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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition)
Autoren: Jacques Berndorf
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gefunden«, sagte er keuchend. Er lag in seinen Ausscheidungen, er sah aus, als sei er dem Tode sehr nahe. Er wollte sich aufrichten, konnte es aber nicht. Wenn er sich bewegte, machten die Flüssigkeiten unter ihm ein ekelhaft schmatzendes Geräusch.
    »Junge«, sagte Müller leise und kniete sich hin. »Ich soll dir Grüße von Nour bestellen und von deinen Jungs. Sie warten auf dich und wollen dann mit dir ausreisen. Ich soll dich grüßen.«
    »Ach, Nour«, hauchte Achmed und schloss die Augen.
    »Ich hole dich hier raus, wir machen dich wieder fit, und dann fährst du nach Hause«, sagte Müller in verkrampft gespielter Zuversicht.
    »Ach, Charlie«, flüsterte Achmed, »du redest so einen Scheiß.« Dann schien er husten zu wollen, hob den Kopf, hob eine Hand um Zentimeter, atmete noch einmal. Dann lag er still.
    »Er ist tot«, sagte Müller.
    »Es war das Zeug von der Bombe«, sagte Pjotr hinter ihm.
    »Deswegen haben wir ihn hier untergebracht. Verstehst du, ich wollte meine Leute nicht in Gefahr bringen.«
    »Ja«, sagte Müller, und er spürte, wie Tränen seine Wangen hinunterliefen. Er richtete sich nicht auf, er wirkte deprimiert und besiegt. Dann pumpte er nach Luft, duckte sich tief, schnellte herum, fuhr mit beiden Fäusten in Pjotrs Gesicht.
    Pjotr fiel in die Kartons in seinem Rücken, und Müller klammerte sich an ihm fest, erreichte seinen Gürtel, griff in sein Hemd. Dann war er an seinem Hals. Pjotr hatte nicht den Hauch einer Chance. Er zappelte wie verrückt, bis Müller ihm das Genick brach.
    Müller sagte schluchzend: »Ich werde dafür sorgen, dass du nach Hause kommst, Achmed. Tut mir Leid, dass ich nicht schneller war.«
    Er löste sich von Pjotr, stand einen Augenblick schwankend und nahm dann die Waffen von Pjotr. Eine davon war zu viel. Er legte sie auf Pjotrs Bauch.
    Dann ging er in das Erdgeschoss hinauf, zog die Haustür auf und sah schemenhaft, dass Schück mit zwei anderen Männern im Halbdunkel des Torbogens stand. Er zeigte die Waffen, anschließend fünf Finger, sagte aber kein Wort.
    Schück zeigte ein Okay mit Daumen und Zeigefinger.
    Hinter ihm war plötzlich ein Geräusch. Er drehte sich und sah zwei Männer, die die Tür zum Treppenhaus geöffnet hatten und in die Halle wollten. Er drohte nicht, er sagte kein Wort, er erschoss sie einfach.
    Dann drehte er sich zum Hof und sah fünf Männer in voller Ausrüstung auf sich zustürmen.
    Er sagte: »Es sind noch drei. Und sie sind irgendwo über uns.«
    Einer von ihnen fragte: »Wo ist der Chef von denen?«
    »Tot im Keller«, antwortete der brave Soldat Müller.
    Er bewegte sich ganz langsam über den Asphalt des Hofes und hatte das Gefühl, seine Beine würden versagen. Aber er wusste, dass das der Schock war.
    Schück sagte atemlos: »Das ist ja der Wahnsinn, was Sie da erreicht haben. Gratuliere, mein Bester.«
    Im Haus knallten Schüsse, eine ganze Salve, dann Einzelschüsse.
    Müller stand vor dem Haufen seiner Kleider und sah, dass seine Knie vollkommen dreckig waren, braun. Ich habe in seiner Scheiße gekniet, dachte er mechanisch. Er zog sich an, bewegte sich wie in Trance und hatte endlich Zeit für seine Tränen.
    »Das ist ja unglaublich!«, sagte Schück hinter ihm.
    Müller fuhr herum und sagte heiser: »Nun halt doch endlich mal die Schnauze!« Dann fragte er: »Wie komme ich hier hinaus, ohne dass mich die Fuzzis filmen?«
    »Kein Problem, ich kann ein Auto hier hereinfahren lassen.«
    »Das ist gut, das tun Sie mal«, antwortete Müller. »Entschuldigung, ich war etwas nervös.«
    »Ich auch«, sagte Schück.
    Ein Auto kam, ein schwerer Mercedes.
    In dem Haus knallte ein einziger Schuss.
    »Sie können«, sagte Schück. »Und vielen Dank.«
    »Nichts passiert«, entgegnete Müller. Er stieg hinten in den Wagen und legte sich sofort hin.
    »Wenn Sie mir sagen würden, wohin es gehen soll?«, fragte der Fahrer. Dann schnüffelte er.
    »Ich stinke nach Scheiße«, sagte Müller. »Ich weiß. Es ist nicht mal meine.«
    »Oh, ich bitte Sie. Das macht doch gar nichts«, sagte der Fahrer. Er war ein freundlicher junger Mann. »Wohin?«
    Müller gab die Adresse des Dienstes an.
    »Und? Die brenzlige Lage? Ist das erledigt?«, fragte der Fahrer.
    »Ja, bis zum nächsten Mal«, gab Müller Auskunft. »Hier hinten ist ein Telefon. Wie funktioniert das?«
    »Sie heben ab und wählen.«
    Müller wählte Karens Nummer.
    »Es ist vorbei«, sagte er. »Ich fahre duschen, rede mit meinem Vorgesetzten, und dann komme
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