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Ein Haus für vier Schwestern

Ein Haus für vier Schwestern

Titel: Ein Haus für vier Schwestern
Autoren: Georgia Bockoven
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mit Marc ein bisschen Spaß zu haben. Seit sie vor einem Jahr von Kansas City nach San José, Kalifornien, gezogen war, schien das zu einer Gewohnheit zu werden.
    Sogar wenn der Artikel in der Frauenzeitschrift mit seiner Empfehlung der Kerzen als erotische Muntermacher völlig falsch gelegen hätte – Marc hätte sich trotzdem gefreut. Er mochte es, wenn sie etwas Neues ausprobierte. Das bedeutete, dass sie an ihn dachte und an ihrer Beziehung arbeitete.
    Aber wozu machte sie sich die ganze Mühe, wenn Marc in letzter Minute absagte?
    Sie ging ins Badezimmer und drückte die Flammen der Wachslichter um die Wanne herum aus. Notfälle waren eine Sache, die Entschuldigung für heute Abend eine andere. Er hätte seit Wochen wissen müssen, dass heute das Klavierkonzert seiner Tochter stattfinden würde. Seine Frau erinnerte ihn ständig an solche Dinge, hinterließ Nachrichten auf seinem Handy und dem Anrufbeantworter, klebte Notizzettel ans Lenkrad und den Badezimmerspiegel. Sie behandelte ihn wie ein Kind. Das war einer der Gründe, weswegen er sie vor anderthalb Jahren verlassen hatte.
    Für sechs Monate.
    Einen Monat länger als vor drei Jahren. Damals hatte Ginger ihn bei Freunden kennengelernt und angenommen, seine Scheidung sei schon über die Planungsphase hinaus. Marc Osborne brachte alles mit, was eine Frau von einem Mann erwarten konnte. Er war zärtlich, sexy, intelligent, aufmerksam. Zumindest redete sie sich das damals ein. Der größte Pluspunkt in ihren Augen: Er bewunderte ihren Geist mehr als ihren Körper. Er hatte es sogar geschafft, ihr während des Gesprächs in die Augen und nicht auf den Busen zu sehen, und er hatte sie zum Lachen gebracht. Richtig zum Lachen. Es war nicht dieses künstliche Gackern gewesen, mit dem sie Männern sonst das Gefühl gab, klug und witzig zu sein, auch wenn das nicht der Wahrheit entsprach. Sie hatten über ihre Arbeit gesprochen, über ihre Träume, und darüber, wo sie in zehn Jahren sein wollte. Er war in allen Punkten anders gewesen als die Männer, an die sie zuletzt ihr Herz und ihre Zeit verschwendet hatte. Keine Stunde nach Beginn des ersten Gesprächs war sie bis über beide Ohren in ihn verliebt gewesen.
    Sie liebte ihn so sehr, dass sie schließlich Kompromisse eingehen musste. Sie bewunderte ihn sogar, als er wegen seines fünfjährigen Sohnes und seiner achtjährigen Tochter in den ehelichen Haushalt zurückkehrte. Um ihnen zu zeigen, dass eine Scheidung nichts an seinem Verhältnis zu ihnen ändern würde. Doch aus den geplanten Monaten waren schließlich Jahre geworden, den Gesetzen einer heimtückischen, unwiderstehlichen Beziehungslogik folgend. Ein Ultimatum und ein Versprechen folgte dem anderen – und alle wurden auf dem Altar guter Absichten geopfert.
    Ginger öffnete die Tür zu ihrem Schrankzimmer und schlüpfte aus den hochhackigen Sandaletten. Marc mochte solche Schuhe, er fand ihre Beine damit sexy. Dann zog sie die schwarze Spitzenunterwäsche aus. Das wäre eigentlich sein Part gewesen.
    Verdammt. Er wusste, dass sie etwas Besonderes geplant hatte. In ihrer Mittagspause war sie extra nach Los Gatos gefahren, um seinen Lieblingskäse und eine Flasche Merlot zu kaufen, die der Weinhändler aus seinen privaten Beständen geholt hatte.
    Heute war ihr Jahrestag – zumindest hatte sie ihn auf dieses Datum verschoben. Der eigentliche Tag lag bereits drei Wochen zurück. Aber da war Marcs Schwester operiert worden. Danach hatte es eine Marketingkrise gegeben, die eine Geschäftsreise zur Zentrale in Kansas City notwendig machte.
    Warum nur hängte sie ihr Herz immer an Männer, die sie zwar liebten, sich aber nie zum letzten Schritt aufraffen konnten? Mit dreiundzwanzig hatte sie aus sich die Frau gemacht, die Bruce sich wünschte, nur damit dieser sechs Monate später einen völlig anderen Typ heiratete. Tom hatte stets betont, sie wäre perfekt für ihn, wie sie war. Kaum zogen sie zusammen, fing er jedoch an, sie zu betrügen.
    Sie wusste, dass sie mit ihren Erfahrungen nicht allein dastand. All ihre Freundinnen hatten Ähnliches durchgemacht – zumindest die Singles. Es gab ein paar glückliche Ehen, aber wenn Kinder kamen, endeten in der Regel die Freundschaften. Freie Zeit schien dann genauso knapp zu werden, wie es geschiedene Männer waren, die in einer neuen Ehe nichts gegen weitere Kinder einzuwenden hatten.
    Das Telefon läutete. Ihr Herz machte einen komischen kleinen Hüpfer in der Erwartung, Marc hätte einen Weg gefunden, doch
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