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Ein Haus für vier Schwestern

Ein Haus für vier Schwestern

Titel: Ein Haus für vier Schwestern
Autoren: Georgia Bockoven
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auf, stellte sich breitbeinig über Christina aufs Bett und griff nach ihr, um sie hochzuziehen. Sie entzog sich ihm.
    »Komm schon, Schatz.« Er fiel auf die Knie und ergriff ihre Hände. »Freu dich für mich. Für uns«, fügte er schnell hinzu.
    »Randy, mein Vater wird sterben.«
    Er beäugte sie. »Als ob dich das kümmert. Du kennst den Knaben doch gar nicht. Außerdem ist es nicht gerade toll für dich, dass er die ganze Zeit wusste, wo du bist, und dich nie besucht hat.«
    »Wenn dein Kind in einem anderen Land leben würde und du jedes Treffen mit jemandem wie meiner Mutter aushandeln müsstest – wie lange würdest du das durchhalten?«
    »So schlimm ist deine Mutter nun auch wieder nicht. Und du bist vor acht Jahren aus Mexiko weggegangen. Warum meldet er sich dann erst jetzt?«
    »Du behauptest also, wenn ich hübscher oder schlauer oder …«
    »Hör mit dem Quatsch auf, Christina. Du weißt, dass ich dich für eine sehr kluge Frau halte. Ich wäre sonst nicht mir dir zusammen. Mir ist wichtig, was Menschen im Kopf haben.«
    »Danke. Ich kann dir gar nicht sagen, wie viel besser ich mich jetzt fühle.«
    Er kam näher und liebkoste ihren Nacken. »Du willst doch auch, dass unser Film fertig wird. Was ist denn so schlimm daran, wenn uns dein Vater dabei hilft? Dafür sind Väter doch da.« Er lehnte sich zurück und sah ihr in die Augen. »Das könnte unsere große Chance sein, Schatz.« Sie schwieg. »Ich werde ihm den Film widmen – nicht erst im Abspann. Nein, im Vorspann. Ich werde jedem sagen, dass wir es ohne ihn nicht geschafft hätten. Er wird berühmt werden. Verdammt, ich mache ihn zum Co-Produzenten.«
    »Das kann ich ihm nicht erzählen.«
    Er kniff die Augen zusammen, als er über ihre Erwiderung nachdachte. »Klar, du hast recht. Er soll natürlich denken, du wärst gekommen, weil er dir wichtig ist.«
    Randy ließ nicht locker. Entweder gab sie nach oder sie musste sich den ganzen nächsten Monat ständig Gründe dafür vorhalten lassen, warum sie nachgeben musste.
    »Ich fliege hin«, sagte sie schließlich. »Aber nicht wegen des Geldes.« Zumindest wollte sie das glauben.
    Er packte sie und rollte mit ihr übers Bett. Seine Hände wühlten in ihren rosa und schwarzen Haaren. Er küsste sie andächtig und ausdauernd. »Das ist mein Mädchen«, murmelte er beim Luftholen.
    Christina hörte, wie Randy neben ihr leise schnarchte. Sie hatte Durst, wollte aber nicht aufstehen und ihn wecken. Sie brauchte Zeit, um ihre Reise nach Sacramento zu planen. Was würde sie sagen? Wie würde sie sich verhalten? Was würde geschehen, wenn sich herausstellte, dass ihr Vater wirklich reich war? Was, wenn er ihr sein Geld hinterlassen wollte? Was, wenn es genug Geld wäre, um Randy und sie nach L.A. und in die Büros der Filmagenten zu bringen?
    Christina beäugte den schmuddeligen Teddy auf dem Regal neben dem Bett. Ihm fehlten ein Auge und ein Ohr. Ein Arm hing nur noch an einem dünnen Faden. Das war alles, was ihr von ihrem Vater geblieben war. Sie rollte sich zusammen und legte ihr Gesicht in die Armbeuge. Ihre Wangen waren feucht. Wie konnte sie weinen und nicht wissen, warum? Eine Welle des Schmerzes überrollte sie.
    Warum hast du mich verlassen, Daddy? Was habe ich getan? Warum war ich nicht gut genug für dich?

4
    Rachel
    »Guten Morgen, Miss Nolan.«
    Anstatt den Gruß wie sonst einfach zu erwidern, blieb Rachel am Schreibtisch ihrer Assistentin stehen. »Wer hat gewonnen?«
    Maria grinste. »Es ist nicht wichtig, wer gewinnt. Wichtig ist der Spaß, den die Kinder haben.«
    »Aha.«
    Jetzt musste Maria lachen. »Fünf zu vier haben wir gewonnen. Sidney hat drei Tore geschossen.«
    »Ich hoffe, du schreibst das alles auf.« Das meinte Rachel sogar ein bisschen ernst. »Wenn in ein paar Jahren Sports Illustrated kommt und eine Titelgeschichte über sie machen will, wollen sie bestimmt wissen, wie sie mit zehn war.«
    Vor ein paar Monaten hatte Rachel Sidney bei einem Hallenfußballturnier gesehen, bei dem auch ihre eigene Tochter Cassidy mitspielte. Sidney war viel besser als ihre Mitspielerinnen gewesen. Ähnlich wie Tiger Woods bei seinen Jugendgolfturnieren. Rachel war damals dankbar gewesen, dass Cassidy in einer anderen Altersklasse spielte. So würden die beiden Mädchen nie in einem Wettbewerb aufeinandertreffen.
    »Ich versuche, nicht so weit vorauszuplanen«, sagte Maria und folgte Rachel in deren Büro.
    Rachel zog ihr Handy aus der Tasche und legte es auf den Schreibtisch.
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