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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman
Autoren: Penny Jordan
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dass du mich weinen siehst wie ein Baby, das sich an eine Schmusedecke klammert. Deswegen habe ich behauptet, Mummy hätte nach dir gefragt. Ich war dir etwas schuldig. Und diese Schuld wollte ich begleichen. So wie du meinen Schmerz und meinen Kummer gesehen hast, so habe ich deinen gesehen.«
    »Oh, Emerald.«
    »Oh, Rose.«
    Sie schauten einander an, und dann fingen sie beide an zu lachen.
    »Geht’s euch gut?«
    Rose nickte und lächelte zu Josh auf. Zum ersten Mal seit Petes Tod sechs Wochen zuvor war sie in seiner Begleitung.
    Rose wusste immer noch nicht, was sie in jener Nacht geweckt hatte, was sie veranlasst, ja, sie gedrängt hatte, in Petes Schlafzimmer zu gehen, doch sie bildete sich gern ein, es wäre Liebe gewesen. Nicht die Liebe, die sie für Josh empfand – die gehörte ihm allein –, aber trotzdem eine starke Liebe. Eine Liebe, von der Pete wusste und an die er appelliert hatte, damit sie bei ihm war in der kurzen Zeitspanne, bevor sein Leben verlosch. Sie hatte sofort gespürt, dass es ernst war, und hatte den Notarzt gerufen, der innerhalb von fünfzehn Minuten da gewesen war. Er hatte das Gefühl, Pete habe nicht mehr lange zu leben, und fragte Rose, ob er einen Krankenwagen rufen solle, der ihn ins Krankenhaus bringen würde. Rose hatte Pete angesehen, und etwas in seinen Augen hatte ihr seine Antwort verraten.
    Sie hatte seine Hand genommen und festgehalten, den Blick unverwandt auf ihn gerichtet, und dem Arzt gesagt: »Nein, ich glaube, er ist lieber zu Hause.«
    Petes Finger hatten sich bewegt, und Rose hatte gewusst, dass sie das Richtige getan hatte.
    Der Arzt hatte genickt und gesagt, er finde allein hinaus, und wenn sie ihn brauche, solle sie ihn rufen. Sie hatten zwei Stunden gehabt, keine lange Zeit, um alles zu sagen, was Rose noch sagen wollte, aber irgendwie hatte es ausgereicht. Sie hatte ihm von ihren Schuldgefühlen erzählt und von ihrem Schmerz, sie hatte ihn um Verzeihung gebeten und ihm verziehen, und als sie einmal angefangen hatte, ihm ihr Herz zu öffnen, waren die Worte in einer reinigenden, heilenden Flut aus ihr herausgeflossen, die alles Überflüssige hinwegwusch.
    Sie hatte vom ersten Mal gesprochen, als sie sich begegnet waren, von der ersten verrückten gemeinsamen Nacht, und sie hatte gesehen, dass sein Mund sich auf der Gesichtshälfte, die nicht gelähmt war, zu einem Lächeln verzog.
    Er war zusehends verfallen, seine Haut war weich und wächsern geworden, und sie war vom Bett aufgestanden und zum Fenster gegangen, um es weit zu öffnen. Hieß es nicht, die Seele müsse frei sein, um fliegen zu können?
    Es hatte nicht lange gedauert, doch als sie ans Bett zurückkehrte, sah sie, dass er ihr noch weiter entglitten war.
    Sie hatte seine Hand gehalten, ihm gesagt, dass er etwas Besonderes war, und ihm dann einen Kuss auf die Stirn gedrückt, als er seinen letzten Atemzug tat.
    Sie hatten vorher nie über seinen Tod oder seine Wünsche gesprochen, doch irgendwie war es trotzdem, als wüsste Rose über jeden Zweifel erhaben, was sie zu tun hatte.
    Nach dem schlichten Gottesdienst hatte es einen Leichenschmaus gegeben, ein großartiges Fest seines Lebens mit seiner Musik und den Stimmen derer, die sich am besten an ihn erinnerten.
    Das Leben war ein kostbares Geschenk. Rose lächelte Josh noch einmal an.
    Sie waren übereingekommen, das Haus zu verkaufen und zusammen zu sein, ohne konkrete Pläne zu machen. Das war nicht notwendig. Sie wussten genau, was sie empfanden, und brauchten keine Pläne. Es reichte ihnen, dass sie zusammen waren.
    »Ich habe immer noch das Gefühl, ich habe dich enttäuscht.«
    »Nicht doch«, erklärte Janey John grimmig. »Dich zu heiraten hat mich so glücklich gemacht, John.«
    »Auch wenn ich uns beinahe in den Bankrott getrieben hätte?«
    »Du hast mir etwas viel Wichtigeres gegeben als Geld, nämlich Liebe, John. Du hast mich geliebt, ohne etwas anderes von mir zu verlangen, als dass ich deine Liebe erwidere. Wir haben großes Glück, wir haben einander und die Jungen und Fitton.«
    Niemals, schwor Janey sich, durfte er erfahren, wie viel Angst sie gehabt hatte oder wie sehr es sie schockiert hatte, zu entdecken, dass er verletzbar und schwach sein konnte, genau wie sie selbst. Mehr denn je musste John jetzt ihr Held sein, ihr Ritter in schimmernder Rüstung – um seinetwillen, nicht um ihretwillen. Sie war jetzt die Starke, er war von ihr abhängig, nicht umgekehrt. Schaukeln und Karusselle, so ist die Ehe, dachte Janey bei
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