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Ein Haus für vier Schwestern

Ein Haus für vier Schwestern

Titel: Ein Haus für vier Schwestern
Autoren: Georgia Bockoven
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irgendwas geben, was du sie über deinen Vater fragen kannst?«
    In ihrer Kindheit waren Gespräche über ihn tabu gewesen. Was sie überhaupt von ihm wusste, hatte sie von einem Cousin erfahren. »Mein Onkel Mario hat Geschäfte mit ihm gemacht. So hat ihn meine Mutter kennengelernt.«
    »Ach so? Was für Geschäfte?«
    »Erdbeeren.«
    Randy lachte. »Dein Onkel war Gärtner? Ich dachte, er sei eine große Nummer im Import-Export-Geschäft gewesen?«
    »Er machte Verträge mit Produzenten in Mexiko, und mein Dad suchte Käufer in den Staaten. Sie waren damals die ersten, die den Bedarf erkannt hatten, und verdienten ein Vermögen, bevor der Markt von Ware überschwemmt wurde und zusammenbrach.«
    »Und deswegen hat ihn deine Mutter verlassen?«
    »Ich glaube eher, weil sie San Diego nicht mochte. Er weigerte sich, nach Mexiko zurückzugehen, da hat sie sich von ihm getrennt.« Doch inzwischen zweifelte Christina auch an dieser Familienlegende. »Zumindest hat man mir das so erzählt.«
    »Wahrscheinlich ist sie verschwunden, als das Geld alle war.«
    Sie blickte ihn wütend an. »Warum machst du das?«
    »Was?«
    »Auf meiner Mutter rumhacken. Du kennst sie nicht mal!«
    »Ich weiß doch, wie sie dich behandelt.«
    »Vielleicht hat sie ja ihre Gründe dafür.«
    »Als ob die blöde Kuh einen Grund bräuchte, dich schlecht zu behandeln.«
    »Das geht zu weit«, warnte sie.
    Randy stellte Dose und Topf auf den Tisch, griff sich einen Stuhl, drehte ihn um und lümmelte sich breitbeinig darauf, die Arme auf die Lehne. »Was wirst du also machen?«
    »Ich weiß nicht.« Ihr Vater lebte. Eigentlich sollte sie glücklich sein, überglücklich. Als Kind hatte sie sich in ihren Träumen immer an ihn gewandt, wenn sie sich geliebt fühlen wollte. Warum freute sie sich nicht? Warum war sie nicht ganz wild darauf, ihn zu treffen?
    Darum! Wenn er noch am Leben war, hatte er sich bewusst nicht um sie gekümmert. Der Mann, den sie all die Jahre vermisst und geliebt hatte, würde so etwas nie tun.
    »Ich habe keine Ahnung, was ich machen soll«, antwortete sie.
    »Was möchtest du denn?«, versuchte er es noch einmal.
    »Regie in einem Steven-Spielberg-Film führen«, war ihre patzige Antwort. »Wie zum Teufel soll ich wissen, was ich will? Ich kann mich noch nicht mal entscheiden, ob ich mein Auto reparieren oder verschrotten lassen soll.«
    »Lass es verschrotten.«
    Sie würde eher tun, was er sagte, hätte sie nicht das Gefühl, es ginge ihm um das Geld für sein Filmprojekt. Film und Autoreparatur gleichzeitig war nicht drin. Je weniger Geld sie hatten, desto mehr sorgte sich Randy um Fremde Wesen.
    Christina sah sich das Flugticket an. »Wer auch immer der Kerl ist …« Nicht ihr Vater, so weit wollte sie noch nicht gehen. »Es muss ihm ganz schön wichtig sein, mich zu treffen. Das ist ein Ticket für die Erste Klasse.«
    »Ein Ticket?« Randy kam herüber, setzte sich neben sie, nahm ihr das Stück Papier aus der Hand und studierte es. »Zum Teufel noch eins. So viel kostet ein Erster-Klasse-Flug von Tucson nach Sacramento?«
    »Sieht so aus.«
    »Er muss verrückt geworden sein, so viel Geld für einen Flug auszugeben, wo du doch mit dem Auto für ein paar hundert Dollar da rauffahren könntest.« Er starrte den Flugschein an. »Verrückt oder ziemlich reich.«
    »Oder verzweifelt. Die Anwältin schreibt, dass er im Sterben liegt. Er denkt wahrscheinlich, er bekommt mich sonst nicht mehr zu Gesicht.«
    »Wirst du fliegen?«
    Sie hatte ein komisches Gefühl im Magen. Was, wenn sie dort auftauchte, und der Kerl war wirklich ihr Vater? Was, wenn sie dann etwas total Dummes machen würde, beispielsweise ihm zu vergeben? »Der Zeitpunkt ist ziemlich ungünstig. Nächste Woche fangen die Proben an. Und Harold hat mir angedroht, mich rauszuschmeißen, wenn ich noch eine Schicht verpasse.« Harold drohte seinen Bedienungen ständig mit Entlassung, aber das wusste Randy nicht. Er wusste nur, dass er gezwungen wäre, sich eine Arbeit zu suchen, sollte sie ihre verlieren.
    »Quatsch. Es ist ja nicht so, dass du gleich bei ihm einziehen und ihn Daddy nennen sollst. Denk drüber nach. Sonst tut es dir am Ende leid, dass du nicht geflogen bist.«
    »Was geht dich das eigentlich an?«
    »Reiner Selbsterhaltungstrieb.« Er lächelte unsicher. »Ich will mir hinterher nicht dein Gejammer anhören müssen.«
    »Ich muss es mir überlegen.«
    Er nahm den Brief und las ihn durch. »Da steht, er zahlt auch das Hotel und einen Leihwagen. Wenn
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