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Ein königlicher Verführer

Ein königlicher Verführer

Titel: Ein königlicher Verführer
Autoren: SANDRA MARTON
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Alex oblag die Pflicht, das königliche Staatsbegräbnis vorzubereiten.
    Es gab also eine Menge zu tun, und trotzdem waren seine Gedanken, als er im ersten Morgengrauen auf dem Heimweg war, allein bei Maria. Er wusste immer noch nichts über ihren Verbleib, und so war er, als er sein Haus betrat, einem Nervenzusammenbruch nahe.
    „Maria?“, rief er, sobald er in der Eingangshalle. „Maria!“
    Keine Antwort.
    Er rannte zu seinem Schlafzimmer, riss die Tür auf … nichts! Der Raum lag noch im Halbdunkel und wirkte schrecklich verlassen.
    „Maria!“ Diesmal wäre er fast mit Athenia zusammengestoßen, die im Morgenmantel und mit Lockenwicklern im Haar in der Diele stand.
    „Eure Hoheit … unsere Herzen sind voller Trauer“, stammelte sie. „Wir sind alle so unendlich …“
    „Ja, danke“, fertigte Alex sie wenig sensibel ab. „Wissen Sie, wo Miss Santos ist?“
    Athenia biss sich auf die Lippen und schüttelte den Kopf. Alex fluchte unterdrückt und ließ sie einfach stehen. Wie ein Wahnsinniger rannte er hinüber zum Gästehaus, aber sobald er die Tür aufgerissen hatte, wusste er, dass er zu spät kam.
    Sie war gegangen … ohne ein Wort.
    Zurück im Haupthaus schaute er noch einmal zur Sicherheit in sein Schlafzimmer, und war nicht überrascht, festzustellen, dass ihr Koffer fehlte. Alle Kleider, Schuhe und Accessoires, die er ihr geschenkt hatte, waren noch da – sauber hingehängt und aufgereiht, als wollten sie ihn verhöhnen.
    „Maria …“, murmelte Alex dumpf. Was mochte nur geschehen sein?
    Kraftlos ließ er sich aufs Bett fallen, und erst da bemerkte er den weißen Umschlag auf dem Kissen. Die Nachricht war nicht sehr lang.
    Sie zollte ihm Beileid wegen seines schweren Verlustes, und obwohl sie und sein Vater sich nur wenige Male begegnet wären, hätte sie doch gelernt, ihn zu respektieren. Sie hätte ihm das alles auch gern selbst gesagt, doch …
    Es war dieses doch , das Alex’ Magen zusammenkrampfte, sodass er unwillkürlich aufstöhnte.
    … doch sie wisse nun, was sein Vater gemeint hatte, als er ihr sagte, dass Alex allein für seine Pflichten leben müsse. Deshalb wolle sie ihm nicht länger zur Last fallen, sonder lieber gleich nach New York zurückkehren, jetzt, nachdem sie ihre Aufgabe erfüllt habe …
    Alex ließ den Brief zu Boden flattern und fuhr sich mit der Hand über die brennenden Augen.
    Ihre Aufgabe erfüllt.
    War es das, wie sie ihre Beziehung gesehen hatte? Hatte sie nur aus Pflichtgefühl mit ihm geschlafen, obwohl er sie aus dem elenden Vertrag entlassen hatte?
    Mit einer müden Bewegung nahm er den Brief vom Boden auf und las ihn noch mal. Und noch ein weiteres Mal. Dann stieß er einen Schrei aus wie ein gequältes Tier, der direkt aus einem Winkel seiner Seele kam, von dem er nicht einmal gewusst hatte, dass er existierte, und zerriss die Nachricht in winzige Fetzen.
    Ein Staatsbegräbnis war keine einfache Geschichte.
    Wie vorgesehen, lag König Aegeus drei Tage lang im Thronsaal aufgebahrt, während seine Verwandten, Freunde und Untertanen ihm die letzte Ehre erwiesen.
    Scheich König Zakari Al’Farisi repräsentierte das Königreich Calista. Zakari, als stolz und skrupellos bekannt, ließ gegenüber der Presse die in solchen Fällen üblichen Floskeln fallen und zollte Königin Tia höflich sein Beileid. Die Fragen, die er allerdings im privaten Gespräch den Prinzen stellte, waren bohrend und außerordentlich beunruhigend.
    Obwohl die Brüder, gemeinsam mit dem Staatsrat, beschlossen hatten, das Geheimnis um den falschen Diamanten in der Krone von Aristo zu wahren, wusste er offenbar davon. Und das war gefährlich.
    Damit schien Alex’ Befürchtung, der Stein könne in die falschen Hände geraten und statt Sebastian womöglich einer der Prinzen aus Calista als neuer König gekrönt werden, gar nicht mehr so abwegig zu sein.
    Dazu kam die Besorgnis um die Familie. Seine Schwestern schienen den Tod des Vaters nur schwer zu verkraften und klammerten sich vor allem an Andreas. Tia, ebenfalls noch unter Schock, suchte bei Alex Trost und Unterstützung.
    So hatte er weder Zeit nachzudenken, noch sich um seine eigenen Gefühle zu kümmern. Nur in den langen, dunklen Nächten wälzte er sich schlaflos hin und her und versuchte sich einzureden, dass er Maria nie geliebt hätte und alles nur Einbildung gewesen sei. So war die nagende Einsamkeit besser zu ertragen.
    Er zählte die Tage, bis die offizielle Trauerphase abgeschlossen sein würde, kümmerte sich wieder
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