Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Titel: Ein Kuss fur die Unsterblichkeit
Autoren: Beth Fantaskey
Vom Netzwerk:
war mit meinen Gedanken
sowieso bei einem viel größeren Ereignis, das später im Jahr stattfinden sollte
und mir jetzt schon solche Sorgen bereitete, dass ich mich unmöglich auf
Zahlen konzentrieren konnte. »Wie ist diese Vampirversammlung eigentlich so?
Ich meine, ich kann mir diese
Veranstaltung irgendwie gar nicht richtig vorstellen und dabei soll dort
immerhin über Lucius' und mein Schicksal entschieden werden.«
    »Ach!«
Dorin trat einen Schritt zurück und rang schon wieder die Hände, doch im
Gegensatz zu vorher wirkte er jetzt fast glücklich. Die Woche, die ich so
sehr fürchtete, schien positive Erinnerungen in ihm zu wecken. »Die Versammlung
ist ein großes Ereignis! Die berühmtesten Vladescus und Dragomirs kommen aus
aller Welt angereist. Und neben den ganzen geschäftlichen Angelegenheiten gibt
es natürlich auch viel Gelegenheit zum Feiern. Jeden Abend gibt es eine Party
mit Musik und dem besten Essen. Und die Ländereien sind immer so herrlich
geschmückt – fast wie bei eurer Hochzeit!«
    Seine Augen
leuchteten regelrecht und ich wünschte mir, mich genauso auf die Aussicht
freuen zu können, dass Hunderte meiner Verwandten hier in der Burg herumlaufen
würden. »Also ist es so etwas wie eine überdimensional große Familienfeier von
Untoten?«
    »Genau.«
Dorin nickte. »Sie findet seit dem Jahr statt, in dem der Pakt unterschrieben
wurde, mit dem eure Hochzeit und die Vereinigung unserer Familien beschlossen
wurden. Und dieses Jahr wird es ganz besonders werden, denn wir feiern den
anhaltenden Frieden, der durch eure Hochzeit besiegelt wurde.« Er lächelte mich
an. »Deine Mutter war Gastgeberin der allerersten Versammlung, kurz vor ihrer
Vernichtung. Sie wäre so stolz auf dich, wenn sie dich in der Rolle sehen
könnte.«
    Ich war
schon wieder vom Stuhl gerutscht und kämpfte mich gerade in eine aufrechte
Position zurück.
    Wie sollte
ich achthundert Vampire bewirten und unterhalten, wenn ich noch nicht einmal
für Lucius und mich Essen aus der Küche bestellen konnte? Ich würde die ganze Veranstaltung
ruinieren und alle meine Verwandten würden lachen, wenn sie bei der
Vertrauenswahl ihre Stimmzettel mit einem »Nein« darauf abgaben. Nicht nur,
dass ich auf meiner eigenen Party wie ein Volltrottel dastehen würde, noch
dazu würde ich Lucius' Zukunft zerstören.
    »Die
Versammlung wird eine Katastrophe«, stöhnte ich und gab damit zum ersten Mal
offen zu, was mir schon seit Wochen durch den Kopf ging.
    »Antanasia!«
Dorin legte einen Finger auf die Lippen und nickte in Richtung der Tür.
    Schon
wieder hatte ich einen Fehler gemacht. Emilian, der junge Wächter, der immer,
wenn Lucius nicht bei mir sein konnte, vor dem Raum aufgestellt war, in dem ich
mich gerade befand, durfte nicht mitbekommen, dass ich mich beklagte oder gar
eine Schwäche zugab. Bedienstete – auch die loyalsten – waren dafür bekannt,
Klatsch und Tratsch zu verbreiten. Das sagte zumindest mein Mann, der schon
sein ganzes Leben mit »Untergebenen« zugebracht hatte, während ich die Ställe
auf einem von Vegariern geführten Bauernhof ausgemistet hatte.
    Wenn
Emilian auch nur irgendjemandem erzählte, dass ich befürchtete, die Versammlung
würde in einem Desaster enden, dann würde sich in Windeseile herumsprechen,
dass ich noch nicht einmal dazu in der Lage war, eine Party zu organisieren.
    Dorin und
ich sahen uns an. Vermutlich dachten wir gerade das Gleiche. Nämlich, dass das
Einzige, was ich wirklich konnte, war, alles zu vermasseln.
    Wie es
Lucius bei der Gerichtsverhandlung wohl ohne meine Unterstützung gehen mag?
    Und ob
meine Cousine Ylenia, die ich genauso habe hängen lassen, gerade hinter ihren
dicken Brillengläsern weint?
    »Okay,
sehen wir uns den Haushaltsplan an«, seufzte ich und schlug das dicke Buch
wieder auf. Ich sprach jetzt etwas leiser. »Ich glaube, ich übersetze hier
irgendetwas falsch. So wie ich es verstehe, hat Lucius nämlich vor, nächstes
Jahr für fünfundsechzigtausend Euro Hasen zu kaufen.«
    »Sosehr ich
ihren Geschmack auch schätze – ich könnte in einem Jahr höchstens Hasen für
fünfzigtausend Euro verspeisen.«
    Beim
unerwarteten Klang der tiefen, männlichen Stimme erstarrte ich und auch mein
Onkel schien sich zu verkrampfen, als wir uns nach Lucius umdrehten, der mit
verschränkten Armen im Türrahmen stand.
    Obwohl er
gerade noch gescherzt hatte, standen ihm doch Kummer und Sorgen ins Gesicht
geschrieben. Entweder weil ich zu laut meine Unwissenheit bekundet
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher