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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany
Autoren: Swan Karen
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nahm, der sie gegen die Wand zu schleudern, ihr sämtliche Sinne und den Verstand zu rauben drohte.
    Ganz plötzlich, als ob der Gedanke wie ein Blitz in ihr aufgeflammt wäre, begriff sie, dass es gar nicht Scham gewesen war, was sie damals in die Flucht getrieben hatte. Es war dieser Blick. Der Moment der Wahrheit.
    »Da bist du!«, rief Gil. Cassie hörte trotz ihrer Betäubtheit den besitzergreifenden Ton heraus. »Ich wollte schon die Freunde des Bräutigams durchzählen und die Kamelienbüsche durchsuchen.«
    Cassie hörte, wie er sein Glas auf einem Tisch abstellte und mit einem Blick, als wollte er sie trinken und nicht den Whisky, zu ihr kam. Er legte seine kühlen, glatten Hände auf ihren Körper und drehte sie zu sich herum.
    »Darling, was ist mit dir? Du bist ja weiß wie die Wand«, rief er überrascht aus.
    Sie schwieg lange, dann sagte sie mit leiser, entrückter Stimme: »Du hast dich überhaupt nicht verändert.«
    »Nein, bestimmt nicht«, sagte er beruhigend und rieb ihre Hände, als wollte er sie wärmen.
    »Und das ist das Problem. Du bist erstarrt, festgefahren. Während ich mein Leben vollkommen umgekrempelt habe, bist du ganz genau derselbe geblieben. Du hast dich kein Stück verändert.«
    Sie schaute ihn an, sah, wie er vor dem Mitleid in ihren Augen zurückzuckte. »Du und Wiz, ihr habt mir meine Freiheit wiedergegeben. Und dank meiner Freunde habe ich sie mit beiden Händen ergriffen. Es war schrecklich. Beängstigend. Aber auch wahnsinnig aufregend. Und du? Du bist derjenige, der in alledem keine Wahl mehr hat.«
    »Ich versteh nicht, was du …«, sagte er wachsam.
    »Du bist der Ehemann, den ich kannte, Gil. Aber ich bin nicht mehr deine Frau.«
    »Vor dem Gesetz schon«, entgegnete er störrisch, zu betroffen über die Wendung der Ereignisse, um weiterhin die gebotene Vorsicht walten zu lassen.
    »Das Gesetz ist ein Esel. So heißt es doch, oder?«
    Er trat einen Schritt näher, umfasste ihren Hinterkopf und schaute ihr leidenschaftlich in die Augen … aber diese Augen gehörten ihm nicht mehr, wie er sah. Sie hatten ihm lange Zeit gehört, ohne dass er sie zu schätzen wusste. Der unsichere, naive Ausdruck darin, den er genährt hatte, das, was Luke sofort an ihr aufgefallen war und was er so unwiderstehlich gefunden hatte, das war verschwunden. Die Frau, die ihn jetzt anblickte, war eine Frau, die wusste, was sie wollte, die sich ihrer selbst sicher war. Er wich zurück. Irgendwie – irgendwie hatte er sie in der Zeitspanne, die es ihn gekostet hatte, sich einen Drink zu besorgen, verloren.
    »Ich kann nicht ohne dich sein, Cass. Ich bitte dich, komm zu mir zurück.« Es war die letzte Karte, die er hatte – seinen Stolz beiseitezulassen und sie anzubetteln.
    Cassie schaute ihn ruhig an. »Aber ich will nicht zu dir zurück, Gil. Das Einzige, was ich noch von dir will, ist die Scheidung.«

51. Kapitel
    Henry saß noch am selben Tisch, die Wange in die Hand gestützt, als Cassie wenig später wieder ins Festzelt trat. Die Brünette plapperte aufgeregt auf ihn ein, aber jetzt, wo Cassie die Augen aufgegangen waren, konnte sie sehen, dass sie ihn eher langweilte als wirklich interessierte.
    Sie beobachtete ihn einen Moment lang. Was tun, wie es am besten anfangen …?
    Dann gab sie sich einen Ruck und ging zwischen den Tischen hindurch auf ihn zu. Er sah sie kommen, als sie noch drei Tische weit weg war, den Blick direkt auf ihn gerichtet. Automatisch hob er den Kopf. Gerade rechtzeitig für das Glas Wasser, das sie ihm über den Kopf goss. Die Brünette quäkte erbärmlich. Archie und Anouk, die noch auf der Tanzfläche waren, lachten begeistert, aber Cassie hielt sich nicht weiter auf. Sie machte auf dem Absatz kehrt und marschierte aus dem Zelt. Draußen kickte sie ihre Schuhe von den Füßen und rannte barfuss übers Gras, hinunter zum See.
    Henry saß wie erstarrt da und tropfte vor sich hin. Nach zehn Sekunden kam Leben in ihn. Er sprang wütend auf und rannte ihr mit großen Sprüngen nach. Cassie konnte ihn kommen hören, spürte schon fast seinen Drachenatem in ihrem Nacken. Da sie wusste, dass sie ihm nicht davonlaufen konnte, blieb sie stehen und wirbelte herum. Henry musste zur Seite springen, um sie nicht umzumähen.
    »Was … was zum Teufel sollte das bedeuten?«, brüllte er rudernd, um sein Gleichgewicht wiederzufinden. Er war tropfnass.
    »Das hast du verdient«, keuchte Cassie. Ihr Herz hämmerte.
    »Wofür?«
    »Dafür, dass du dich mir gegenüber wie ein Idiot
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