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Ein Jahr – ein Leben

Ein Jahr – ein Leben

Titel: Ein Jahr – ein Leben
Autoren: Iris Berben , Christoph Amend
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Präzision an deine Arbeit. Die Teile, die du zuschneidest, fügen sich millimetergenau ineinander.« Es geht mir nicht um Geschmacksvorlieben, die man teilt oder nicht. Es geht darum, dass eine deutsche Filmakademie es sich nicht leisten kann, Filme, wie Til sie macht, mit sechs, sieben, acht Millionen Zuschauern, zu ignorieren. Zumal wir alle in der Branche daran teilhaben. Denn Til kann seine Fördermittel immer zurückzahlen, daran partizipieren wir.
    Der Kellner tritt an den Tisch, räumt Geschirr und Besteck ab. Iris Berben hat das Vanilleeis gegessen, von der flüssigen Schokolade ist noch etwas übrig. »Die ist so gut, die Schokolade«, sagt sie zum Kellner, »sagen Sie nie wieder, Sie hätten sie nicht!« Und lacht, der Kellner lacht auch. »Soll ich sie noch dalassen?« – »Nein, bitte nicht«, sagt Iris Berben, »ich will sie jetzt nicht mehr sehen. Ich weiß, dass ich sie sonst in den nächsten Minuten ganz sicher vollständig auslöffeln würde.«
    Vielleicht sollte das Café Einstein sie auf die Karte schreiben lassen.
    Genau! »Schokolade I. B.«!
    Erkennen Sie in jemandem wie Til Schweiger einen Teil Ihrer eigenen Biographie wieder?
    Ja. Ich wundere mich ohnehin, dass ich da bin, wo ich bin.
    War der Abend in München lang?
    Nein, ich bin mit dem ersten Flug zurück nach Berlin. Ich hatte einen Termin mit einigen Leuten von der Hebräischen Universität in Jerusalem. Sie möchten, dass ich mich zur Wahl der Präsidentin der Freunde der Universität in Deutschland stelle. »Ich habe keine Zeit«, habe ich Ihnen gesagt.
    Aber wie ich mittlerweile weiß, ist das für Sie kein Hinderungsgrund.
    Hören Sie doch erst mal zu! Ich bin dort seit langem im Direktorium. Die Hebräische Universität ist die bedeutendste Universität in Israel, Einstein, Freud, alle waren da. In der Hirnforschung sind sie führend, sie arbeiten eng mit dem Max-Planck-Institut zusammen. Hirnforschung finde ich besonders spannend, es soll demnächst in Berlin eine Ausstellung geben, »The Colour of Thought«, und sie haben mich gefragt, ob ich ihnen helfen kann, Unterstützer zu finden.
    Also noch eine Präsidentschaft.
    Die Wahl soll im September stattfinden. Die Universität hat ein sehr gutes Team, man hat mir erklärt, dass sie vieles für mich vorbereiten und planen können, so dass ich nur bestimmte Termine wahrnehmen muss. Aber erst mal muss ich ja gewählt werden.
    Frau Berben, wird es nicht doch auch wie bei der Filmakademie? Am Ende klingelt bei jedem größeren Problem Ihr Handy?
    Ich versuche natürlich solche Anfragen nicht mit Eitelkeit zu verbinden. Ich merke ja, wie wackelig ich bin mit meiner knappen Zeit. Aber das ist wieder ein Mosaikstein in meinem Leben, ein logischer Stein in der Entscheidung. Es gibt seit vielen Jahren in der Universtität den Iris-Berben-Fonds, ich nehme immer wieder weltweit an Veranstaltungen teil, die dazu dienen, die Arbeit der Universität bekanntzumachen, ich bin ein persönlicher Freund von Professor Idan Segev, der dem »Interdisciplinary Center for Neutral Computation« vorsteht. Es ist also etwas Gewachsenes – und dafür möchte ich auch Zeit finden. Ich muss einen Weg suchen, wie ich die unterschiedlichen Interessen oder Aufgaben erledigen kann. Dieses Jahr hatte ich etwas Glück, weil einige Filme geplatzt sind, aber nächstes Jahr wird es heftig. Ende diesen Jahres drehen wir eine extralange Folge von »Rosa Roth«, 110 Minuten lang. Ich habe gerade erfahren, dass zwei Filme jetzt endlich finanziert sind, die lange verschoben wurden. Der Film über Elisabeth Selbert, die Politikerin. Wir drehen im kommenden Jahr. Und ich spiele Cosima Wagner. Es ist Wagner-Jahr, der 200 . Geburtstag. Oliver produziert, er arbeitet mit Gero von Böhm zusammen.
    Cosima Wagner, Ehefrau des Komponisten, ist nicht gerade eine Sympathieträgerin. Sie stand Hitler nahe …
    Die Rolle finde ich spannend. Wenn es um Wagner geht, dreht sich meistens alles um ihn oder um die beiden Urenkelinnen, die die Festspiele heute leiten. Mich interessiert die Machtbesessenheit dieser Frau, der wahnsinnige Ehrgeiz und ihr Einfluss, wie sie ganz strategisch denkt und handelt.
    Warum reizt es Sie, diese böse Frau zu spielen?
    Das Böse bei ihr muss ja aus etwas gewachsen sein, es hat seine Wurzeln. Das ging mir bei Bertha Krupp auch so. Man kann sie ganz leicht als ausschließlich bösen Menschen spielen, aber ich habe mich gefragt, woher kommt ihre Härte, ihre Verbissenheit? Wie ist ihr Korsett entstanden, aus
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