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Ein Highlander zu Weihnachten

Ein Highlander zu Weihnachten

Titel: Ein Highlander zu Weihnachten
Autoren: Sandy Blair
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um die Ecke verschwand, rief er: »Ich mache gerade Abendessen. Ich habe noch nicht so ganz den Bogen heraus, nur für einen zu kochen!« Es klapperte, kaltes Wasser zischte in eine heiße Pfanne. »Fühl dich wie zu Hause.«
    Aber wie? Es gab nur einen einzigen, von Klebeband zusammengehaltenen Polstersessel an einem Campingtisch und einen uralten Vierzehnzollfernseher mit alufolienumwickelter Antenne auf einem Regal aus Backsteinen und Brettern. Zu ihren Füßen lag ein zerlesenes Exemplar von David Copperfield.
    Eindeutig eine Verbesserung im Gegensatz zu den Wettformularen, von denen sie keine Spur entdeckte.
    Er kam auf Socken aus der Küche herein, und sie fuhr zusammen. »Tut mir leid. Ich war nie ein besonders guter Koch.«
    Nein, das hatte er ihrer Mutter überlassen, genau wie alles andere. Was sie sich in endlosen Stunden zurechtgelegt hatte, war verflogen, und sie wusste nichts zu sagen. Also fragte sie: »Und, wie ist es dir so ergangen?«
    »Gut. Ich arbeite bei Gino. Als Tellerwäscher. Aber ich hoffe, dass ich bald befördert werde. Vielleicht zum Kellner.« Er lächelte achselzuckend; an der Stelle des rechten Schneidezahns hatte er eine Lücke. »Muss zeigen, was ich kann, weißt du. Sie können Ex-Häftlingen nicht gleich die Kasse überlassen.«
    »Ich verstehe.«
    Er deutete auf den Sessel und zog einen Pappkarton davor. »Setz dich hin und erzähl mir ein bisschen von dir.« Er selbst nahm auf dem Karton Platz. Durch den abgeschabten Stoff seiner Hose konnte man fast seine Knie sehen. »Der junge Mann, der hier vorbeikam, hat mir herzlich wenig erzählt. Aber ein netter Bursche. Seid ihr verlobt oder so was?«
    »Nein, bloß befreundet.«
    In der nun folgenden Redepause saß er nur da und rieb seine Hände. »Claire, mir tut das alles so leid, was ich dir und deiner Mutter zugemutet habe. Es war weder dir noch ihr gegenüber fair. Ich war ganz schlicht und einfach ein selbstsüchtiger Bastard.«
    Das wollte sie nicht bestreiten. »Du weißt, dass sie sich das Leben genommen hat.«
    »Nein.« Er machte ein bestürztes Gesicht und murmelte: »Es hieß, sie hätte versehentlich eine Überdosis genommen.«
    »Ich habe sie gefunden. Am Weihnachtsmorgen. Habe auch den Brief gefunden, den Räumungsbefehl. Ich habe alles eingesteckt und dann die Polizei gerufen. Wenn die Kirche es erfahren hätte, hätte sie keine Totenmesse bekommen und nie und nimmer hätte ich es zugelassen, dass sie in ungeweihter Erde bestattet wird.« Der Zorn überkam sie, und die Tränen liefen ihr über das Gesicht. »Nicht, nachdem sie ihr ganzes Leben lang so fromm war.«
    Er nickte und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. »Du hast das Richtige getan.«
    Sie holte bebend Luft. »Und, brauchst du Geld?«
    »Nein.« Er blickte sich um. »Die Miete hier ist billig, und ich bekomme meinen Lohn jede Woche. Viel ist es nicht, aber ich komme zurecht. Ich wollte dich nur einfach wiedersehen, mich überzeugen, dass es dir gut geht. Und ich wollte dir sagen, dass ich alles Schlimme zurücknehmen würde, dir ein besserer Vater und deiner Mutter ein besserer Mann sein würde, wenn ich es nur könnte.« Er sah aus dem Fenster. »Ich habe nie begriffen, warum sie mich Delucci vorgezogen hat. Der sah gut aus und hatte Ehrgeiz. Und er war italienischer Abstammung, genau wie sie, das hätte ihren Eltern gefallen. Stattdessen nimmt sie den Burschen mit der kessen Lippe und dem Sack voll leerer Versprechungen, der sie auf seine Augenhöhe heruntergezogen hat, anstatt sich auf ihre hochzuarbeiten. Das ist meine Sünde, Claire. Ich habe jemand Besseren geheiratet und es genau gewusst. Und dann habe ich einen unschuldigen Menschen zugrunde gerichtet.« Er richtete sich auf und legte seine Hände auf die Knie. »Ich bin sehr dankbar, dass du nicht auch hineingezogen worden bist, nach unten.
    Dass du äußerlich nach ihr geraten bist, aber den Grips von ihrem Vater geerbt hast.«
    »Kanntest du ihn?« Ihre Mutter hatte ihr kaum von ihrem Großvater erzählt. Die wenigen Male, wenn sie beharrlich nach Einzelheiten gefragt hatte, hatte ihre Mutter zu weinen angefangen.
    »Ja.« Er grinste. »Dein Großvater war ein gut aussehender Hundesohn, der schwer zupacken konnte. Er konnte singen wie ein Vogel, und er hasste mich vom ersten Augenblick an. Ihm gehörte ein sehr gut gehender Lebensmittelladen mit eigener Schlachterei im tiefsten Little Italy. Ausgerechnet Mamma’s hieß er … du weißt doch, Ecke Church und Stuart, genau da,
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