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Ein Jahr – ein Leben

Ein Jahr – ein Leben

Titel: Ein Jahr – ein Leben
Autoren: Iris Berben , Christoph Amend
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ihr glaubt, dass das für euer Fernsehpublikum zu lang oder zu langweilig ist, dann macht es mir nichts aus, wenn die Rede gar nicht zu hören ist oder gekürzt wird. Aber eins müsst ihr mir schon lassen: Ich möchte mir an einem solchen Abend, an dem mir ein Preis für mein Lebenswerk verliehen wird, die Zeit nehmen dürfen, das zu sagen, was ich sagen möchte.«
    Für Außenstehende klingt das ohnehin überraschend: Eine der bekanntesten Schauspielerinnen Deutschlands bekommt einen Lebenswerk-Preis, und hinter den Kulissen heißt es: aber den Dank bitte in maximal drei Minuten.
    Wir befinden uns alle in einem Korsett, und das verstehe ich auch. Aber das Korsett lässt einem heutzutage oft nicht mehr die Zeit und den Raum, das zu sagen, um was es geht. Ich möchte doch darauf angemessen reagieren dürfen und erklären, was eine solche Ehrung mit mir macht, welche Gedanken das auslöst.
    Wie ist die Sache ausgegangen?
    Ich habe vorher klar gesagt: Ich werde meine Rede in voller Länge halten. Es hieß dann noch, wenn Sie auf die Bühne kommen, lassen wir Ihnen natürlich viel Zeit, damit Sie auch den Applaus in voller Länge genießen können …
    … Standing Ovations, die es dann eigentlich immer gibt …
    … obwohl man das nicht als selbstverständlich erwartet.
    Mit anderen Worten: Man möchte die Emotionen zeigen, die ein solcher Moment in Ihnen auslöst, und zwar gerne in voller Länge, aber das, was Sie dazu zu sagen haben, bitte recht zügig.
    Ich bin relativ ruhig auf die Bühne gegangen, auch wenn ich geahnt habe, was meine Emotionaliät mit mir machen könnte. Ich greife da vorher auf ein paar Beruhigungsübungen zurück, die einem dabei helfen, dass das Wasser nicht allzu heftig aus den Augen schießt, aus Eitelkeit, aber vor allem: Das ist ein seriöser, ernsthafter Preis, da möchte man einigermaßen vorbereitet und erwachsen auf der Bühne stehen.
    Die Rede auf Sie hat Horst Seehofer, der bayerische Ministerpräsident, gehalten, Mitglied einer Partei, der Sie politisch nicht sonderlich nahestehen.
    Das kann man so sagen. Wobei es ja auch mittlerweile immer schwieriger wird, eine klare Linie zwischen den großen Parteien zu ziehen. Als er mit der Laudatio anfing, gingen mir alle möglichen Gedanken durch den Kopf: Hier zu stehen und zu reden ist für ihn Teil seiner Amtsgeschäfte, auch Routine. Ist das jetzt eine Pflichtveranstaltung für ihn, eine Pflichtlaudatio? Ich habe ihn dann aber so verstanden, dass er mich auch außerhalb seines Amtes wertschätzt. Ich hab ihm also zugehört und dachte manches Mal, ja, das trifft es, andererseits hat er auch Beschreibungen meiner Person verwendet, die von mir selbst weit weg sind.
    Zum Beispiel?
    Wie angesehen man ist, welche Geschichte man geschrieben und welchen Stellenwert man hat.
    Warum ist das weit weg von Ihnen?
    Wenn ich mich selbst so definieren würde, dann … Ich muss vielleicht etwas ausholen: Ich mache etwas, weil ich denke, dass ich es so machen muss – und nicht, weil andere es von mir erwarten. Ich muss da eine Trennlinie ziehen zwischen mir und dem öffentlichen Bild, das man sich von mir vielleicht macht und das manchmal übergroß wird. Wenn man diese Linie nicht scharf zieht, wird man erdrückt. Das darf man sich nicht zu eigen machen.
    Macht Ihnen dieses Bild in Übergröße Angst?
    Ja, das hemmt.
    Sie müssen aufpassen, sich bei Ihren beruflichen Entscheidungen nicht zu fragen: Was würde Iris Berben jetzt machen? Sie müssen sich fragen: Was will ich jetzt machen?
    Richtig. Deshalb habe ich einen Schutzmechanismus entwickelt, was das betrifft. Wobei ich durchaus Kollegen erlebe, die eins zu eins mit ihrem Image leben und das nicht trennen. Ich glaube, dass ich das auf Dauer nicht ertragen könnte.
    Wie gelingt Ihnen diese Trennung?
    Indem ich das, was ich mache, erst einmal als Handwerk begreife. Das Handwerk muss man beherrschen, auch wenn die Definition davon in meinem Beruf in ständiger Bewegung bleibt. Man kann eben nicht sagen, wie vielleicht bei einem Schuster oder einem Schneider, der hat sein Handwerkszeug gelernt, das kann ihm niemand nehmen. Natürlich hat bei mir Handwerk etwas mit der Vorbereitung der Figur, der Art und Weise zu sprechen zu tun, mit Körpersprache, mit Timing. Das alles muss ich beherrschen. Aber der andere Teil des Handwerks, das Eigene, Individuelle, das lässt sich viel schwerer beschreiben und verstehen. Wenn ich jemals Regie führen sollte, dann träume ich von einem besonderen Experiment: einen
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