Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hund namens Gracie

Ein Hund namens Gracie

Titel: Ein Hund namens Gracie
Autoren: Dan Dye , Mark Beckloff
Vom Netzwerk:
wusste auch, dass du der Richtige bist.
     

Es gibt Ärger
     
    D ie Sonne leuchtete im Inneren meiner mobilen Tiefkühltruhe. Anne fuhr, und ich hielt das handtuchumwickelte Bündel in meinem Schoß. Instinktiv suchte sie Wärme und rollte sich herum, um mir die Schnauze in den Magen zu stupsen. Ich spürte, wie sich das Auto und mein Herz mit der Wärme der Hundeseele füllten. Dann durchzuckte mich ein Schuldgefühl. Was war mit Blue?
    Ich spiele nicht, aber ich bilde mir ein, wenn ich es täte, würde ich mich bald in einem Casino in Monte Carlo beim Havannarauchen wiederfinden, weil ich meine Gedanken und Gefühle mit einem Geschick verbergen kann, das eines James Bond würdig ist. Ich hätte einen Spitznamen, der meine coole Art und den neidvollen Respekt meiner Rivalen gleichermaßen ausdrücken würde, ich hieße vielleicht »Cool Hand Dan« oder »Der schweigsame Amerikaner«.
    Anne streckte die Hand nach meinem eingewickelten Bündel aus und streichelte es. »Denkst du an Blue, Schätzchen?«
    Meine Monte-Carlo-Karriere löste sich in Rauch auf.
    »Na ja«, sagte ich. »Ja. Ich fühle mich schuldig. Sie ist erst gestern vor acht Wochen gestorben und ich denke
    gerade...« Anne guckte mich so komisch an, dass ich mitten im Satz abbrach. »Was? Was ist denn los?«
    »Vor acht Wochen?«
    »Genau«, sagte ich etwas ungeduldig. »Gestern vor acht Wochen.«
    Schon wieder dieser komische Blick. »Dan, Merlin und seine Geschwister wurden vor acht Wochen geboren.«
    Langsam dämmerte mir etwas. »Also, das bedeutet...«
    Sie drückte meinen Arm. »In der Woche, in der Blue gestorben ist.«
    »Ich, äh...« Aus irgendeinem Grund hatte ich einen Kloß im Hals. Ich hatte ganz kurz die Befürchtung gehabt, dass es irgendwie ein Verrat an Blue war, wenn ich meine kleine Miss Naseweis mit nach Hause brachte. Jetzt fand ich, dass dies ein Zeichen von Blue war, es war ihre Art, mich wissen zu lassen, dass sie nicht wollte, dass ich alleine sei. Das hieß, ohne einen Hund in meinem Leben.
    Anne legte mir die Hand auf den Arm.
    Das Hündchen, völlig unberührt von unserer Unterhaltung, war auf meinem Schoß eingeschlafen.
    Anne lächelte. »He, wer weiß, vielleicht ist sie ein Segen.«
    Ich sah auf das rundbäuchige Hundebaby hinab. »Ja, vielleicht.« Auf jeden Fall hoffte ich es.
    Zu Hause schlich ich mich mit Merlins Schwester an Sarah und Dottie vorbei, die ein Nickerchen machten, und brachte sie in das große Zimmer, in dem alle meine geliebten Sachen (Matchbox-Autos, Comic-Hefte, Bierdosensammlung) noch sicher in Kisten verpackt und übereinandergestapelt waren. Ich richtete ihr das Zimmer mit Schüsseln voll Wasser und Fressen her, legte zentimeterdick Papier auf den Boden und eine olle Decke in die Ecke. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei, sie einzuschließen, aber wegen dem, was Sarah und Dottie ihr antun könnten, durfte ich sie nicht frei im Haus rumlaufen lassen. Nicht bevor wir sie ordentlich miteinander bekannt gemacht hatten. Als sie sah, dass ich ging, hob sie den Kopf und legte die Stirn in Falten: Verlässt du mich so schnell?
    Ich beruhigte sie mit einer Ladung Küsse, die sie als Beweis meiner ehrenhaften Absichten zu nehmen schien. Damit sie etwas Gesellschaft hatte, stellte ich das Radio auf einen zahmen Musikkanal. Dann schloss ich ab und raste ins Büro. Anne und ich waren auf halbem Weg, da fiel mir ein, dass sie wahrscheinlich überhaupt kein Musikfan war, geschweige denn von den »süßen Klängen, die die Mühen des Alltags verzuckern«, wie es der DJ versprochen hatte. Aber ich machte mir keine Sorgen, sie zurückgelassen zu haben. Ein winziger Hund in einem Raum voller verschlossener Kisten - was sollte schon passieren?
     

     
    Ich hetzte mich durch den Rest meines Arbeitstages und flog um 17:59 aus dem Büro. Ein paar Straßen von uns entfernt überholten mich zwei Polizeiwagen. Ich beachtete sie nicht weiter, bis ich zu Hause ankam und die Streifenwagen in meiner Einfahrt geparkt sah. Mit klopfendem Herzen rannte ich die Vordertreppe hoch. Ich hatte keine Ahnung, was passiert sein könnte, aber die Mädchen benahmen sich wie Berserker, und es klang, als schrien Mark und ein Dutzend anderer Typen so laut sie konnten. Ein paar Nachbarn drängten sich auf dem Bürgersteig, bestimmt redeten sie darüber, dass die Gegend mit unserem Einzug merklich heruntergekommen war.
    Drinnen sah es tatsächlich so schlimm aus, wie es von außen geklungen hatte. Trotz der Eiseskälte war Mark so rot und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher