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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur
Autoren: Amelia Carr
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erwidert Chris.
    Â»Ja, wir sind alle sehr traurig. Aber letztendlich ist sie so gestorben, wie sie es gewollt hat.«
    Sie schweigen einen Augenblick. Die Hündin, die gleich gemerkt hat, dass die Aufmerksamkeit nicht mehr ihr gilt, rührt sich und richtet ihren Blick begehrlich auf die Kekse. Chris bedeutet ihr mit einer entschlossenen Handbewegung, liegen zu bleiben. »Hattet ihr denn noch die Gelegenheit, mit ihr zu sprechen?«, erkundigt er sich.
    Â»Ja, das hatten wir.« Sarah blickt Ellen fragend an. Willst du übernehmen, Mum?
    Ellen will. »Ich habe erfahren, dass ich völlig falsch gelegen habe. Ich hatte immer geglaubt, dass John der Sohn deines Vaters sei. Nancy zufolge hatte ich aber Unrecht. Es scheint vielmehr so zu sein, dass ich seine Tochter bin.«
    Chris nickt zufrieden. »Ich bin froh, dass sie es dir erzählt hat.«
    Â»Du wusstest es?«
    Â»Ja, ich habe es immer gewusst. In unserer Familie hatten wir keinerlei Geheimnisse. Das wollte mein Vater nicht. Aber als Sarah mich besucht hat und mir klar wurde, dass sie die Wahrheit nicht kennt … Nun, da war ich in einer Zwickmühle. Ich fand nicht, dass es mir zustand, sie aufzuklären.«
    Â»Ja.« Ellen lacht, ein wenig schrill und verlegen. »Das heißt dann wohl, dass du mein Bruder bist.«
    Chris wirkt fast ebenso verlegen. »Ja, vermutlich könnte man das so sagen.«
    Â»Und das bringt uns wieder zu dem Fliegerkreuz deines Vaters«, sagt Sarah. Sie möchte möglichst schnell zu den praktischen Fragen übergehen, denn das Gefühl, das Chris bei ihr hervorruft, verursacht ihr Unbehagen; sie würde lieber nicht weiter über ihre verwandtschaftliche Beziehung sprechen. Sie schiebt ihm das Kästchen zu und klappt den Deckel auf. Licht fällt auf das silberne Lilienkreuz und lässt es matt in seinem Bett aus dunkelblauem Samt glänzen. »Wir hatten nicht mehr die Gelegenheit, Nancy zu fragen, wer es nun bekommen soll.«
    Â»Aber ich finde, du solltest es bekommen«, sagt Ellen. »Mac war zwar vielleicht mein Vater, aber ich habe ihn nie kennengelernt. Du dagegen hast ihn gekannt. Und damals, als er es Nancy schickte, um es an ihr gemeinsames Kind weiterzugeben, hat er nicht geahnt, dass er noch einen Sohn bekommen würde. Wenn er das gewusst hätte, dann hätte er bestimmt gewollt, dass du es bekommst, Chris.«
    Â»Moment mal …« Chris wirkt ein wenig verlegen.
    Â»Bitte«, drängt Ellen. »Du bist sein Sohn. Es gehört dir.«
    Â»Nein, streng genommen nicht.« Chris schüttelt den Kopf. »Nein, denn ich bin nicht Macs leiblicher Sohn.«
    Â»Aber … du hast doch gesagt …«
    Â»Ich habe ihn immer als meinen Vater betrachtet. Habe ihn immer ›Dad‹ gerufen. Und das war er auch, so gut wie mein eigener Vater. Ich war noch ein Baby, als er und meine Mutter heirateten. Mein leiblicher Vater hatte einen tödlichen Unfall, er ist beim Bergsteigen ums Leben gekommen, bevor ich geboren wurde. Aber Mac war nicht mein biologischer Vater, von daher bin ich wohl auch nicht dein leiblicher Bruder, Ellen.«
    Â»Oh.« Zum ersten Mal fehlen Ellen die Worte.
    Sarah dagegen – Sarahs Herz hat einen regelrechten Freudensprung gemacht. Sie hat noch nicht alles verarbeitet, sie weiß bloß, dass sie plötzlich unglaublich froh und erleichtert ist.
    Â»Meine Mutter und mein Vater haben keine weiteren Kinder bekommen«, fährt Chris fort. »Meine Mutter hatte bei meiner Geburt irgendwelche Komplikationen, soviel ich verstanden habe. Also bist du, Ellen, wenn ich es richtig überblicke, Macs einziges Kind.«
    Â»Aber …« Ellen weiß nicht mehr weiter. »Du hast ihn doch wie einen Vater betrachtet. Ich finde immer noch …« Offenbar denkt sie daran, wie sie selbst für Joe empfunden hat.
    Â»Nein, das kann ich nicht annehmen«, erwidert Chris. »Er hat es für dich bestimmt.«
    Ellen zieht das Kästchen zu sich heran und starrt das Fliegerkreuz an. Sie berührt es vorsichtig, fast ehrfürchtig, und hebt es empor, so dass es auf ihrem Zeige- und Mittelfinger ruht. Würde Sarah ihre Mutter nicht so gut kennen, könnte sie fast glauben, dass sie Tränen in den Augen hätte. Mum und weinen? Niemals!
    Dann legt Ellen den Orden wieder auf das Samtkissen zurück und schiebt ihn über den Tisch zu Sarah hin.
    Â»Ich finde, du solltest ihn haben,
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