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Ein Hund namens Gracie

Ein Hund namens Gracie

Titel: Ein Hund namens Gracie
Autoren: Dan Dye , Mark Beckloff
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wurden, da fiel mir auf, dass dies hier die Hunde waren!
    Ich hatte immer gewusst, dass Deutsche Doggen groß sind, aber so wie ich das von Dinosauriern wusste - ich hatte noch nie eins dieser Tiere persönlich zu Angesicht bekommen. Dies waren mit Abstand die riesigsten Hunde, die ich je gesehen hatte, und es kam mir so vor, als seien es Dutzende. Deutsche Doggen von der Größe kleinerer Kühe saßen auf Sofas und Sessel herum. Ich wäre gar nicht mal überrascht gewesen, wenn eine von ihnen ihre Pfeife abgesetzt und eine andere uns über den Rand ihrer Lesebrille hinweg gemustert hätte. Als sie uns bemerkten, krachten zwölf furiose Satansbraten gegen die Glastüren, wo sie sich die Ellbogen in die Seiten stießen, um so nah wie möglich an uns ranzukommen. Ein paar von ihnen stellten sich auf die Hinterbeine, sahen aus einer Höhe von mehr als zwei Metern auf mich herab und jaulten nach Fleisch. Ich musste an diese Aquarien denken, in denen man einer Kreatur, die der kriminelle Neffe des weißen Hais sein könnte, fast einen Eskimokuss geben kann, während irgend so ein supersmarter Führer verkündet: »Das müssen Sie sich bloß mal klar machen: Alles, was zwischen Ihnen und 3000 Pfund vorgeschichtlichen Todestriebs steht, ist diese hauchdünne Glasscheibe!«
    Ein ohrenbetäubender Lärm erhob sich hinter der Verandatür. Wer bei diesem Geräusch von Bellen sprechen wollte, könnte den Krach eines Presslufthammers auch als Knirschen beschreiben. Wenn man noch nie etwas mit dieser gigantischen Rasse zu tun hatte, kann das erste Mal eine einschüchternde Erfahrung bedeuten. Ich drückte meine Angst mit einem meterweiten Sprung rückwärts aus - direkt in Anne hinein.
    Glücklicherweise hielt die Glasscheibe sogar den Kamikaze-Versuchen rasender Deutscher Doggen stand. Als ich Anne auf die Füße half, schlug sie die Wimpern nieder und sagte: »Ich stehe auf tatkräftige Männer.«
    »Ist gut«, sagte ich und klopfte mir den Kies von der Jacke, »wenn du einen triffst, kannst du ihn von mir grüßen.« Ihre Antwort bestand in einem fiesen Kniff in meine Schulter, dann ging sie auf die Haustür zu und klingelte. Ich trat ein Stück zurück. Wenn die Glastüren nachgaben, wollte ich sie wenigstens kommen sehen.
    Die Tür wurde weder von Clem noch von Zeb geöffnet, sondern von einem kleinen untersetzten Mann namens Al, der uns grunzend reinließ. Mit seinem ärmellosen Unterhemd und der unangezündeten Zigarre hätte er Danny DeVitos ungeschlachter älterer Bruder sein können - nicht gerade das, was ich erwartet hatte. Den Geruch hatte ich auch nicht erwartet.
    Stellen Sie sich vor, Sie liefen gegen eine massive Wand aus den widerlichsten Gerüchen, die sie je eingeatmet hätten, und dann ließen Sie das Ganze etwa 30 Jahre gären. Nun konzentrieren Sie den Gestank um 100 Prozent, und schon haben Sie eine entfernte Ahnung von dem Odeur, der sich in Als Haus eingenistet hatte und die Wände nach außen drückte.
    Ich konnte erkennen, dass Anne die Erfahrung auch nicht gerade genoss. Aber es machte ihr so richtig Spaß, mich zu beobachten. Meine Augen tränten, meine Nase brannte, und mein Innenohr schien anzunehmen, ich sei in die schwerelose Umlaufbahn der Erde ausgesetzt worden.
    Nach einer schnellen Vorstellung und etwas Smalltalk über Merlin (Als Beitrag zur Unterhaltung bestand vor allem aus Nicken und einem von Zeit zu Zeit hervorgestoßenem »Ähm«), sprach der Züchter die gegrunzte Einladung aus, einen Blick auf die Kreatur zu werfen, die er »den kleinen Fehler« nannte. Als Al die Tür zum Spektakel öffnete, explodierten die Hunde in unsere Richtung wie eine Rakete mit mehreren Sprengköpfen. Jetzt konnte ich erkennen, dass sie weniger darauf aus waren, uns zu verschlingen, als uns zu baden, zu beschnuppern und sich dann ihre Erkenntnisse anzuvertrauen. Nach etwa einer Minute von diesem Sabbertumult merkte ich, wie Al auf etwas deutete und sich abmühte, den Krach zu überschreien. Er sagte entweder: »Da klingelt’s in der Hecke« oder »Die Kleine da in der Ecke«.
    Dort, in der äußersten Ecke des Zimmers, lag ganz für sich allein der einsamste kleine Hund, den ich je gesehen habe, ein Schneeball aus weißem und grauem Fell in dieser aufgewühlten See schwarz gefleckter Harlekine. Anne hatte mir nichts davon gesagt, dass der Welpe zu allem anderen auch noch ein Albino war. Merlins Schwester lag auf dem bloßen Zementboden und sah gegen die Wand, unberührt von dem Tohuwabohu um sie herum. Die
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