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Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass

Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass

Titel: Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
Autoren: Stephen „Steve-O“ Glover , David Peisner
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Toronto anzurufen und zu bitten, mich mit Doc McGhees Zimmer zu verbinden. Ich verbrachte Stunden damit, die Hotels auf der Liste nacheinander abzuarbeiten. Nach einer Weile schimpfte Mama, weil ich das Telefon ständig besetzt hielt, doch Papa überzeugte sie davon, mich in Ruhe zu lassen. Er hatte mich noch nie so engagiert gesehen, und das gefiel ihm. Endlich, nachdem ich eine der letzten Nummern der Liste gewählt hatte, stellte mich die Hotelrezeption zu einem Zimmer durch.
    »Hallo, Doc McGhee?«, fragte ich.
    »Ich bin Docs Bruder Scott«, entgegnete die Stimme.
    »Sind Sie auch bei Mötley Crüe?«
    Ich bin sicher, dass meine vorpubertäre Stimme wie die eines kleinen Mädchens klang, und Scott wirkte zunächst leicht genervt.
    »Woher hast du denn die Nummer?«, wollte er wissen.
    Als ich ihm erzählte, was ich unternommen hatte, um die Band zu finden, änderte sich seine Haltung völlig.
    »Das ist ja stark! Was hältst du davon, wenn ich deinen Namen auf die Liste für ein paar Backstage-Pässe und Eintrittskarten für morgen Abend setze?«, fragte er. »Ich könnte dich in der fünften Reihe unterbringen.«
    Ich war natürlich total begeistert. Mit Papa zusammen fuhr ich schließlich zum Konzert, und tatsächlich lagen die Pässe wie versprochen bereit. Es war erstaunlich. Nach dem Konzert durften wir, während sich die Arena langsam leerte, sogar hinter die Bühne kommen. Dort traf ich auf Tommy Lee und Nikki Sixx, blieb eine Weile bei ihnen, bekam Autogramme und Fotos und verwirklichte, ganz allgemein gesprochen, den größten Traum, den sich mein 13-jähriges Hirn überhaupt ausdenken konnte. Diese Typen konnten mir natürlich keine grundlegenden Lebensweisheiten vermitteln, und auch ich hatte ihnen nichts Besonderes zu sagen, aber an jenem Abend erkannte ich zum ersten Mal, dass ich ganz allein etwas erreichen konnte, was ich mir vorgenommen hatte.
    Leider war das so ziemlich das einzig Produktive, was mir einfiel, während wir in Toronto lebten. Ich weiß noch, dass ich mein Essensgeld sparte und mir davon Eier kaufte, um damit nach der Schule irgendwas oder irgendwen zu bombardieren. Ich positionierte mich auf einer Autobahnüberführung und winkte Leuten zu, die im Stau in ihren Autos saßen. Wenn sie dieses süße Kind winken sahen, lächelten sie und winkten zurück. Dann ließ ich Eier auf ihr Auto prasseln. Ich liebte solchen Quatsch.
    Meine Eier-Werfer-Karriere fand jedoch ein abruptes Ende, als ich in der achten Klasse war. Ich hatte nämlich das Haus eines Jungen beworfen, der mich daraufhin vor einer Meute von Leuten in der Schule verprügelte. Es war die erste richtige Schlägerei, an der ich beteiligt war, und obwohl ich dabei nicht wirklich verletzt wurde, war es ziemlich erniedrigend. Die ganze Sache empfand ich als ungeheuer schlimm, vermutlich viel schlimmer, als sie in Wirklichkeit war. Aber bis zum heutigen Tage machen mir Schlägereien noch immer Angst und ich habe sie, auch wenn ich mein ganzes Leben lang allen möglichen Leuten ziemlich auf die Nerven gefallen bin, stets vermieden.
    In Toronto fing auch die Sache mit dem Ladendiebstahl an. Ein Junge namens Justin führte mich in die Materie ein, doch dann übertrieb ich es natürlich wieder, wie es so meine Art war. Ständig klaute ich etwas, meist Dinge, die ich eigentlich gar nicht brauchte oder nicht einmal wollte. Erwischt wurde ich nur einmal, als ich einen Comic-Band stehlen wollte. Aus Comics machte ich mir überhaupt nichts, aber ich war mit Schulfreunden unterwegs, die Interesse hatten und denen ich damit imponieren wollte. Außerdem verschaffte mir das Klauen einen Adrenalinschub. Doch diesmal kam es, wie es irgendwann kommen musste: Der Ladeninhaber sah, wie ich den Comic in mein Schuljackett gleiten ließ. Daraufhin packte er mich, zog mich in sein Hinterzimmer, alarmierte die Polizei und rief bei mir zu Hause an. Ich führte mich ein bisschen auf, aber Cindy – damals träumte sie ernsthaft davon, eines Tages FBI-Agentin zu werden – ging ans Telefon, kam vorbei, umgarnte die Bullen und sorgte dafür, dass ich nur mit einer Verwarnung davonkam.
    Zu jener Zeit trank Mama ziemlich viel, und mein Alltag zu Hause gestaltete sich immer chaotischer und ungeregelter. Cindy sehnte sich offenbar nach etwas Zucht und Ordnung, doch meine Reaktion bestand darin, noch chaotischer und undisziplinierter zu werden. Je schlechter es zu Hause lief, desto weniger hatte ich das Gefühl, für mein Handeln Rechenschaft ablegen zu
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