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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur
Autoren: Amelia Carr
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bedeckt ist, und davon abgeteilt der mit Schiefer geflieste Küchenbereich um die Kochinsel. Töpfe und Pfannen hängen von einem Gestell, der Herd ist in eine Granitarbeitsplatte eingelassen, und unter dem mehrfach unterteilten Fenster glänzt eine Edelstahlspüle.
    Â»Wir könnten auch ins Wohnzimmer gehen, aber …«
    Â»Hier ist es wunderbar.«
    Â»Dann setzt euch doch bitte! Ich mache uns einen Tee, das Wasser hat gerade gekocht.«
    Sarah und Ellen setzen sich an den Tisch, auf dem die Sunday Times in einem unordentlichen Haufen liegt. Der Kulturteil liegt obenauf, offenbar hat er gerade die Seite mit Rezensionen von Biographien gelesen. Sarah hat von ihrem Stuhl Blick auf den Holzofen. Auf den Regalen rechts und links davon stehen Fotos, doch aus dieser Entfernung kann sie die Motive nicht erkennen. Sie kramt das Kästchen mit Macs Distinguished Flying Cross aus ihrer Tasche und legt es vor sich auf den Tisch.
    Chris kommt mit den Teebechern zurück, dann geht er noch mal in die Küche und holt seinen eigenen Becher und eine Keksdose. Darin liegt ein Päckchen Schokoladenkekse, immer noch in Folie gepackt. Er schiebt die diversen Teile der Sunday Times beiseite und stellt die Dose in die Mitte des Tisches.
    Â»Ihr könnt euch auch gern Kekse nehmen.«
    Â»Für mich nicht, danke«, sagt Ellen.
    Sarah verbirgt ein Lächeln. Sie kann sich nicht erinnern, wann sie ihre Mutter zum letzen Mal ein Plätzchen hat essen sehen. Polly taucht hinter der Kochinsel auf und setzt sich erwartungsvoll neben ihr Herrchen. Er bricht einen halben Keks ab und gibt ihn ihr.
    Â»So, jetzt leg dich drüben hin, Polly. Ich will nicht, dass du hier alles vollsabberst.« Der Hund zögert noch und starrt ihn mit feuchten Augen an. »Nein, das reicht. Geh und leg dich drüben hin.«
    Widerstrebend gehorcht die Hündin. Sie legt sich auf den Kaminvorleger, die Schnauze zwischen den Vorderpfoten. Doch ihre Augen sind immer noch hoffnungsvoll auf die Keksdose gerichtet.
    Â»Also«, sagt Chris und blickt von Sarah zu Ellen und wieder zurück.
    Â»Ich glaube, Sarah hat dir schon am Telefon erzählt, dass Nancy von uns gegangen ist«, beginnt Ellen.
    Sarah schaudert bei diesem Ausdruck. Von uns gegangen . Das kommt der Wahrheit zwar sehr nahe, aber Chris wird es nicht so sehen. Er wird es als Euphemismus verstehen, und Ärzte verwenden keine Euphemismen, wenn es um den Tod geht, oder? Deshalb ist Sarah der Ausdruck irgendwie peinlich.
    Â»Das Flugzeug, das sie geflogen hat, ist ins Meer gestürzt«, sagt sie.
    Chris schaut sie ungläubig an. »Sie ist selbst geflogen?«
    Â»Ja. Sie hat eine Beechcraft Baron vom Flugplatz genommen …«
    Â»Wir wussten nicht, was sie vorhatte«, sagt Ellen verteidigend. »Wenn wir es geahnt hätten, hätten wir sie natürlich aufgehalten.«
    Â»Na ja … In ihrem Alter … Kein Wunder, dass sie einen Unfall hatte.«
    Â»Es war kein Unfall«, sagt Sarah mit scharfer Stimme. Sie spürt Ellens warnenden Blick, doch das ist ihr egal. Es wäre Nancy ein Graus gewesen, wenn irgendjemand gedacht hätte, dass sie einen Fehler gemacht hätte oder nicht in der Lage gewesen sei, ein Flugzeug zu steuern. Denn das konnte sie immer noch. Sie hatte genau das getan, was sie wollte, und dafür hatte sie Anerkennung verdient. »Sie ist gestorben, als sie es für richtig hielt, und dabei tat sie das, was ihr am meisten Spaß machte«, fährt Sarah fort.
    Chris runzelt die Stirn. »Willst du damit sagen …?«
    Â»Sie hat sich das Leben genommen, ja«, erwidert Sarah. »Und sie hat es so getan wie …« So getan wie John , hat sie sagen wollen. Doch dann wird ihr klar, dass das einen Schritt zu weit ginge. Was mit John passiert ist, geht Chris nichts an, wie sie jetzt weiß. Sie müssen ihm nichts von John erzählen. »… so, wie sie es für richtig hielt«, beendet sie ihren Satz stattdessen.
    Â»Oh, das tut mir sehr leid«, sagt Chris. Und dann fügt er nachdenklich hinzu: »Nancy war eine bemerkenswerte Frau. Es muss ein furchtbarer Schock für euch gewesen sein.«
    Â»Das war es auch. Aber wenigstens müssen wir jetzt nicht dabei zusehen, wie sie immer schwächer wird und allmählich ihre Fähigkeiten verliert. Sie hatte gerade erfahren, dass sie an einem nicht operablen Tumor litt.«
    Â»Das tut mir sehr leid«,
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