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Ein Jahr – ein Leben

Ein Jahr – ein Leben

Titel: Ein Jahr – ein Leben
Autoren: Iris Berben , Christoph Amend
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»Das Superweib« zum Beispiel, ja, genau. Da sagst du nach der Lektüre: Dieses Frauenbild existiert doch gar nicht! Verletzungen finden entweder gar nicht statt oder werden innerhalb von 40 Sekunden mit einer wahnsinnigen Souveränität abgewehrt und bei einem Glas Prosecco mit der besten Freundin weggequatscht. Für mich ist das eher ein Frauenmärchen.
    Nichts für Sie, ich merke schon. Warum haben Sie sich damit überhaupt beschäftigt?
    Eine Kollegin hatte einen Hera-Lind-Film gemacht.
    Sie meinen Veronica Ferres, die das »Superweib« gespielt hat?
    Ja.
    Mit gigantischen Einschaltquoten.
    Richtig. Und dann hat man mir den nächsten Hera-Lind-Stoff angeboten. Mein erster Reflex war: Ihr müsst ihn mir nicht einmal schicken. Aber plötzlich dachte ich: Vielleicht bist du einfach ziemlich arrogant, Iris, mach es doch. Ich habe also richtig strategisch mit kaltem Herzen gesagt: Dann mache ich das jetzt, auch um bei diesem Wettbewerb, bei diesem Spiel mitzumachen.
    Und?
    Die Dreharbeiten waren für mich sieben Wochen lang die Hölle.
    Hat das jemand am Set gemerkt?
    Ich glaube nicht. Höchstens ein einzelner Kollege, der hatte vielleicht auch so eine Ahnung, worauf wir uns eingelassen hatten.
    Wie haben Sie die sieben Wochen durchgestanden?
    Reine Disziplin. Die hört bei mir nie auf. Es gibt ja manchmal Dreharbeiten, da merkst du, mit diesem Kollegen oder mit diesem Regisseur geht es gar nicht. Da musst du dich in Disziplin retten, auch aus Respekt vor dem Beruf, anders geht es ja nicht. Es sei denn, man beendet dieses Verhältnis, bricht also die Dreharbeiten ab. Aber das kostet viel Geld, weil man sich aus Verträgen herauskaufen muss. Was ich auch schon getan habe. Aber man sollte sich lieber vorher mit der Entscheidung quälen.
    Können aus höllischen Dreharbeiten auch gute Filme entstehen?
    In meiner eigenen Wahrnehmung nicht. Die Gefahr ist eher, dass man anschließend, wenn es kein Flop wird, selbst anfängt zu relativieren, nach dem Motto: Ist doch ganz gut gelaufen, so schlecht war’s ja nicht. Diese kleinen, bequemen Selbstlügen sind eine große Falle.
    Sind Sie später noch einmal durch eine solche Hölle gegangen?
    In einer anderen Konstellation, das war aber nicht ganz so dramatisch. Ich hatte einen Roman gelesen, »Der russische Geliebte«, den ich gut fand. Die Protagonisten in dem Buch waren filmisch erzählt, und das hat geradezu dazu aufgefordert, daraus einen Film zu machen. Ich habe mich also sofort um die Filmrechte bemüht, was ich manchmal mache, wenn mich ein Roman begeistert. Das hat zum Beispiel einmal geklappt, bei dem Buch »Wer liebt, hat Recht«, von einer ehemaligen »taz«-Autorin, die unter Pseudonym ihre Lebensgeschichte aufgeschrieben hatte. Da haben wir die Rechte bekommen, der Film wurde meine erste Zusammenarbeit mit dem Regisseur Matti Geschonneck.
    Mit ihm drehen Sie bis heute.
    Ja, er ist einer von diesen Komplizen, die ich vorhin erwähnt habe. Aber diesmal hieß es, die Rechte sind schon seit ein paar Jahren verkauft. Wie schade, dachte ich, das hättest du gerne gemacht. Drei, vier Jahre später bekomme ich einen Anruf von einem Regisseur, den ich lange Jahre nicht gesprochen hatte. Und er beginnt von dem Stoff zu erzählen, ich unterbreche ihn und sage: Ich kenne den Roman, ich wollte den Film machen.
    Was ist die Geschichte des Romans?
    Er erzählt von einer Frau Mitte 50 , einer polnischen Professorin, die ein Semester lang an der Sorbonne in Paris unterrichtet. In Paris lernt sie einen 20  Jahre jüngeren russischen Schriftsteller kennen, der mit einer jungen Frau zusammenlebt. Der Roman erzählt, wie sie mit ihm zusammenkommt, obwohl sie aus verfeindeten Ländern stammen, Polen und Russland. Es entwickelt sich eine Amour fou. Dazu müssen Sie wissen, dass sie bereits eine Tochter aus einer Beziehung hat, die für sie die Liebe ihres Lebens war. Nachdem dieser Mann sie verlassen hatte, hat sie sich vollkommen in ihre Arbeit gestürzt, mit großem Erfolg, ihre Studenten lieben sie für ihre Leidenschaft. Aber privat lässt sie nichts mehr zu … Ach, eine wunderbare Geschichte.
    Und nun hat der Regisseur, der Sie anruft, die Rechte?
    Ja.
    Erste Reaktion?
    Großartig! Aber schon während ich »großartig« sage, denke ich: Bist du wirklich der richtige Regisseur für diesen Stoff?
    Und Sie sagen trotzdem zu.
    Ja, man will sich ja auch überraschen lassen, auch vom eigenen Vorurteil. Ich kannte den Regisseur gut, schätzte ihn, hatte Jahre vorher einen großen
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