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Ein Ganz Besonderer Fall

Ein Ganz Besonderer Fall

Titel: Ein Ganz Besonderer Fall
Autoren: Ellis Peters
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einfachen, knappen Worten.
    »Der Regen allein hätte uns keine Schwierigkeiten gemacht.
    Aber der Blitz schlug in einen Baum und warf ihn über uns, als wir vorbeifuhren, und das Boot wurde gespalten. Es ist in kleinen Stücken den Fluß hinuntergetrieben, und keiner weiß, wo die Fetzen auftauchen. Und Eure beiden Brüder…«
    »Ertrunken?« flüsterte Cadfael entsetzt.
    »Der ältere, Marescot, ja… der ist tot. Ich bekam ihn an Land.
    Der jüngere hat geholfen, wenn ich ihn auch loslassen mußte, denn ich konnte nur einen halten. Aber ich konnte Marescots Atem nicht wieder in Gang bringen. Die Zeit war sehr kurz, und eigentlich kann er nicht ertrunken sein - eher, daß der Schreck sein Herz aussetzen ließ, weil er so hinfällig war; oder die Kälte oder gar der Lärm des Donners. Wie auch immer, er ist tot.
    Alles hat ein Ende. Der andere - was könnte ich Euch über ihn sagen, was Ihr nicht schon wißt?« Er forschte aufmerksam und verwundert in Cadfaels Gesicht. »Nein, Ihr seid nicht erstaunt, nicht wahr? Ihr wußtet es vorher. Aber was können wir jetzt tun?«
    Cadfael löste sich aus seiner Erstarrung und nagte an der Unterlippe. Er starrte in den Regen hinaus. Das Schlimmste war vorbei, der Himmel hellte sich wieder auf. Weit stromab folgte das ersterbende Donnergrollen den stinkenden braunen Fluten.
    »Wo habt Ihr sie zurückgelassen?«
    »Vor Frankwell, keine Meile von der Brücke entfernt. Dort ist eine Hütte am Ufer, die von den Fischern benutzt wird. Wir kamen in der Nähe an Land, und ich brachte sie dort in Deckung. Wir brauchen eine Trage, um Marescot heimzubringen. Aber was ist mit dem anderen?«
    »Nichts ist mit dem anderen! Der andere ist fort, ertrunken, der Severn hat ihn mitgenommen. Und keine Aufregung und keine Trage, noch nicht. Habt Geduld mit mir, Madog. Dies ist eine schlimme Sache, aber wenn wir vorsichtig sind, können wir sie unbeschadet überstehen. Geht zu ihnen zurück und wartet dort auf mich. Ich komme bis zur Stadt mit Euch, dann geht Ihr allein zur Hütte weiter, und ich werde Euch so bald wie möglich folgen. Und zu niemand ein Wort, dann mag es gut ausgehen.«
    Der Regen hatte aufgehört, als Cadfael das Tor vor Hughs Haus erreichte. Die Dächer glänzten, die Abflüsse waren randvoll, und die grauen Überbleibsel der Wolken wichen einer Sonne, die jetzt wieder hell und wohlwollend schien. Der böse Kupferglanz war mit dem Sturm stromabwärts gezogen.
    »Hugh ist noch auf der Burg«, sagte Aline, die ihn überrascht und erfreut begrüßte. »Er hat einen Besucher - Nicholas Harnage ist zurückgekommen, und mit schlimmen Neuigkeiten, wie er sagt, doch blieb er nicht lange genug, um sie mir anzuvertrauen.«
    »Der? Ist er zurück?« Cadfael war einen Augenblick abgelenkt, sogar erschrocken. »Ich frage mich, was er gefunden haben kann? Und wie weit sind die Neuigkeiten schon verbreitet?« Er schüttelte die Spekulationen ab. »Nun, das macht mein Anliegen um so dringender. Liebes Mädchen, jetzt brauche ich Euch! Wäre Hugh hier, dann hätte ich ihn und Euch zugleich um den Gefallen gebeten, wie es sich gehört, aber wie die Dinge stehen… ich brauche Euch für ein oder zwei Stunden. Wollt Ihr um einer guten Sache willen mit mir reiten?
    Wir brauchen Pferde - eines für Euch, mit dem Ihr reiten und zurückkehren könnt, und eins für mich, mit dem ich weiterreiten kann - eins von Hughs großen Tieren, das zwei Menschen tragen kann. Wollt Ihr für mich sprechen und dafür sorgen, daß ich nicht in Verruf komme, wenn ich ein Pferd borge? Vertraut mir, es ist dringend.«
    »Hughs Ställe stehen Euch jederzeit offen«, erwiderte Aline, »seit ihr euch kennt. Und ich will Euch helfen, wenn Ihr mir sagt, daß es dringend ist. Wie weit müssen wir reiten?«
    »Nicht sehr weit. Über die Westbrücke bis hinter Frankwell.
    Ich muß Euch auch um einige Dinge aus Eurem Besitz bitten«, sagte Cadfael.
    »Sagt mir, was Ihr wollt, und dann geht voraus und sattelt die Pferde - Jehan ist im Stall. Sagt ihm, daß Ihr meine Erlaubnis habt. Und Ihr könnt mir sagen, was dies alles bedeutet und wozu ich gebraucht werde.«
    Adam Heriet hob abrupt und erschrocken den Kopf, als zu ungewohnter Stunde, früh am Abend, die Tür seiner Zelle aufgestoßen wurde. Er faßte sich jedoch schnell, als er sah, wer eintrat. Er war auf alle Fragen, die er bisher hatte beantworten müssen, gut vorbereitet gewesen, doch dies schien eine neue Wendung zu bedeuten. Das kühne Eichengesicht, das die Frau des
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