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Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman

Titel: Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
Autoren: Elizabeth Haran
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um und ging davon.
    James war bewusst, dass er sich kalt, gefühllos und berechnend verhalten hatte, meinte jedoch, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Womit er nicht gerechnet hatte, war sein schlechtes Gewissen. »Bitte, warte noch, Estella!«
    Sie blieb stehen und wandte sich zu dem Fremden um, in den ihr Mann sich plötzlich verwandelt zu haben schien.
    »Ich weiß, dass ich dich sehr verletzt habe«, sagte James. »Es tut mir ehrlich Leid.«
    Seine Entschuldigung erschien Estella unpassend und klang obendrein unecht. »Mir tut es auch Leid, James. Es tut mir Leid, dass du so kurzsichtig bist und so wenig Charakter besitzt. Ich weiß nicht, wie ich je denken konnte, du hättest menschliche Qualitäten.« Sie hegte beinahe Mitgefühl für ihn, denn sein Egoismus würde ihn um etwas sehr viel Wertvolleres als Geld und gesellschaftliches Ansehen bringen.
    Ohne einen Blick zurück ging Estella davon. Es kostete sieihre ganze Willenskraft, nicht erneut in Tränen auszubrechen. Stattdessen richtete sie sich kerzengerade auf und hob stolz den Kopf. Sie war überzeugt, dass sie James Lawford nie wiedersehen würde – und dass es ihrem Kind ohne diesen Mann besser ging.

2
    A ls Estella bei ihrer Tante in Chelsea eintraf, war es mit ihrer Selbstbeherrschung vorbei; sie brach in haltloses Schluchzen aus. Sie war zum letzten Mal in ihrem Haus gewesen, einer stilvollen Villa aus dem neunzehnten Jahrhundert in Belgravia, um ihre Sachen zu packen. Dabei hatten die Erinnerungen an das vergangene Jahr mit James sie überwältigt, und sie hatte um ihre enttäuschten Hoffnungen und Träume getrauert. Die anfängliche Benommenheit war gewichen, und nun erkannte sie voller Bitterkeit, dass ihre persönliche Lage nicht viel schlechter hätte sein können: Sie war heimatlos, mittellos – und erwartete ein Kind.
    Als das Taxi vorfuhr, saß Tante Florence am Erkerfenster und war damit beschäftigt, ein Spitzendeckchen zu häkeln, während sie den Klängen aus ihrem alten Grammofon lauschte, das sie den modernen Plattenspielern vorzog. Sie genoss ihre nachmittägliche Ruhestunde, wenn sie ihr Korsett lockerte und die Beine hochlegte. Ihre Hausarbeit hatte sie erledigt, das Abendessen war vorbereitet. Früher hatte Flo diese Stunde meist mit ihrer Mutter verbracht und über vergangene Zeiten geplaudert, doch die alte Dame war im vergangenen Winter an einer schweren Lungenentzündung gestorben. Jetzt gab es nur noch drei Pensionsgäste, um die sie sich kümmern musste, zwei Studenten der Londoner Schauspielschule und einen pensionierten Schornsteinfeger.
    Als sie Estella aus dem Taxi steigen sah, ging sie hinaus, um sie auf den Stufen vor der Haustür zu erwarten. Estella wischtesich die Tränen ab. Der verwirrte Taxifahrer folgte ihr mit ihrem Koffer und einer Reisetasche, die er im Vestibül abstellte, bevor er wieder davoneilte.
    »Estella, um Himmels willen. Was ist geschehen?«, fragte Flo mit einem Blick auf das Gepäck und nahm ihre Nichte in den Arm.
    »Meine Ehe ist in die Brüche gegangen«, stieß Estella hervor und versuchte vergeblich, sich gegen die Tränen zu wehren.
    Flo traute ihren Ohren nicht. »Komm erst mal in die Küche«, sagte sie. »Ich mache uns einen Kakao.«
    Nach zwei Tassen heißer Schokolade mit Marshmallows hatte Estella sich so weit beruhigt, dass sie ihrer Tante berichten konnte, was geschehen war. Sie erzählte, wie sie James und Davinia zusammen gesehen hatte, und wie James ihr anschließend eröffnet hatte, dass er die Scheidung wolle, um ihre reiche Cousine zu heiraten.
    »Das ist nicht zu fassen!«, meinte Tante Flo. »Ich habe Davinia nie gemocht, aber das passt zu ihr! Ihre Mutter Anthea ist Marcus gar nicht ähnlich!«
    Anthea und Marcus waren Geschwister, und Marcus war Estellas Stiefvater. Dass die Geschwister so verschieden waren, erklärte nach Florences Meinung auch, warum den Cousinen – Estella und Davinia – so völlig unterschiedliche Werte vermittelt worden waren.
    Flo blickte ihre verzweifelte Nichte an. »Es tut mir Leid, dass gerade dir das passieren musste, Estella – aber besser jetzt als in zehn Jahren, wenn du dir vielleicht noch Sorgen um Kinder hättest machen müssen. James ist ein Trottel, der nicht mit dem bisschen Hirn denkt, das der Herrgott ihm gegeben hat, sondern mit seinen unteren Körperteilen. Aber du bist jung und schön und kannst einen neuen Anfang machen.«
    »Ich erwarte ein Kind, Tante Flo.«
    Florence erschrak. »Gütiger Himmel!« Sie beugte sich
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