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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition)
Autoren: Jacques Berndorf
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einmal für zehn Minuten.«
    »Auf was setzen die Hardliner?«
    »Auf Raketen, ehrlich gesagt. Wir blasen einfach das ganze Obergeschoss in den Himmel.«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Wir dürfen nicht nachgeben. Wir müssen ein Signal setzen. Im Übrigen sind die anderen Teilnehmer der Konferenz Ihrer Meinung, der regierende Bürgermeister auch: Es war von Beginn an geplant, diese Gruppe aufzugeben. Wenn es uns gelingt, einen von ihnen leben zu lassen, dann haben wir den gesamten Plan.«
    »Vorausgesetzt, der Überlebende hat eine Ahnung davon.«
    »Das kann man vielleicht einrichten.«
    »Das glauben Sie nicht im Ernst.«
    »Was wollen Sie, Richter? Was genau wollen Sie?« Jetzt war Schück wütend.
    »Achmed«, sagte Müller. »Ich will nur Achmed.«
    Es war ihm plötzlich nicht mehr möglich, im Halbdunkel des Torbogens zu stehen. Er ging ein paar Schritte geradeaus, bis er den Hof erreichte und das Gebäude vor sich sah. Er drehte sich halb herum und sagte: »Wenn wir Achmed herauskriegen, wenn er lebt, haben wir den Plan. Achmed ist clever, ich wette, er hat jede Sekunde in seinem klugen Hirn gespeichert. Achmed wäre unsere Lösung. Ich habe ein mieses Gefühl, wenn ich weiß, dass er möglicherweise da oben ist und keine Chance mehr hat, zu überleben.«
    »Immerhin war er idiotisch genug, sich kaufen zu lassen«, sagte Schück teilnahmslos.
    »Ja«, nickte Müller. »Das war er. Aber ich will ihn lieber lebend als tot. Er ist ein guter Mann.«
    »Jetzt lassen Sie sich von Gefühlen leiten«, bemerkte Schück kalt.
    »Wissen Sie«, bemerkte Müller, »zuweilen sind Gefühle hilfreich. Wie auch immer, ich möchte nur die Chance, Pjotr zu fragen.«
    »Von mir aus können Sie, dann gewinnen wir zusätzlich Zeit. Aber wir übernehmen keinerlei Verantwortung, was auch immer passiert.«
    »Dann lassen Sie mich fragen«, sagte Müller.
    Schück nickte, drehte sich um und verschwand auf die Straße. Müller sah ein paar Kameras auf ihn gerichtet. Er dachte: Wahrscheinlich hocken die Mächtigen in einem Mannschaftswagen und diskutieren über Leben und Tod, ohne recht zu begreifen, was das bedeutet.
    Dann kam Schück wieder zurück und reichte Müller ein Handy: »Hier ist Pjotr. Fragen Sie ihn.«
    »Pjotr?«, fragte Müller.
    »Ja«, antwortete eine ruhige Stimme auf Englisch.
    »Es geht um Achmed«, erklärte Müller. »Ich weiß nicht, wie er sich bei euch nannte.«
    »Ah, Damaskus. Damaskus-Baby.«
    »Also Damaskus. Er war, er ist mein Freund. Lebt er noch?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Pjotr.
    »Wieso weißt du das nicht? Du bist der Chef.«
    »Ich kann es nicht wissen, er ist nicht hier.«
    »Wo ist er denn? Hat er die Bombe gebaut, und ihr habt ihn weggeschmissen? Ist das so gelaufen?«
    »Nein«, Pjotr lachte. »Wir werfen Freunde niemals weg. Damaskus-Baby hat sich im Keller schlafen gelegt.«
    »In welchem Keller?«, fragte Müller.
    »Na, in dem Keller hier. Was denkst du, Freund, er hat da unten sogar eine Wolldecke. Das haben wir oben nicht.«
    »Hast du etwas dagegen, wenn ich nach ihm sehe?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Pjotr. »Aber er strahlt.«
    »Dann gehe ich in den Keller.«
    »So einfach ist das nicht, mein Freund. Du könntest ja bewaffnet sein. Mit Handgranaten zum Beispiel.«
    »So etwas Blödes!«, erwiderte Müller heftig. »Ich kann mich ausziehen, wenn du willst.«
    »Ja, das will ich.«
    »Okay. Wann?«
    »In zehn Minuten. Und sage den anderen Leuten bei dir, sie kriegen ihre Probeseite in einer Stunde.«
    Müller drehte sich herum zu Schück und reichte ihm das Handy. »Ich kann in zehn Minuten in den Keller gehen. Da ist Achmed. Wo ist der Hausmeister? Ich brauche die Schlüssel.«
    »Das haben wir gleich«, nickte Schück. »Was ist mit diesem Achmed?«
    »Er ist irgendwo im Keller. Pjotr sagt, er ist verstrahlt.«
    »Dann würde ich an Ihrer Stelle kein Risiko eingehen.«
    »Ich muss ihn sehen.«
    »Ich weiß nicht, ob das klug ist.« Schück schloss einen Moment die Augen, als müsse er mit sich zu Rate gehen.
    »Hören Sie«, sagte Müller. »Ich kann nichts versauen, ich gehe nur in den Keller, nichts sonst. Er will sowieso, dass ich nur eine Unterhose trage.«
    »Das werden Sie aber nicht machen.«
    »Doch.«
    »Herrgott, das ist doch Gefühlsduselei. Das ist auch Selbstmord, wenn dieser Achmed wirklich strahlt.«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen. Ich gehe.«
    Schück überlegte einen Moment. »Wie gesagt, wir übernehmen keine Verantwortung und werden Ihnen auch nicht
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