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Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Titel: Ein Kuss fur die Unsterblichkeit
Autoren: Beth Fantaskey
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musste
jetzt unbedingt in seine dunklen Augen sehen und seine tiefe, tröstende Stimme
hören. »Lucius?«
    »Ja? ...
Was ist?«, murmelte er. Er drehte sich auf den Rücken und
seine Hände suchten unter der Decke nach mir. Der Bezug war edel und steif und
ich vermisste die weiche, alte Flanellbettwäsche, die ich in Pennsylvania gehabt
hatte. Aber eine Prinzessin konnte schließlich nicht in Flanell schlafen!
    »Was ist,
Jessica ...?«
    Meine Hand
lag auf seiner Brust und ich spürte, wie diese sich hob und senkte, so
langsam, dass ich dachte, er wäre schon wieder eingeschlafen. Doch eines
musste ich unbedingt noch wissen und so flüsterte ich ganz leise, damit die
Wachen vor der Tür es nicht hörten: »Was bedeutet es, wenn ein Vampir von einem
Pflock träumt?«
    Lucius
antwortete nicht. Er war tatsächlich schon wieder eingeschlafen. Wahrscheinlich
war er erschöpft nach einem weiteren Tag, an dem er versucht hatte, unsere
starrsinnigen Familien irgendwie zu vereinen. Also ließ ich meinen Kopf wieder
aufs Kissen sinken und schmiegte mich ganz nah an ihn. Er drehte sich zu mir um
und zog mich an sich heran, sodass ich seinen mächtigen Kriegerkörper wie ein
Schutzschild an meinem Rücken spürte.
    Hoch oben
auf diesem rumänischen Berg, im Herzen einer verwirrenden Burg, die ich
angeblich regierte, aber in deren gewundenen Gängen ich mich immer noch
verlief, wurde die Nacht sehr still. Sogar das Knistern des Feuers schien
leiser zu werden. Ich war gerade dabei, meinen Albtraum zu vergessen und
wieder einzuschlummern, als ich plötzlich Lucius' kalten Atem in meinem Nacken
spürte. »Verrat«, flüsterte er.
    Ich
erstarrte in seinen Armen. Sollte das eine Antwort auf meine Frage sein oder
war er bereits in seinen eigenen Träumen gefangen? In seinen eigenen
Albträumen?
    Auch
Letzteres wäre nicht gerade tröstlich gewesen. Was, wenn Lucius in seinem Traum
ein abtrünniger Verräter war?
Denn Lucius maß, wie alle Vampire, Träumen eine große Bedeutung bei ...
    »Verrat.«
Ich sprach das Wort leise vor mich hin, um mich zu vergewissern, dass es das
war, was er gesagt hatte. »Verrat.«
    Obwohl ich
geflüstert hatte, war meine Stimme in der tiefen Stille hier oben auf dem Berg
laut genug gewesen, um zu Lucius durchzudringen. Er wurde unruhig und zog mich
mit seinem starken, von Narben übersäten Arm noch enger an sich, sodass ich an
seiner Brust gefangen war.
    Ich fasste
nach seiner Hand und wollte sie von meinem Körper fortziehen, um besser atmen
zu können, aber er ließ nicht locker. Mit den Fingerspitzen ertastete ich eine
weitere tiefe Narbe – ein X in seiner Handfläche, das ihm während unserer
Hochzeitszeremonie in die Haut geritzt worden war und das ihn als zu mir
gehörend kennzeichnete – und den Ehering an seiner linken Hand. Seiner bevorzugten
Hand. Der Hand, mit der er mir den Pflock auf die Brust gesetzt hatte, als er
mich vor nicht allzu langer Zeit auf dieser Burg in einer ganz anderen Art von
Umarmung gehalten hatte.

Kapitel 1
    Antanasia
    Von all
den trostlosen
Räumen in der Burg des Vladescu-Clans war der Gerichtssaal der schrecklichste – von den unterirdischen Verliesen einmal abgesehen.
    Wie in den
meisten Zimmern der Burg loderte auch hier ein Kaminfeuer, nur war dieses Feuer
überhaupt nicht behaglich, sondern schien mit höllischen Flammen zu
brennen. Die Flammen warfen unheimliche, tanzende Schatten auf die grauen
Mauern und trugen wirklich nicht dazu bei, die karge Einrichtung freundlicher
wirken zu lassen. Für die Zeugen standen Bänke im Halbkreis angeordnet und in
der Mitte des Raumes war ein ausgetretener Fleck auf dem Steinboden. Dort würde
der Angeklagte stehen. Davor befand sich ein langer Tisch, an dem ich neben
Lucius auf einem harten Stuhl mit sehr gerader Rückenlehne saß. Zu unseren
beiden Seiten hatten die zehn Vampir-Ältesten auf ähnlich ungemütlichen Stühlen
Platz genommen. Sie saßen bemerkenswert ruhig da, während ich auf meinem Stuhl
hin und her rutschte, um etwas bequemer zu sitzen – jedoch ohne Erfolg.
    Ich sollte
die Leute verklagen, die das Mein-kleines-Pony-Traumschloss entworfen haben,
mit dem ich im Kindergarten immer gespielt habe und das in mir die Vorstellung
geweckt hat, dass Schlösser voller Regenbögen und Kuchen und rosa Möbel sind.
Nicht aus Stein und Feuer und ... Blut.
    Ich drehte
mich ein wenig zur Seite, um Lucius' Blick einzufangen, aber er starrte,
offenbar tief in Gedanken, geradeaus. Auch er saß sehr still da, nur mit
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