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Ein Kind, das niemand vermisst

Ein Kind, das niemand vermisst

Titel: Ein Kind, das niemand vermisst
Autoren: Kody DeVine
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gereizt. »Ich bin dreiundzwanzig. Aber es war vielmehr- «
    »Sir!«, sagte DS Haines plötzlich und zeigte auf eine Photographie an der Wand. Die eingerahmte Schwarzweißaufnahme zeigte das Opfer mit einem bildhübschen Mädchen an seiner Seite. Beide trugen ein Shirt mit der Aufschrift einer bekannten Band und strahlten in die Kamera.
    »Das ist Evanna Farlane, oder?«, fragte Haines zögerlich
    Cunningham nahm das Bild ab und betrachtete die zarten Gesichtszüge des Mädchens, das so fröhlich und glücklich in dieser Momentaufnahme wirkte, als wäre alles Unheil dieser Welt an ihr vorübergezogen. Doch das war es  ganz und gar nicht, wie er später vor Gericht erfahren hatte.
    Er versuchte irgend etwas in ihren Augen zu erkennen, das ihre Verzweiflungstat wenige Monate später andeuten könnte. Doch sie sah einfach wie ein normales, glückliches sechzehnjähriges Mädchen aus.
    »Das ist seine Schwester«, flüsterte Alice.
    Cunningham hob eine Augenbraue, sah zu Haines, die ebenso überrascht wirkte und hängte das Bild zurück. »Wann hat er sie zuletzt gesehen?«, fragte Haines.
    Alice seufzte. »Ich weiß nicht genau. Das Bild ist vor ungefähr einem Jahr aufgenommen worden. Die beiden haben Urlaub in Blackpool gemacht. Sie sehen sich nicht oft. Sie ist seine Halbschwester, sie haben unterschiedliche Väter. Soweit ich weiß lebt Evanna mit ihrer Mutter und ihrem Vater zusammen. Jayden kann den Typen nicht ausstehen. Er hat Hausverbot bei ihnen.«
    »Und Jayden hat, bis er bei ihnen eingezogen ist, bei seinem Vater gewohnt?«, hakte Haines nach.
    »Ja. Sie haben sich immerzu gestritten. Meistens über zu laute Musik und das Wegbringen des Mülls.« Sie lächelte matt, doch im nächsten Augenblick schossen Tränen in ihre Augen.
    »Er hat Evanna also zuletzt bei diesem Urlaub in Blackpool gesehen?«, fragte Cunningham.
    »Ja, glaube schon. Einen Monat danach hat sie...hat sie diesen Mist in ihrer Schule veranstaltet und kam in eine Anstalt. Er wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben. Jedes Mal, wenn ich ihn nach Evanna gefragt habe, hat er mich angeschrien und gesagt, dass er darüber nicht reden wolle.«
    »Und dennoch hängt hier dieses Bild«, kommentierte Haines und sah sich weiter im Wohnzimmer um.
    »Wann haben Sie Jayden zuletzt gesehen?«, fragte Cunningham.
    »Gestern Abend. Kurz nach halb sieben. Wir haben...ich hatte frei und war mit ein paar Freunden verabredet.«
    Haines notierte alles, dann fragte sie: »Wo waren Sie verabredet?«
    »Im Three Kings. Ich kann es nicht fassen...ich kann es einfach nicht glauben, dass er, dass er...« Sie schlug die Hände vor den Mund und schluchzte laut, während dicke Tränen ihre Wangen hinab rannen.
    »Ich weiß, dass es sehr schwer sein muss, darüber zu reden. Aber es ist wichtig, nur so können wir denjenigen finden, der das getan hat«, sagte Cunningham leise.
    Alice nickte, wischte sich übers Gesicht und schien sich ein wenig gefangen zu haben.
    »Wann kamen sie zurück nach Hause?«
    »Gegen halb sieben Uhr heute früh. Ich habe bei einer Freundin geschlafen.«
    »Und die Tür war nicht beschädigt? Nichts was auf ein gewaltsames Eindringen hinwies?«, fragte Haines.
    »Das wäre mir sofort aufgefallen. In meiner alten Wohnung ist einmal eingebrochen worden.«
    »Was hatte er an dem Abend vor? Wollte er den alleine verbringen?«, fragte Cunningham.
    »Eigentlich wollte er mitkommen. Aber...er hat es sich dann doch anders überlegt.«
    »Weshalb?«
    Alice zuckte mit den Schultern, dann vergrub sie das Gesicht in den Händen und begann zu schluchzen.
    »Sir, hätten Sie einen kurzen Moment?« DC Josh Barton steckte seinen Kopf zur Tür herein.
    Sein schmales Gesicht glühte rot und Schweißperlen klebten an seiner Stirn.
    »Der Fahrstuhl ist kaputt. Ich bin fünf Stockwerke hoch gerannt, habe alle Nachbarn befragt«, erklärte er völlig außer Atem, als Cunningham zu ihm an die Tür gekommen war.
    »Lassen Sie mich raten. Niemand hat etwas gehört oder gesehen.«
    Barton schüttelte den Kopf. »Doch Sir. Die ältere Dame von nebenan sagte, sie habe einen handfesten Streit gehört zwischen dem Opfer und seiner Freundin.«
    »Um wie viel Uhr?«
    »Gegen halb sieben gestern Abend. Sie sagt, es gab öfter Streit.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Ungefähr eine dreiviertel Stunde später hat jemand die Wohnungstür zugeknallt. Sie sei regelrecht zusammengezuckt. Kurz darauf hat sie in den Flur gespäht und sich über blutbefleckte Schuhabdrücke auf dem Fußboden
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