut mir leid ...«
    Mal wieder
gefährdete ich Lucius' und meine Chance, später im Jahr die entscheidende
»Vertrauenswahl« zu gewinnen, wenn die einflussreichsten Mitglieder der Vladescu-
und Dragomir-Clans zur großen Sommerversammlung der Vampire zusammenkommen
würden. Bei dieser Wahl sollten wir zu König und Königin ernannt werden. Aber
ich konnte einfach nicht länger bleiben, auch wenn ich uns damit zum
Scheitern verurteilte ...
    Ich lief am
Gefangenen vorbei und sah auch ihn nicht an. Doch kurz vor der Tür erblickte
ich jemanden, den ich vorher noch gar nicht bemerkt hatte, obwohl ich mir hätte
denken können, dass sie der Verhandlung um den Mord an ihrem Vater beiwohnen
würde. Meine Cousine Ylenia Dragomir saß ganz in Schwarz alleine in der
hintersten Ecke. Sie war achtzehn Jahre alt, wie ich, aber sehr klein, und
verschwand fast im Schatten, als ob sie nicht wollte, dass man ihr Gesicht
sehen konnte, wenn sie mit anhören musste, wie der Mord an ihrem Vater in allen
Einzelheiten geschildert wurde. Ich wusste nicht, wie das Urteil über den
Gefangenen lauten würde, aber ich hatte mich noch nie so schuldig
gefühlt wie in diesem Moment, als ich aus dem Gerichtssaal stürzte. Ich ließ
nicht nur meinen Mann im Stich, sondern auch die erste und bisher einzige Freundin,
die ich in Rumänien hatte.

Kapitel 2
    Antanasia
    Sei
nicht so streng zu
dir, Antanasia«, ermahnte mich mein Onkel Dorin. Er drückte sich in der Nähe
meines Schreibtisches herum, rang nervös die Hände und sah mich verständnisvoll
an. »Ich ... Ich habe mir auch keine große Mühe gegeben, an der Verhandlung
teilzunehmen. Zu-Gericht-sitzen liegt eben nicht jedem, weißt du?«
    »Claudiu
schien kein Problem damit zu haben«, bemerkte ich kläglich. »Und Lucius auch
nicht!«
    Falls doch,
hatte er es sich zumindest nicht anmerken lassen, und das war es, was wirklich
zählte.
    »Tja, nun,
die Vladescus sind für ihre Kaltblütigkeit bekannt«, rief mir Dorin ins
Gedächtnis. »In ihren Adern fließt Eis. Und manche, wie zum Beispiel Claudiu,
sind regelrecht begierig darauf, jemanden zu züchtigen. Wir Dragomirs
hingegen sind für gewöhnlich etwas ...« Er suchte nach dem richtigen Wort, aber
fand es nicht. Ich konnte mir das Ende des Satzes schon denken.
    Empfindlich.
Ängstlich. Feige?
    Aber war es
wirklich so schlimm, niemanden umbringen zu wollen?
    Ich
richtete mich auf dem riesigen Bürostuhl auf, der einst meiner leiblichen
Mutter gehört hatte. Der Seidenpyjama, den ich in einem verzweifelten Versuch
angezogen hatte, alle glauben zu machen, dass ich wirklich krank war, sorgte
dafür, dass mein Hintern immer wieder von dem glatten
Leder rutschte, und wenn ich mich wieder aufsetzte, baumelten meine Füße in
der Luft, sodass ich mich noch viel mehr wie ein kleines Kind fühlte, das
Prinzessin spielte. Ein beschämtes Kind.
    Wenigstens eine Dragomir – Mihaela – hatte sich nie vor einer Verhandlung gedrückt.
    Ist der
Schlafanzug vielleicht doch zu dick aufgetragen?
    »Wahrscheinlich
bleibt mir im Moment nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass ich es morgen
beim Treffen mit den Ältesten wiedergutmachen kann«, seufzte ich und starrte
auf ein großes Haushaltsbuch, das aufgeschlagen vor mir auf dem Tisch lag.
»Dann kann ich zumindest versuchen, ein paar geistreiche Bemerkungen zum
Haushaltsplan zu machen.«
    Ich glaubte
allerdings nicht wirklich daran, wenn ich mir die Zahlenreihen so ansah, die
zeigten, wie viel Geld Lucius und ich beabsichtigten auszugeben, um ein unstetes,
grenzenloses, verrücktes Königreich von Vampiren zu regieren, von dem ich bis
vor Kurzem noch nicht einmal gewusst hatte, dass es existierte.
    Ich sackte
auf meinem Stuhl zusammen und dachte: Klar, ich bin ein Mathe-Ass, aber ich
bin trotzdem vor gar nicht langer Zeit erst achtzehn geworden und habe letztes
Jahr noch für Trinkgelder von drei Dollar gearbeitet und nicht für Millionen
von Euro in Steuern!
    Und wer
hätte je gedacht, dass Vampire überhaupt Steuern erhoben?
    »Dorin?«
Ich schlug das Haushaltsbuch mit einem Knall zu. Ich
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