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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman
Autoren: Penny Jordan
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dass ihre Familie den Mann kennenlernt, den sie geheiratet hat.« Er bedachte sie mit einem verbitterten Blick. »Was glaubst du eigentlich, was ich tun werde – Erbsen mit dem Messer essen oder was? Oder reicht die Tatsache, dass ich bin, wer ich bin, aus, dass du dich für mich schämst, ohne dass ich meine Unwürdigkeit auch noch unter Beweis stellen muss?«
    Sie waren inzwischen fast allein in der Ankunftshalle, und zu Ellas Erleichterung spielte Olivia an ihrem Transistorradio herum, das Ella ihr einmal in London gekauft hatte. Olivia hatte es mitgebracht und versuchte jetzt, einen Popmusiksender zu finden. Ella hoffte, sie konnte Olivers wütende Tirade nicht hören.
    Seine Worte prasselten auf Ella nieder wie ein Gewitterregen und schockierten sie so, dass sie sich nicht vom Fleck rühren konnte.
    Sie war tatsächlich so bestürzt, so verblüfft über das, was Oliver gesagt hatte, dass das Einzige, was sie zur Antwort herausbrachte, ein zittriges »Ich habe mich nie für dich geschämt« war.
    »Und warum hast du dich dann immer geweigert, deine Familie einzuladen, damit ich sie richtig kennenlernen kann?«
    Ella hätte sich gern hingesetzt, doch auf der einzigen Bank saß schon Olivia.
    »Deinetwegen«, erklärte sie Oliver wahrheitsgemäß. »Weil du immer so viel zu tun hast, und weil ich nicht wollte, dass du das Gefühl hast, ich würde erwarten, dass du dich wie ein richtiger Ehemann verhältst, nur weil du mich geheiratet hast. Ich hab’s um deinetwillen getan, Oliver«, wiederholte sie, als er sie einfach nur ansah, »weil ich dir deine Freiheit lassen wollte. Und sag jetzt nicht, du hast sie nicht gewollt. Dieses Mannequin, das du am Weihnachtstag angerufen hast …«
    » Sie hat mich angerufen – mitten in einem LSD-Trip. Sie wusste nicht mehr, in welchem Jahrhundert wir uns befinden, ganz zu schweigen davon, welcher Tag es war. Sie dachte, wir hätten ein Shooting.«
    Ella sah, dass er die Wahrheit sagte. »Du meinst, du bist nicht in sie verliebt?«
    »Was? Bist du verrückt?« Oliver machte frustriert eine wegwerfende Geste. »Nach dir gab es keine andere mehr für mich … Das war unmöglich.«
    Die Knie drohten unter ihr nachzugeben. Sie war zittrig, erfüllt von einer Mischung aus Unglauben und – lächerlicherweise – Hoffnung.
    »Du hast mich doch nur wegen Olivia geheiratet.«
    »Ja«, sagte Oliver. »Und da ich ein Sohn der Arbeiterklasse bin, galt meine Treue nach unserer Heirat dir, zuerst meine Treue und dann auch meine Liebe. So ist das bei uns Burschen aus der Arbeiterklasse. Unsere Frauen und die Kinder, die sie uns schenken, kommen in unserem Herzen und in unserem Leben an erster Stelle, zumindest ist es bei dem hier so.«
    »Du hast nie was gesagt.«
    »Wie konnte ich, wo du doch Trübsal geblasen hast wegen deines verlorenen amerikanischen Helden?«
    »Hab ich nicht!«
    »Dann hast du wegen etwas oder jemand anderem Trübsal geblasen.«
    »Ist es dir nie in den Sinn gekommen, dass du vielleicht nicht der Einzige bist, der begreift, dass ein gemeinsames Kind dazu führen kann, dass man den Menschen liebt, mit dem man dieses Kind geschaffen hat? Besonders wenn man eine Frau ist, die alles, was sie über guten Sex weiß, von dem Mann weiß, der dieses Kind mit ihr gezeugt hat.«
    »Willst du damit sagen, dass du mich geliebt hast?«, fragte Oliver mit heiserer Stimme, der die gewohnte Selbstsicherheit fehlte.
    »Nein«, erklärte Ella forsch, die plötzlich die Kraft aufbrachte. Sie sah den Schmerz in seinen Augen, bevor er ihn vor ihr verbarg. »Ich sage nicht, dass ich dich geliebt habe, Oliver, weil ich dich nicht nur geliebt habe, sondern hier und jetzt liebe und immer lieben werde.«
    Es war wirklich lächerlich, dass zwei Menschen in ihrem Alter, die miteinander verheiratet waren und deren Tochter in Sichtweite saß, sich in der Öffentlichkeit so leidenschaftlich küssten, erst recht unter den gegebenen Umständen, doch irgendwie war der Augenblick so unglaublich, dass sie ihn nicht einfach so verstreichen lassen konnten, und so dauerte es einige Minuten, bis sie sich voneinander lösten.
    Immer noch in seinen Armen erinnerte Ella ihn: »Wir müssen zum Krankenhaus fahren. Mein Vater …«
    »Hält sich wacker und ist stabil«, versicherte Oliver ihr. »Ich habe mit dem Krankenhaus gesprochen, sobald Olivia und ich durch den Zoll waren. Emerald hat dir eine Nachricht hinterlassen: Wir sollen direkt nach Denham fahren, denn dort ist der Rest der Familie.«
    Die
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