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Ein Jahr – ein Leben

Ein Jahr – ein Leben

Titel: Ein Jahr – ein Leben
Autoren: Iris Berben , Christoph Amend
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Details einer privaten Beziehung nicht in die Öffentlichkeit gehören. Sie stellen die Frage natürlich, weil das heutzutage fast unüblich ist und so viele ihr privates Glück öffentlich zeigen und inszenieren, über ihre Brüche und persönlichsten Verletzungen sprechen. Das ist mir fremd. Das geht doch nur zwei Menschen an und sonst niemanden.
    Ein Mann, mit dem Sie eng befreundet, aber nie liiert waren, der Schriftsteller Johannes Mario Simmel, hat Ihnen jahrelang Blumen geschickt.
    Ich habe Mario vor 20  Jahren kennengelernt, weil wir die Idee hatten, einen seiner Romane neu zu verfilmen. Die meisten Verfilmungen seiner Bücher sind aus den 60 er, 70 er und 80 er Jahren. Mario ist erst sehr spät in seinem Leben vom Feuilleton anerkannt worden. Das war das große Drama seines Lebens, und es hat ihn sehr gekränkt. Wir haben den Film gedreht, aber erst vor zwei Jahren: »Niemand ist eine Insel«. Mario hat ihn nicht mehr sehen können. Mit der Idee zu diesem Film im Kopf habe ich ihn 20  Jahre zuvor zum ersten Mal getroffen, als er zu Besuch in Berlin war, im Hotel Kempinski am Ku’damm. Das war der Beginn unserer Freundschaft.
    Wie lief diese erste Begegnung?
    Wir waren schnell bei den Themen, die ihn und mich bewegen. Sein Vater war Jude. Er ist unter anderem in Österreich aufgewachsen, und ihn hat der Umgang der Österreicher mit dem Nationalsozialismus beschäftigt. Zwischen uns beiden war schnell Vertrauen da. Er war auch ein ungeheurer Flirter.
    Er war verliebt in Sie?
    Auf diskrete Art. Es gab mit ihm nie eine unangenehme Situation. Sein Verliebtsein hat sich dadurch ausgedrückt, dass ich jede Woche, egal wo ich war auf der Welt, einen Strauß Rosen von ihm geschickt bekam. Das ging über Jahre. Es war seine Art der Liebeserklärung.
    Er ist vor drei Jahren gestorben.
    Ich war auf seiner Beerdigung in Zug, er ist neben seiner Frau beerdigt worden. Es waren vielleicht 25 Leute da, ein paar Verwandte, sein Verleger. Aber niemand sonst, keine Filmleute, keine Schauspieler aus seinen Filmen. Und das bei einem Mann, der Millionen von Büchern verkauft hat, dessen Filme Millionen gesehen haben. Kein einziger prominenter Mensch. Er ist am 1 . Januar gestorben, es lag Schnee und Eis, ich steige in Berlin ins Flugzeug nach Zürich. Das Flugzeug ist in der Warteschlange, und es wird plötzlich klar, es kann nicht mehr starten. Ich bin zum Kapitän und habe ihn angefleht, helfen Sie mir, bitte. Und er hat es tatsächlich möglich gemacht, dass ich aussteigen durfte und zu einem anderen Flugzeug gefahren wurde, das noch in die Schweiz fliegen durfte. Ich kam zwar zu spät in die Kirche, die Beerdigung hatte bereits angefangen, aber ich war da und habe mit zitternder Stimme Texte von ihm vorgelesen.
    Warum war Ihnen Johannes Mario Simmel so nah?
    Er war ein treuer Mensch. Und unheimlich einsam. Er hat dem Leben oft abschwören wollen. Wir hatten nächtelange Gespräche am Telefon. Immer wieder hat er zu mir gesagt, wir haben politisch doch gar nichts erreicht nach 1945 , ich habe mit meinen Büchern nichts erreicht. Mario hat mich durch diese Gespräche geprägt, durch seinen Lebensüberdruss, gegen den ich angeredet habe. Obwohl ich diesen Zustand auch kenne, manchmal. Will ich den Zeitpunkt selbst bestimmen? Oder will ich warten, bis es passiert? Ich, die so gern lebt? Und so war ich am Telefon mit Mario und konnte viele seiner Klagen nachvollziehen, die Einsamkeit, die Krankheiten. Das verbindet mich bis heute mit ihm, weil es mich herausfordert, gegen diesen Lebensüberdruss anzukämpfen. Bei den Gesprächen mit ihm habe ich immer auch mit mir selbst geredet, aber wir beide haben auch viel gelacht. Er hatte einen herrlich schmutzigen Humor.
    Ein anderer Mann, dem Sie viel zu verdanken haben, ist der Regisseur Michael Pfleghar, mit dem Sie 1978 die Serie »Zwei himmlische Töchter« gedreht haben.
    Michael war ein hochtalentierter, gescheiter Lebemann und Regisseur, dominant und fordernd. Als er mich für die »Himmlischen Töchter« verpflichtet hat, warf das alles über den Haufen, was ich bis dahin als seriöse Regie kennengelernt hatte. Michael kam aus Amerika zurück, dort hatte er im Fernsehen Shows mit Frank Sinatra und Ella Fitzgerald gemacht. Er hat das Tempo des amerikanischen Fernsehens nach Deutschland gebracht.
    Die »Zwei himmlischen Töchter« wurden von Ingrid Steeger und Ihnen gespielt. Heute würde man dazu Comedy sagen. Die Rahmenhandlung war, dass zwei ehemalige Nachtclubtänzerinnen ein
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