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Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Titel: Ein Kuss fur die Unsterblichkeit
Autoren: Beth Fantaskey
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Prolog
    Mutter?«
    Sie
steht mit dem Rücken zu mir. Dichter Schnee wirbelt um sie herum und um die
Schultern trägt sie einen leuchtend roten Umhang. Blutrot ... Mihaelas Farbe.
Die Königin, die einst über die Dragomirs herrschte, sieht inmitten der
strahlend weißen Weite aus wie ein Blutstropfen und doch ist sie so stark und
beständig wie die zerklüfteten Felsen der Karpaten, dieser einsamen
rumänischen Berge, in denen wir uns immer treffen.
    Ich gehe
einen Schritt auf sie zu. Warum dreht sie sich nicht um und begrüßt mich?
»Mutter?«
    Und dann
dreht sich Mihaela Dragomir doch um. Unter dem Umhang ist ihr Gesicht nicht zu
erkennen. In den Händen hält sie einen Gegenstand, den sie gegen ihre Brust
presst, wie eine Nonne ein Kreuz halten würde. Aber Mihaela ist keine
demütige, fromme Schwester und das Ding in ihrer Hand ... ist keine heilige
Reliquie.
    Der
Pflock ... Der blutbefleckte Pflock ...
    Es ist Lucius' Pflock, mit dem er seinen
Onkel vernichtet hat – und den er beinahe benutzt hätte, um –
    »Nein! Niemals!«
    Mit aller
Macht schlug ich um mich, wehrte mich gegen das, was mir auf die Brust drückte.
Schließlich gelang es mir, mich aufzurichten.
    Als ich die
Augen öffnete, fiel mein Blick auf eine Wand aus grobem Stein, die von
flackerndem Feuerschein erhellt wurde, und
für eine Sekunde wusste ich nicht, wo ich mich befand.
    Doch
allmählich wurde ich mir meiner Umgebung bewusst. Ich war zu Hause bei Lucius – in unserem Zuhause. In unserem Bett. Der Druck, den ich auf meiner
Brust gespürt hatte ... es war kein ... es war nur die schwere Decke gewesen,
die wir in diesem – unserem – riesigen Schlafzimmer brauchten, denn
trotz des Kaminfeuers wurde es hier nie richtig warm.
    Ich atmete
tief durch und streckte die Hand nach Lucius aus, berührte ihn sanft an der
Schulter, um mich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Solange Lucius
bei mir war, konnte mir nichts passieren.
    Doch die
Bilder meines Albtraums holten mich immer wieder ein.
    Der Pflock,
den ich seit der Nacht nicht mehr gesehen hatte, in der Lucius mich zum ersten
Mal gebissen und mir ein neues Leben als Vampir geschenkt hatte ...
    Warum hatte
ich von dem Pflock geträumt? Und warum hatte meine leibliche Mutter – die
mir niemals etwas antun würde – ihn in der Hand gehalten?
    Die Träume
von Mihaela hatten schon vorher in Pennsylvania begonnen und sie kamen immer
öfter, seit ich Lucius geheiratet hatte und nach Rumänien gezogen war. Als ob
meine Mutter, die kurz nach meiner Geburt gestorben war, mich beschützen
wollte, während ich mich bemühte, in ihre Fußstapfen zu treten und selbst zur
Herrscherin zu werden. Ich vertraute dabei auf das Tagebuch, das sie mir
hinterlassen hatte – ein posthumes Hochzeitsgeschenk als Anleitung und Hilfe
auf meinem Weg zur Prinzessin.
    Mein Herz
schlug schneller. War ich denn auf dem Weg? Machte ich Fortschritte? Ich gab
mein Bestes ...
    Ich
schlüpfte wieder unter die Decke und versuchte, in dem riesigen Bett zu Lucius
zu gelangen – dem Bett, in dem er, wie er mir einmal gestanden hatte, mich
eigentlich hatte umbringen sollen, wäre es nach dem Willen einiger
Vladescu-Ältester gegangen. Denn so hätte er sich ganz bequem seiner
Dragomir-Braut entledigen können, alle Macht wäre auf die Vladescus
übergegangen und er hätte unangefochten über beide Familienclans herrschen können.
Mit viel Boxen und Treten wühlte ich mich durch die Decken zu Lucius durch. Auf
einmal hatte ich es sehr eilig, ihm nahe zu sein.
    Manchmal
erschien mir alles in seinem Haus – unserem Haus – so unglaublich groß.
Die Lasten mit eingeschlossen.
    Lucius lag
mit dem Rücken zu mir. Ich schmiegte mich an ihn und spürte die Kühle seines
Körpers. Eine Kühle, die nun auch von meinem Körper ausging, seit er mich gebissen
hatte. Dieser eine Biss hatte unser Schicksal besiegelt und einen
jahrzehntealten Pakt erfüllt, den unsere rivalisierenden Familien einst
geschlossen hatten, um durch unsere Heirat den Krieg zwischen beiden Seiten zu
beenden. Ich rückte noch näher an meinen Mann heran – wie seltsam dieses Wort
immer noch klang – und lauschte seinem gleichmäßigen Atem, der mich immer
beruhigte, wenn ich aufgeregt war. Lucius hatte keine Angst. Er blühte als
Herrscher der Clans regelrecht auf. Das war es schließlich, wozu er geboren und
erzogen worden war.
    Oder machte
er sich doch manchmal Sorgen?
    »Lucius?«
Ich stützte mich auf einen Ellenbogen und schüttelte ihn sanft. Ich
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