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Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman

Titel: Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
Autoren: Elizabeth Haran
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brauchte.
    »Ich kann nicht bleiben, Tante Flo. James’ Großeltern wohnen gleich um die Ecke, in der Fulham Road, und seine jüngste Schwester lebt in der Oakley Street.«
    »Vielleicht könntest du irgendwo auf dem Land eine Anstellung als Tierärztin finden.«
    »Ich glaube nicht, dass es auf den Britischen Inseln irgendeinen Ort gibt, an dem ich sicher wäre. James’ Familie ist weit verzweigt. Er hat Vettern in Liverpool, Leeds, Newcastle ... sogar in Schottland. Ich muss weiter fort, aber wohin? Wo könnte ich mit meinem Kind ein neues Leben beginnen?« Estella senkte den Kopf.
    Flo stand auf und trug die schmutzigen Tassen zum Spülstein. Sie verfluchte die Schmerzen in ihren Ellbogen und Knien. Stets war sie von einem leichten Geruch nach Paraffin umgeben, mit dem sie ihre Gelenke gegen das Rheuma einrieb. Im Sommer war es nicht ganz so schlimm, doch wenn der Herbst kam, kam auch der Schmerz, und in diesem Jahr kündigte er sich früh an. Flo blickte zum Himmel, an dem im Westen Wolken aufzogen. Wenigstens wusste sie immer, wann es regnete: sobald die Schmerzen stärker wurden.
    Während sie auf ihren Garten und das Gemüsebeet blickte, dachte Flo an Estellas Mutter Caroline. Sie waren seit ihrer Kindheit Freundinnen, und Flo hatte Caroline schrecklich vermisst, als sie mit Marcus nach Afrika gegangen war. Die beiden hatten England nach dem Krieg verlassen, als Estella an der Universität von Edinburgh studierte. Zu ihrer Examensfeier im Jahr zuvor waren sie für kurze Zeit nach England gekommen und eine Weile geblieben, um Estellas Hochzeit mitzuerleben. Flo dachte an das Versprechen, das sie Caroline nach Estellas Geburt gegeben hatte. All diese Jahre hatte sie Wort gehalten, doch jetzt ...
    »Estella«, begann sie behutsam und setzte sich der jungen Frau gegenüber an den Tisch, »hör mir jetzt bitte mal gut zu.«
    Estella hob den Kopf. Ihre Wangen glänzten von Tränen, und ihre Augen waren vom Weinen gerötet. Ihr Anblick erinnerte Flo an das kleine Mädchen, das sie einst gewesen war. Estella hatte Flo immer schon »Tante« genannt, noch bevor sie gewusst hatte, dass Flo ihre richtige Tante war. Keine andere Freundin ihrer Mutter hatte dieses Privileg genossen. Und Flo, die nie geheiratet hatte und kinderlos war, liebte Estella wie eine Tochter.
    »Was ist?«, fragte Estella. Sie fand, dass ihre Tante bekümmert wirkte.
    »Vor langer Zeit ... du warst noch ein Baby ... habe ich deiner Mutter ein feierliches Versprechen gegeben. Wie du weißt, sind wir von Kindheit an Freundinnen gewesen, und ich habe ihr damals versprochen, nie über deinen Vater mit dir zu sprechen.«
    Estella blickte sie verwirrt an.
    »Ich spreche von deinem richtigen Vater, von meinem Bruder Ross. Ich musste deiner Mutter schwören, darüber zu schweigen, wenn ich weiter an ihrem Leben – und damit auch an deinem – teilhaben wollte.«
    Estella konnte kaum glauben, dass ihre Mutter so etwasverlangt haben sollte. Sie hatte mit ungefähr zehn Jahren erfahren, dass Marcus Woodsworth nicht ihr richtiger Vater war. Damals hatte sie die Heiratsurkunde ihrer Eltern entdeckt und gesehen, dass diese nur wenige Wochen vor ihrer Geburt getraut worden waren. Caroline hatte daraufhin zugegeben, schon einmal verheiratet gewesen zu sein, doch über Estellas richtigen Vater hatte sie nie sprechen wollen, und auch Flo hatte ihn selten erwähnt. Nun kannte Estella den Grund dafür.
    »Ich begreife nicht, warum Mutter dir diesen Schwur abgenommen hat, Tante Flo.«
    »Ich kann es dir erklären, Estella. Sie befürchtete, du könntest neugierig genug sein, deinen richtigen Vater kennen lernen zu wollen, und hatte Angst, Marcus würde sich dadurch verletzt fühlen. Sie war schwanger mit dir, als sie Marcus begegnete, und überwältigt von seinem Versprechen, dich wie sein eigenes Kind aufzuziehen. Und das hat er getan. Doch ich finde, es war ein großer Fehler von Marcus, dass er dir die Möglichkeit nahm, deinen richtigen Vater kennen zu lernen, und so wunderbar Marcus sein mag – auch Ross war ein Mann, der es wert gewesen wäre, ihn kennen zu lernen. Ich weiß, dass es ihm sehr wehgetan hat, dich nie gesehen zu haben.«
    »Warum ist er nie gekommen, um mich zu sehen?«
    Florences gutmütige Züge spiegelten tiefe Traurigkeit wider. »Das hätte er gern getan, aber er wollte dich nicht verunsichern oder deine Mutter verletzen. Um ehrlich zu sein – er hat nie verwunden, dass Caroline ihm fortgelaufen ist. Er glaubte, sie würde zu ihm
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