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Ein Jahr – ein Leben

Ein Jahr – ein Leben

Titel: Ein Jahr – ein Leben
Autoren: Iris Berben , Christoph Amend
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Flugzeug, eine JU 52 , erben und damit eine Chartergesellschaft gründen.
    Michael hat immer gesagt: »Ingrid, dein Sex ist im Körper. Iris, dein Sex ist in den Augen. Und genauso werde ich euch beide inszenieren!« (lacht) Es gab nur sechs Folgen, aber die schlugen ein. Die Einschaltquoten waren enorm. Es war ein neues Format, das man in Deutschland nicht kannte, schnell, gewagt, politisch nicht immer korrekt. Er hat Ingrid wirklich geformt. Er war mit ihr liiert, während wir drehten. Wir haben viele Szenen in einer echten JU 52 gedreht, diesem alten Rappelflugzeug. Wenn ich daran denke, kommt es mir vor wie in einem anderen Jahrhundert. Und das Schlimmste ist: Es war in einem anderen Jahrhundert! ( Interviewer lacht ) Übrigens auch, weil wir so viel Geld und Zeit hatten, Dinge auszuprobieren während der Dreharbeiten. Ingrid musste einmal einen Strip vor einem echten Stier machen, damit der sich beruhigen sollte. Solche Szenen dreht man nicht eben so. Und wer da alles dabei war, Theo Lingen, Eddie Constantine, Ivan Rebroff, mein Gott, ist das lange her. Ich habe danach nicht mehr mit Michael gearbeitet, aber wir sind uns immer wieder begegnet. Er hatte ein trauriges Ende. Er hat sich erschossen, 1991 .
    Welche Männer haben Sie noch geprägt?
    Beruflich sicher der Regisseur Carlo Rola, er hat mich seinerzeit aus einem Dornröschenschlaf geweckt. Ich lernte ihn kennen, als er ganz jung war. Mit ihm habe ich viele Schlachten geschlagen, viele Filme gedreht und viele Erfolge gefeiert. Ich nehme auch begeistert zur Kenntnis, dass Klaus Lemke in den letzten Jahren endlich die Anerkennung bekommt, die er seit langem verdient.
    Klaus Lemke hat bei einem Ihrer ersten Filme Regie geführt, »Brandstifter« aus dem Jahr 1969 .
    Ja, wir haben den Kaufhausbrand von Andreas Baader und Gudrun Ensslin ein Jahr zuvor in Frankfurt gedreht.

    Würden Sie noch einmal mit Klaus Lemke drehen?
    Jederzeit, ja. Aber Klaus würde nicht mehr mit mir drehen, weil er nur mit Laiendarstellern arbeitet. Dadurch entsteht der besondere Charme seiner Filme. Wir sind heute wieder gut miteinander, aber früher, wenn wir uns in München auf der Leopoldstraße zufällig begegnet sind, hat er die Straßenseite gewechselt. Er wollte nie mehr auf derselben Seite laufen wie ich, hat er gesagt, ich sei ihm zu etabliert. Heute lachen wir gemeinsam darüber. Ich amüsiere mich auch über die unterschiedlichen Versionen, die er erzählt, wie er mich entdeckt hat, mal war es in München, mal in Hamburg.
    Und was war Ihr erster Film?
    Mit Rudolf Thome habe ich 1968 »Detektive« gemacht und 1971 »Supergirl«.
    Rudolf Thomes »Supergirl – Das Mädchen von den Sternen« von 1971 war bereits eine Art Science-Fiction-Film. Ich habe gelesen, Sie würden gerne einen richtigen Science-Fiction-Film drehen. Warum?
    Kammerspiel, Action, Liebeskomödie, Drama, Western, Kostümfilme, Kinderfilme, das habe ich alles gemacht. Aber Science-Fiction, das fehlt mir noch. Ich habe »Hell« gesehen, den ersten deutschen Science-Fiction-Film seit langem, herausragend, mit Lars Eidinger und Hannah Herzsprung. Sie ist wunderbar. Nina Kunzendorf, Anna-Maria Mühe, Allina Levskin, ich bewundere diese jungen Kolleginnen. Am liebsten würde ich bei ihnen andocken, von ihrer Energie profitieren und für mich etwas von ihnen abschöpfen. Das ist der schönste Klau der Welt.
    Vor wenigen Wochen hat ein Attentäter in Aurora in den USA ein Kino betreten, in dem gerade der neue »Batman«-Film gezeigt wurde. Er hat Menschen getötet und schwer verletzt. Dabei galten Kinosäle bis dahin als geschützte Räume.
    Wie reagiert man darauf? Ich habe gelesen, dass man aus einem Actionfilm, der bald ins Kino kommen sollte, erst mal einige Szenen entfernt hat. Das ist sicher aus Respekt vor den Toten und Verletzten geschehen. Aber eigentlich sollte man die Kunst nicht beschneiden und damit dem Attentäter Einfluss zubilligen. Wir hatten bei einer Folge von »Rosa Roth« eine ähnliche Diskussion. Martina Gedeck und Christoph Waltz waren die Protagonisten. Christoph spielte einen Alt-68er, der durchdreht und an Weihnachten eine U-Bahn entführt. Der Film ist mir aus anderen Gründen präsent, weil während der Dreharbeiten mein Vater starb. Christoph Waltz spielt einen Typen, der sich zum Schluss der Folge in einer Kirche in die Luft sprengt. Einige Wochen nach der Ausstrahlung des Films hat sich eine Frau in einer Kirche in die Luft gesprengt. Sofort hatten wir die Debatte, wie weit Filme gehen
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