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Ein Hippie-Traum

Ein Hippie-Traum

Titel: Ein Hippie-Traum
Autoren: Neil Young
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Einfluss auf meine Musik gehabt. Seine Anleitung und Freundschaft bei der Schaffung zahlloser Musikstücke sind eines der größten Geschenke, die mir im Leben zuteilgeworden sind, gleich neben der Liebe meiner Frau und aller meiner Kinder. Ich fühle den Verlust. Ich fühle die Erinnerungen. Ich fühle das Gewicht sämtlicher Fehler, die ich in unserer langen Beziehung begangen habe, die Male, wo er recht und ich unrecht hatte, die Male, wo ich ihn aus den falschen Gründen nicht als Produzenten nahm, jeden Streit, den wir hatten. Ich fühle das Fehlen seines unglaublichen Einsatzes für die Musik, verbunden mit meinem. Dafür gibt es keinen Ersatz. Es ist eine der Leerstellen in meinem Leben.
    Da stand er nun in seiner Wohnung in San Francisco mit Bettina, seiner Liebsten, ganz krumm und gebeugt. Er konnte sich kaum auf den Füßen halten. Dieser einstige Gigant, der jetzt einem Baum ohne Blätter in Erwartung des Winters glich, sah mich direkt an. Es war offensichtlich, dass er nicht mehr lange zu leben hatte. Es überraschte mich, wie weit sein Verfall in kurzer Zeit vorangeschritten war, nachdem ich nur hatte sagen hören, dass er krank war. Unsere letzte Zusammenarbeit lag ein paar Jahre zurück, und das war nicht der Briggs, den ich kannte. Wie dem auch sei, obwohl er kaum stehen konnte, stand er, warum, weiß ich nicht mehr. Eine Krankheit bereitete ihm Schmerzen, eine mysteriöse Krankheit, die er möglicherweise schon früher einmal hatte, in den Siebzigerjahren. Damals war er ein paar Monate verschwunden und zurückgekommen, als ob nichts gewesen wäre. Gerüchte sprachen von Krebs und einem Klinikaufenthalt in Sacramento, aber gesichert war das alles nicht. David war verschlossen, Punktum. Niemand wusste je, was wirklich mit ihm los war. Deshalb wäre ein Buch über dieses Thema einen Versuch wert.
    Jetzt also führte David den zweiten großen Kampf gegen sein rätselhaftes Leiden, und es hatte ihn so gut wie besiegt. Er nahm viel Morphium gegen die Schmerzen und sah schrecklich aus, aber das Feuer brannte noch in seinen Augen, wenn auch nur schwach.

    »Hast du einen Rat für mich, wie ich mit meiner Musik vorankomme?«, fragte ich David.
    »Sieh zu, dass du in die Aufnahme so viel von dir reinpackst, wie du kannst«, sagte er. »Bleib einfach. Alles andere ist scheißegal.«
    Er riet mir, mein Spielen und Singen möglichst herauszustellen und es nicht mit anderen Sachen zu verdecken, schlicht und wesentlich sollte es sein. Ich sollte es nicht mit anderen Leuten aufmotzen, die ich nicht brauchte, es in keiner Weise verdecken. Schlicht und wesentlich. Das habe ich mir gemerkt. Er sagte es nicht wörtlich so, aber das war die Botschaft, die ich bekam. In manchen Fällen habe ich das versäumt. »Groß oder gar nicht«, sein berühmter Spruch, hallt mir im Kopf wider. Ich darf das auf keinen Fall vergessen. Verdammt.
    Also umarmte ich ihn und verließ die Wohnung. Es war niederschmetternd. Er starb eine Woche später. Er wollte gehen. Sein Körper war völlig kaputt. Er bat um eine Überdosis, und ich glaube, er bekam sie. Anscheinend lief es nicht wie geplant, und es war nicht leicht. Sein zäher Geist wollte ihn nicht gehen lassen.
    D as letzte Mal, dass ich Danny Whitten sah, war Ende 1972, als er auf die Ranch kam, um mit Jack Nitzsche, Kenny Buttrey, Tim Drummond, Ben Keith und mir mit den Stray Gators zu spielen. Wir probten für die erste Tournee seit der Veröffentlichung meines Albums Harvest. Es wurde die längste und größte Tournee, die ich je gemacht habe. Ich wollte, dass die Band live gut spielen konnte, und genau wie CSN mich deswegen dabeihaben wollten, so wollte ich Danny in dieser Band haben.
    Ich hatte gehört, dass es ihm gut ging, und hatte ihn angerufen und eingeladen. Ich holte ihn am Flughafen ab und brachte ihn zur Ranch. Er wollte noch in einen Spirituosenladen, deshalb hielten wir in Millbrae, einer Kleinstadt in der Nähe des Flughafens San Francisco. Irgendwas daran war komisch. Ich kann es nicht genaufestmachen, aber irgendwas geschah bei diesem Halt. Ich wünschte, ich könnte es fassen, aber jetzt habe ich nur noch so ein Gefühl. Ich glaube, es geschah, weil er nicht wollte, dass ich mit in den Laden kam. Jedenfalls kam er zurück und stieg ein, und wir fuhren zur Ranch, wo ich ihn in einer kleinen Hütte unterbrachte, dem sogenannten Red House.
    Die Proben fingen am nächsten Tag an, und ich war aufgeregt. Es war großartig, Danny mit den Jungs singen und spielen zu
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