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Ein Ganz Besonderer Fall

Ein Ganz Besonderer Fall

Titel: Ein Ganz Besonderer Fall
Autoren: Ellis Peters
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naß geworden sind… Madog schwimmt besser als die meisten Fische. Aber laßt uns gehen und uns vergewissern.«
    Nicholas hatte sich mit ihm erhoben und erschrocken zugehört. »Mein Herr? Obwohl er so krank war? Mein Gott, einen solchen Schreck hätte er nicht überlebt. Ja, ich komme… ich muß es wissen!«
    Und damit gingen sie fort und ließen den Gefangenen allein.
    Die Tür wurde lautstark geschlossen, der Schlüssel herumgedreht. Niemand kümmerte sich weiter um Adam Heriet, der langsam auf seinem harten Bett in sich zusammensank und den Kopf in die hohlen Hände legte. Ein Wrack von einem Mann war er, erschöpft und leer. Langsam begannen Tränen zwischen seinen Fingern hervorzuquellen. Sie tropften auf sein Kissen, aber niemand war da, der sie sehen und sich wundern konnte. Niemand, der sie verstehen konnte.
    Sie führten die Pferde hastig durch die Stadt, über Straßen, die in der sanften Wärme nach der Sintflut erstaunlich schnell trockneten. Es war immer noch heller Tag, die Sonne sank langsam dem Abend entgegen, und die Dächer und Mauern und Straßen dampften, so daß die Pferde durch ein flaches, zartes Meer aus Dunst stampften. Sie gingen ohne Halt an Hughs Haus vorbei. Das war gut, denn sie hätten ohnehin keine Aline gefunden, die sie begrüßte.
    Menschen kamen wieder in die Straßen heraus, sammelten sich zu zweien und dreien, steckten die Köpfe zusam men und schnatterten wie Gänse. Die Nachricht von der Tragödie hatte sich schnell verbreitet, nachdem sie das erste Mal flüsternd erzählt worden war. Diesmal war es auch kein falscher Alarm.
    Hugh und Nicholas zügelten draußen vor dem Osttor, nachdem sie die Brücke zur Abtei überquert hatten, beim Anblick einer kleinen, traurigen Prozession, die ihren Weg kreuzte, die Pferde. Vier Männer trugen eine improvisierte Bahre; es war eine Tür, die man bei einem Pächter in Frankwell geborgt hatte.
    Sie war ordentlich mit Decken belegt, um die Leiche eines Opfers des Sturms würdig transportieren zu können. Eine nur, denn es war eine schmale Tür, und die vier Träger gingen mit ihr um, als sei das Gewicht gering, obwohl der schwarze Körper lang war und große Knochen zu haben schien.
    Sie ließen sich ehrfürchtig zurückfallen, wie es viele Städter schon getan hatten, die sich der feierlichen Prozession angeschlossen hatten, als wäre es ein Trauerzug. Nicholas starrte angestrengt nach vorn und schätzte den stummen, reglosen Körper ab. So lang und doch so leicht, vor der Zeit gealtert, das konnte nur Godfrid Marescot sein, dessen makellose Seele endlich das verstümmelte, schwindende Fleisch verlassen hatte. Er starrte durch einen Nebel und versuchte ungeduldig, seine Augen freizubekommen.
    »Ist das dieser Madog, der Mann, der sie anführt?«
    Hugh nickte schweigend. Zweifellos hatte Madog seine Freunde aus dem Vorort zusammengerufen, Waliser wie er selbst, die ihm halfen, den toten Mann heimzubringen. Er befehligte seine Helfer dezent und schmerzvoll und mit großer Würde.
    »Der zweite - Fidelis?« fragte Nicholas, als er sich an die zurückgezogene, unkenntliche Gestalt erinnerte, die sich stets im Schatten hielt, aber immer zum Dienst bereit war. Er machte sich einen Moment Vorwürfe, daß er Godfrid so sehr bedauerte und den jungen Mann, der sich Godfrid bereitwillig als Sklave zur Verfügung gestellt hatte, so wenig.
    Hugh schüttelte den Kopf. Es war nur ein Toter.
    Sie überquerten die Brücke und wanderten über die lange Straße zur Vorstadt, die Gaye zur Linken und die Mühle mit dem Mühlteich rechts. Schließlich erreichten sie das Torhaus der Abtei. Die Träger wandten sich unter dem Bogen mit ihrer Last nach rechts zum großen Hof, wo bereits eine große, schweigende Menschenmenge wartete. Sie setzten ihre Last ab und blieben schweigend stehen.
    Die Nachricht hatte die Abtei erreicht, als die Brüder von der Vesper kamen. Sie sammelten sich in einem betäubten Kreis, Abt, Prior, Diener, Mönche und Novizen, die abrupt zur Kontemplation über die Sterblichkeit gezwungen wurden. Die Städter, die der Prozession zu ihrem Ziel gefolgt waren, blieben etwas abseits unsicher im Tor stehen und sahen in ehrfürchtigem Schweigen zu.
    Madog näherte sich mit der selbstbewußten Freundlichkeit eines Walisers, der alle Menschen als Ebenbürtige betrachtet, dem Abt und erzählte seine Geschichte in einfachen Worten.
    Radulfus akzeptierte den Willen Gottes und die Hilflosigkeit der Menschen mit einer segnenden Bewegung und betrachtete
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