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Ein Jahr – ein Leben

Ein Jahr – ein Leben

Titel: Ein Jahr – ein Leben
Autoren: Iris Berben , Christoph Amend
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dürfen. Das ist eine mühselige Diskussion, in der es keine Lösungen gibt, außer Anteilnahme und Trauer. Sie haben vom Kino als geschütztem Raum gesprochen. Ich glaube, es gibt heute keine geschützten Räume mehr.
    Sie meinen auf allen Ebenen?
    Auf allen Ebenen.
    Frau Berben, in diesem letzten Gespräch müssen wir auch über die wichtigste Frau in Ihrem Leben reden, Ihre Mutter, den 90 . Geburtstag vor wenigen Wochen. Wie war dieser Tag?
    Er war viel relaxter, als ich es war. Ich wollte ihn für meine Mutter besonders schön gestalten. Unsere Familie und Freunde aus Deutschland waren nach Portugal gekommen. Und in den Tagen vor dem Geburtstag hatte ich immer abends Restaurants reserviert und dachte, vielleicht will sie auch mal zu Hause bleiben und Ruhe vor uns haben, aber weit gefehlt!
    Die Mutter wie die Tochter.
    Spotten Sie nicht! Sie war immer dabei und hat sich feiern lassen jeden Tag. Ich hatte die Befürchtung, dass sie am eigentlichen Geburtstag dann erschöpft sein könnte. Aber sie hat ihn unglaublich genossen. Zwei Fado-Sänger, die ich engagiert hatte, waren eine große Überraschung. Vor allem, weil sie einen Fado eigens für sie gedichtet hatten: »A Dorothea«.
    Ihr Vorname.
    Ein schöner Moment.
    In unseren Gesprächen sind neben Ihrer Mutter und Ihrem Sohn auch Angela Merkel und Thomas Gottschalk regelmäßig aufgetaucht.
    Erstaunlich, vermutlich waren beide in diesem Jahr einfach sehr präsent! Gottschalk mit seinen Veränderungen. Und Angela Merkel schwebt ja sowieso über uns allen. Aber in meinem Leben?!
    Am Ende unseres Jahres kam die Nachricht, dass Thomas Gottschalk zu RTL wechselt und gemeinsam mit Dieter Bohlen moderieren wird.
    Dem Sender kam man zu diesem strategischen Coup gratulieren, aus deren Sicht ist das klug. Ob es klug aus der Sicht von Thomas ist, weiß ich nicht. Die Aufmerksamkeit wird anfangs bestimmt sehr groß sein, aber ob sie hält? Thomas ist zu lange in der Branche, um das Risiko nicht einschätzen zu können. Ich will gar nicht weiter über ihn sprechen und urteilen. Die Fragen, die er sich stellt, kenne ich ja auch. Wie hört man auf? Hört man überhaupt auf? Was werde ich vermissen? Wie sehr habe ich mich daran gewöhnt, wahrgenommen zu werden? Und muss ich nicht mittlerweile Platz für andere machen? Diese Fragen verlassen einen nicht mehr, wenn man älter geworden ist. Ich nehme die Veränderungen wahr, dass andere nachrücken, er nimmt sie auch wahr, da bin ich sicher.
    Was sind Ihre Antworten auf die Fragen?
    Ich denke mal mehr und mal weniger souverän darüber nach. Ich glaube, ich bekomme das ganz gut in den Griff, aber es gab schon einige Momente in diesem Jahr, da dachte ich: Es klappen so viele Filme nicht mehr, woran liegt das? Es gibt natürlich Gründe, die mit mir nichts zu tun haben. Die großen Sender strukturieren sich gerade neu, das Kino befindet sich immer wieder im Existenzkampf. Und dennoch frage ich mich, was hat es mit mir zu tun?
    Frau Berben, ganz zum Schluss möchte ich die Fragen stellen, mit denen unser Jahr begonnen hat. Es sind Ihre Fragen. »Wo stehe ich? Was will ich noch? Was wäre wenn gewesen? Wo waren die Entscheidungen richtig? Wo Kalkül und …
    … »strategisch kalt, also falsch?«
    »Wie bin ich überhaupt dahin gekommen, und wo bin ich? Habe ich genug gelernt, und war ich fleißig?« Fleißig, das kann ich mittlerweile selbst beantworten, sind Sie. Wie sind Ihre Antworten auf die anderen Fragen?
    Ich bin in einem wachen Zustand. Ich will gerade mal wieder mit mir losziehen.
    Ihnen geht’s gut.
    Ich funktioniere. Hochleistungssportler tun wenigstens etwas für ihren Körper, ich tue viel zu wenig. Aber ich passe schon mehr auf ihn auf als früher. Manchmal muss ich auch über ihn lachen. Mein rechtes Bein zieht die Probleme geradezu magisch an, Meniskus, Kreuzband, Ermüdungsbruch im Fuß, an der Seite gesplittert, der Zeh dreimal gebrochen. Das linke Bein dagegen: nichts! Sollte ich mir zwei linke Füße wünschen? Ich habe viel Energie und habe keine Zeit, schwermütig zu sein. Ich habe große Lust auf das, was kommt, auch auf das Unbekannte, auf die Dreharbeiten zur neuen »Rosa Roth«, die Ende dieses Jahres beginnen. Es wird die letzte Folge sein.
    Sie hören auf?
    Ja. Ich habe lange darüber nachgedacht. Nach so vielen schönen Jahren habe ich das Gefühl, die Figur ist auserzählt. Sie ist Teil meines Lebens und wird es immer sein, aber jetzt ist der Zeitpunkt, wo ich mich noch in Frieden von ihr verabschieden
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