Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer
Autoren: Milly Johnson
Vom Netzwerk:
arbeitete, kennen gelernt hatten. Dawn hatte ihr eine Dauerwelle gemacht, und Muriel hatte sie geschlagene zwei Stunden vollgequasselt. Mit ihrem rauen, derben Humor war sie an jenem Tag ein echter Muntermacher gewesen. Sie war in Dawns Leben geplatzt, als sie dringend einen Grund zum Lachen gebraucht hatte.
    »Ist unser Calum schon zurück?«
    »Ja, aber er ist eben wieder weg.«
    Calum hielt zufrieden einen Daumen hoch.
    »Ach, na ja«, sagte Muriel mit einem tiefen Seufzer. »Es ist schließlich Freitag, da hat sich ein Bursche nach einer harten Arbeitswoche doch ein Bier verdient.«
    Von einer harten Arbeitswoche war Dawn nichts bekannt. Nach allem, was sie wusste, hing er nur träge auf einem Gabelstapler herum und legte zwischendurch ein paar Zigarettenpausen ein.
    »Na ja, wenn du ihn siehst, sag ihm, Killer hat ihm eine Kiste DVD s vorbeigebracht.«
    »Mache ich.«
    »Dann bis morgen, Liebes.«
    »Bis morgen, Mu.«
    Dawn drückte auf Beenden, und Calum stand auf und streckte sich wie eine dürre, ausgemergelte Straßenkatze.
    »Killer hat dir offenbar ein paar DVD s vorbeigebracht«, richtete Dawn die Nachricht aus.
    »Oh, danke.«
    »Keine Raubkopien, will ich hoffen?«, fragte sie misstrauisch.
    »Red keinen Quatsch, die sind aus Wohnungsauflösungen.«
    »Und was hast du damit vor?«
    »Immer diese Fragen«, seufzte er. »Ich verkaufe sie im Pub für ihn weiter – gegen einen kleinen Anteil.«
    »Okay«, sagte Dawn, vorläufig zufrieden mit dieser Antwort. »Und, was hättest du gern zum Abendessen?«
    »Ich dachte, vielleicht lassen wir uns was vom Chinesen kommen?«, sagte er.
    »Und ich dachte, wir wollten uns ein bisschen einschränken. Ich muss mir morgen mein Brautkleid kaufen.«
    Calum kratzte sich am Kopf, sodass sein Haar sexy zerzaust aussah.
    »Wir müssen leben, Dawn! Wir haben beide die ganze Woche schwer geschuftet. Wir müssen uns auch mal was gönnen.«
    »Meinetwegen«, willigte sie widerstrebend ein. Er schaffte es jedes Mal, sie umzustimmen. »Ich habe jetzt Hunger, soll ich anrufen und uns was bestellen? Ich nehme Huhn mit Pilzen und gebratenem Reis und dazu gewöhnlich Won Tons. Wollen wir uns was teilen? Wenn ja, dann nimm aber nicht das mit den schwarzen Bohnen.« Sie ging an die Schublade mit der chinesischen Speisekarte. Sie lag zuoberst auf einem Stapel mit Takeaway-Speisekarten, die alle ordentlich zusammengeheftet waren. Ihr ausgeprägtes Organisationstalent war etwas, worüber sich Calum regelmäßig lustig machte.
    »Wir können uns was teilen, wenn du willst. Aber ich dachte mir, ich gehe vielleicht ein paar Gläser trinken und bringe es auf dem Rückweg mit.«
    »Gott, du musst doch jetzt nicht ausgehen!« Dawn schüttelte missbilligend den Kopf.
    Calum gähnte. »Nur ein paar Gläser. Mehr sind sowieso nicht drin, so geschafft, wie ich bin.«
    »Die Leier kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    Calum grinste sein freches Schuljungen-Grinsen, mit dem er sich allen möglichen Ärger eingehandelt und vom Hals geschafft hatte, seit er alt genug war, um es zu seinem Vorteil zu nutzen. Es entwaffnete Dawn, wie üblich.
    »Diesmal verspreche ich es«, sagte er. »Spätestens zehn nach neun. Wärm du uns schon mal die Teller auf.«
    »Ach, und kann ich sonst noch irgendetwas für dich tun?«, fragte Dawn, die Hände in die Hüften gestemmt.
    »Wo du schon fragst – du könntest mir nicht zufällig zwanzig Pfund leihen, oder?«
    Dawn öffnete ihr Portmonee und reichte ihm seufzend das Geld. Sie hasste sich selbst dafür, dass sie nicht Nein sagen konnte. Vor allem da sie wusste, dass sie um zehn Uhr aller Wahrscheinlichkeit nach jede Hoffnung begraben haben würde, dass Calum bald nachhause kommen würde. Sie würde sich einen Käsetoast machen. Calum würde irgendwann nach Mitternacht hereinschneien, würde das chinesische Essen vergessen haben. Sie hoffte, dass er das Muster irgendwann durchbrechen und sie überraschen würde, aber bis jetzt hatte er das nicht getan.
    »O verdammt, jetzt habe ich das Knoblauchbrot verbrannt!«, sagte Ben, als der Rauchmelder losging.
    Raychel folgte ihm, als er wie ein geölter Blitz in die Küche schoss, und lachte.
    »Das ist nicht witzig, Ray, ich hatte mich so darauf gefreut«, sagte Ben.
    Er sah aus wie ein kleines Kind, dem sein Eis aus der Waffeltüte auf die Erde gefallen ist, wo es auf der Stelle von einem glücklichen Straßenköter aufgeschlabbert wurde.
    Raychel schnappte sich den Besenstiel und stocherte damit an dem Rauchmelder herum,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher