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Ein Hippie-Traum

Ein Hippie-Traum

Titel: Ein Hippie-Traum
Autoren: Neil Young
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exzentrisch war. Jack war kein Geschäftsmann. Er war ein Komponist von Renaissanceformat. Seine gesammelte Musik könnte sich durchaus neben den Klassikern behaupten. »Expecting to Fly« war nur eines seiner Meisterwerke, gespielt von echten Menschen und analog für die Ewigkeit aufgenommen zu einer Zeit, als noch niemand ahnte, was mit der Klangqualität passieren würde. Unsere geliebten Töne und Aufnahmetechniken sollten zu einer vergessenen Kunst werden, nur noch Teil der Vergangenheit. Wenn meine Musik in Jacks Augen hinter meinen Möglichkeiten zurückblieb, hasste er michdafür. Dann verzieh er mir wieder und wir machten weiter. Zum Glück kam das über die Jahre nur wenige Male vor. Jack war ein Genie. Er lehrte mich sehr viel mehr, als ich je sagen kann.
    Einige Jahre später gab es erneut einen mitternächtlichen Anruf, diesmal mit einem anderen Namen. Jack Nitzsche war in seinem kleinen Heimstudio in Hollywood gestorben. Zur Beisetzung schickte ich zwölf Dutzend rote Rosen und etliche Blumengestecke. Das war völlig überzogen, aber ich hörte, auf der Trauerfeier hätte es gut ausgesehen und der Familie gefallen. Ich konnte nicht hingehen. Ich war auf Tour. Ich wusste nicht, was ich sonst machen sollte, deshalb schickte ich einfach Blumen.
    Ja, es hat viele Verluste gegeben. Es ist wichtig, an die Zeiten zurückzudenken, in denen das Leben in voller Blüte stand. Diese Momente geben uns das Vertrauen, durch die Nacht zu gehen, wenn es dunkel wird.

    Bei Videoaufnahmen von Ben und Amber 1987 auf einer Neuseelandreise.

66. Kapitel

66. Kapitel
    I m Lauf der Jahre ist viel passiert. Ich bin heute ein sehr erfolgreicher Musiker mit vielen wertvollen Besitztümern. Die Musik ist ein Geschäft. Ich habe auf dem Lebensweg eine weite Strecke zurückgelegt und bin zu einem Menschen geworden, für den und mit dem zu arbeiten nicht leicht ist, weil ich hohe Ansprüche stelle und nicht mehr so viel Geduld habe. Die Jahre haben Spuren hinterlassen. Der Erfolg hat es mir möglich gemacht, ein paar schlechte Angewohnheiten anzunehmen, die Achtung vor denen zu verlieren, mit denen ich arbeite, mich vor bestimmten Verantwortungen zu drücken und meinen eigenen Weg in der Welt zu gehen.
    Trotz alledem versuche ich heute, mich wiederzufinden und an die Werte anzuknüpfen, die ich am Anfang hatte, in der Musik mit anderen die Liebe neu zu entdecken, zu der Kameradschaft zurückzukehren, die damals unter uns herrschte, andere zu achten, mit ihnen zu fühlen, Rücksicht zu nehmen, mich selbst wieder zu lieben und auf diesem Wege mir selbst und anderen treuer zu sein, vor allem aber meiner Pegi würdig zu sein. Ja, es ist viel geschehen. Ich habe viel am Hals, aber ich glaube, ich bin dem allen gewachsen.
    Den Menschen zu ändern, zu dem man geworden ist, ist gewiss kein einfacher Prozess, aber ich weiß, mit Pegis Liebe und Unterstützung und im Umkreis meiner Lieben werde ich lernen können, aus mir herauszugehen und umsichtiger und bewusster zu leben. Vielleicht habe ich das nie gut gekonnt und tue mich deshalb so schwer, diese Seite in mir zu finden. Es hat sie vielleicht nie richtig gegeben. Kann sein, dass ich bei null anfangen muss. Ich habe immer nur zu hören bekommen, dass es richtig ist, was ich mache. Vielleicht stimmt das gar nicht. Oder nur zum Teil. Ich muss tief graben und dabei die eine oder andere Entdeckung machen.
    Wie kann ich vermeiden, mit den Menschen, die ich liebe und achte, kurz angebunden zu sein? Wie bringe ich es fertig, dass die Menschen sich freuen, wenn sie etwas für mich und mit mir tun? Wie kann ich die Vorlieben anderer achten und doch die eigenen bewahren? Dies ist die Weisheit, nach der ich suche. Ich kann mich an so viele Begebenheiten in meinem Leben erinnern, wo ich anderen und mir selbst wehgetan habe. Ich muss wirklich einen Weg finden, diese Muster ein für alle Mal zu verändern.
    T he times they are a-changin’«, das gilt auch in der Bücherwelt. Ich habe heute ein Angebot von meinem potenziellen Verleger bekommen. Die Buchhandelskette Borders hat gestern ihren Laden vor Ort geschlossen und angekündigt, in den nächsten zwei Monaten sämtliche Läden zu schließen. Die Buchhandelskultur schwindet dahin, obwohl die Online-Buchverkäufe nicht so groß sind wie erwartet.
    Eine Gruppe von Schriftstellern, die pfeiferauchend und bis in die Nacht hinein redend bei uns im Wohnzimmer saßen, war für mich in jungen Jahren nichts Ungewöhnliches. Bücher sind mir im Leben immer nahe
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