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Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman

Titel: Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
Autoren: Elizabeth Haran
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James sagte, blieb ihr ein Rätsel. »Was ist mit deinem Erbe?«
    »Es ist fort.«
    Estella starrte ihn an. »Was? Das ganze Geld?«
    »Ich habe die Aktien, die mein Vater mir hinterlassen hat, zu Bargeld gemacht und das Haus belastet. Jetzt kann ich mir die Rückzahlung nicht mehr leisten. Deshalb wird die Bank das Haus bekommen.«
    Estella tupfte die Tränen mit seinem Taschentuch ab. Ihre ganze Welt fiel in Trümmer, und in ihrem verletzlichen Zustand konnte sie das alles kaum verkraften.
    »Bitte, nicht weinen, Estella. Ich dachte, ich könnte genug verdienen, um das Haus und ein Leben in Luxus zu bezahlen, aber um meine Ansprüche erfüllen zu können, habe ich zu wenig Mandanten.«
    » Deine Ansprüche! Ich höre immer nur, was du willst. Findest du das nicht selbstsüchtig?« Plötzlich konnte Estella sich James nicht mehr als Vater vorstellen. Er war zu unreif. »Ich nehme an, es würde auch nichts nützen, wenn wir in ein kleineres Haus in einem preiswerteren Viertel umzögen?«
    »Ich fürchte, nein.«
    Estella schüttelte den Kopf. Sie konnte es nicht fassen. »Und was soll ich nun tun? Oder interessiert dich auch das nicht mehr, jetzt, wo ich nicht in deine sorgfältig geplante Zukunft passe?«
    »Natürlich interessiert es mich, Estella, und ich habe eingehend darüber nachgedacht. Du könntest zu deinen Eltern nach Südrhodesien gehen. Sie behaupten doch, das Leben dort sei wundervoll. Oder du könntest bei deiner Tante Flo in Chelsea wohnen. Ich bin sicher, als Tierärztin würdest du dein Auskommen haben.«
    Aber ich müsste nicht nur für mich allein sorgen, James, sondern auch für unser Baby, ging es Estella durch den Kopf. Und ohne dich bin ich allein und mittellos.
    »Und wo wirst du wohnen und arbeiten?« Sie fragte es nicht, weil es sie allzu sehr interessierte – dazu war es zu spät. Sie wollte nur wissen, wie weit seine Zukunftspläne für das Leben mit ihrer Cousine bereits gediehen waren.
    »Warwick hat ihr einen modernen Bürokomplex am Belgrave Square hinterlassen, in sehr guter Lage und erst nach dem Krieg gebaut. Außerdem hat sie das große Haus am Eaton Square.«
    Estellas Unterlippe zitterte vor unterdrückter Wut. »Ich hätte dich nie für einen solchen Mistkerl gehalten!«
    »Jetzt weißt du’s. Ich bin oberflächlich und selbstsüchtig, und ich gebe es zu. Außerdem hat Davinia mir schon seit Wochen Geld geliehen. Sie will nichts davon zurückhaben – falls ich sie heirate, sobald ich frei bin. Deshalb, fürchte ich, müssen wir sofort die Scheidung einreichen. Ich hoffe, du siehst es ein und machst es mir leicht, Estella. Es gibt keinen Grund, die Sache auf die lange Bank zu schieben, nicht wahr?«
    Estella blickte ihn an. Nur unser Baby, James. Aber du bist ohnehin nicht gut genug, sein Vater zu sein. Langsam schüttelte sie den Kopf.
    Es gab nichts mehr zu sagen. Sie wandte sich von James ab und blickte über den See nach Rotten Row hinüber, wo Reiter den wunderschönen Tag nutzten und in vollem Galopp dahinritten. In England konnte man die Tage im Jahr, an denen der Himmel blau und wolkenlos war, an einer Hand abzählen. Und ausgerechnet dieser Tag, an dem Estellas Leben in Trümmer fiel, war wunderschön. Es hätte regenverhangen sein müssen, passend zu ihrer trüben Stimmung und ihrer verzweifelten Lage. Wieder musste sie an das Kind denken. Der heutige Tag hätte einer der glücklichsten ihrer Ehe sein sollen ...
    Durch einen Schleier aus Tränen sah sie den See imSonnenlicht funkeln. Kindermädchen und junge Mütter schoben Babys in ihren Kinderwagen spazieren. Hundebesitzer oder deren Bedienstete führten die gepflegten Tiere an der Leine. Verliebte Paare schlenderten Hand in Hand über den Rasen; Enten und Schwäne glitten übers Wasser. Für einen so schönen Tag eine ganz normale Szene – doch Estella kam es vor, als wäre in ihrer scheinbar so hellen und behüteten Welt plötzlich die Nacht hereingebrochen. Wieder dachte sie an das Kind, das in ihrem Leib heranwuchs ... vielleicht ein süßes kleines Mädchen.
    Jetzt sind wir zwei allein, mein Kleines, ging es ihr durch den Kopf. Aber ich verspreche dir, alles wird gut!
    Sie stand auf und reichte James sein Jackett, ohne ihn anzusehen. »Ich gehe nach Hause und packe zusammen. Wenn ich irgendwelche Papiere unterschreiben muss, schick sie an Tante Flos Adresse.« Tapfer schluckte sie den Kloß hinunter, der in ihrer Kehle saß, und bedachte ihren Mann mit einem kühlen Blick. »Lebwohl«, sagte sie, wandte sich
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