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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer
Autoren: Milly Johnson
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genauso alt war wie er, vielleicht nicht normal, weil sie jedes Mal in Panik ausbrach, wenn im Gespräch das Wort »Wohnwagen« fiel? Gordon und sie hatten immer Campingurlaub gemacht, als ihre drei Kinder klein waren, und sie hatten alle ihren Spaß dabei gehabt, auch wenn diese Art Urlaub für sie, Grace, alles andere als erholsam gewesen war. Die Kinder waren inzwischen alle erwachsen, aber sie stand ihnen noch immer sehr nahe, und sie wollte nicht wochenlang getrennt von ihnen und ihren Enkelkindern sein, nur mit Gordon als Gesellschaft.
    Sie hatte sich immer gesagt, sie würde ihn verlassen, wenn die Kinder erwachsen waren. Jetzt fragte sie sich, wie viele andere Frauen sich genau dasselbe vorgenommen hatten und doch Jahre später, wenn die Kinder längst aus dem Haus waren, immer noch dasaßen, da sie einfach nicht den Mut zu diesem Schritt aufbrachten. Ihr Sohn und ihre beiden Töchter hatten eine riesige, klaffende Lücke in ihrem Haus hinterlassen, als sie gingen, als hätten sie dabei sein Herz herausgerissen und mitgenommen.
    Ihr Blick fiel auf Malcolm, der sich in diesem Moment Wein nachschenkte. Er war beileibe kein glücklicher Mann. Dass er angeblich in die weitaus weniger angesehene Käse-Abteilung versetzt wurde, weil er für die Leitung der wachsenden Backwaren-Abteilung nicht effizient genug war, konnte sie leicht glauben. Malcolm Spatchcock war weder beliebt noch respektiert, auch wenn sein Ego groß genug war, um diese Tatsache zu ignorieren.
    Grace hoffte nur, sie würde sich Malcolm nicht zurückwünschen, wenn sie ihre neue Chefin erst kennen gelernt hatte. Aber Mrs. Christie Somers würde schon sehr schlimm sein müssen, um Malcolm, diesem widerlichen kleinen Wicht, auf der Unbeliebtheitsskala den Rang abzulaufen. Grace hatte schon zu lange unter seinem ineffizienten Management gearbeitet.
    Der Wein und die Chips waren inzwischen alle, und die Leute begannen zusammenzupacken und sich in Bewegung zu setzen. Grace’ Wochenende dehnte sich lang und leer vor ihr aus. Immer dasselbe, immer dasselbe. Heute Abend auf ihre Enkelin aufpassen, während sich Gordon mit seinen Kriegsveteranen traf und ihre Tochter und ihr Schwiegersohn irgendwo schön essen gingen. Morgen standen dann Einkaufen, Wäschewaschen und Putzen auf dem Programm, und am Sonntagvormittag würde sie das Mittagessen kochen, aufräumen, bügeln und es sich dann vor Heartbeat gemütlich machen – oder mal richtig über die Stränge schlagen und sich Frost ansehen. Danach würde sie ein heißes Bad nehmen, und dann musste sie schon wieder ab ins Bett, bereit für die Woche, die vor ihr lag.
    Sie sah, wie die jungen Büroangestellten anderer Abteilungen aus dem Saal strömten, in fröhlicher Freitagabend-Stimmung. Mit Lippenstift und Ausgehabenden mit Freundinnen hatte sie schon seit weit über fünfundzwanzig Jahren nichts mehr am Hut. Grace verabschiedete sich von Brian und ihren drei Kolleginnen. Sie schienen alle recht nett zu sein, auch wenn sie nicht viel miteinander zu tun hatten. Trotzdem, die Atmosphäre auf der Arbeit war einfach so viel entspannter als zuhause. Gordons Haar war grau geworden, als er in den Dreißigern war, aber wann war er eigentlich so grau im Kopf geworden? Es hätte Grace das Leben so erleichtert, wenn sie es auch geworden wäre.

Zweites Kapitel
    C alum saß praktisch auf dem Telefon, aber es hätte noch eine Ewigkeit weitergeklingelt, wenn Dawn nicht aus der Küche gekommen wäre, um abzunehmen. Sie hauchte ihm ein »fauler Sack« zu, aber er war sogar zu träge, um auch nur aufzusehen.
    »Hallo, Liebes«, sagte die muntere Stimme am anderen Ende der Leitung.
    »Hi, Muriel«, sagte Dawn. Calum atmete hörbar aus und fuchtelte mit den Händen durch die Luft wie ein entnervter Fluglotse. Die Botschaft war unmissverständlich. Falls sie fragt, ich bin nicht da .
    »Und, wann holst du mich morgen ab, Kleines?«, fragte ihre Schwiegermutter in spe fröhlich.
    »Ist dir halb elf recht, Mu?«
    »Na, dann werde ich zusehen, dass ich bis dahin auf den Beinen bin, wo wir doch was Besonderes vorhaben«, sagte Muriel.
    »Ich bin schon so aufgeregt, ich werde bestimmt kein Auge zumachen können.«
    »Dann trink dich mit ein paar Gläsern Bier müde. Das mache ich immer, wenn ich nicht schlafen kann, Mädchen!«
    Dawn lachte. Muriel konnte manchmal einfach so witzig sein. Mit Mu gab es immer etwas zu lachen, seit jenem Tag vor gut zwei Jahren, als sie sich in diesem erbärmlichen Friseursalon, in dem Dawn damals
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