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Ein Ganz Besonderer Fall

Ein Ganz Besonderer Fall

Titel: Ein Ganz Besonderer Fall
Autoren: Ellis Peters
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Silberschmieds so treffend beschrieben hatte, diente ihm gut. Er erhob sich gehorsam in Gegenwart der Amtsperson, doch er bewegte sich mit einer formellen Steifheit und einem leeren Gesicht, das andeutete, daß er sich keineswegs unterlegen fühlte. Die Tür wurde hinter den Besuchern geschlossen, doch der Schlüssel wurde nicht herumgedreht. Das war nicht nötig, weil draußen ein Wächter stand. »Setzt Euch, Adam! Wir haben uns für Eure Bewegungen in Winchester während der fraglichen Zeit interessiert«, sagte Hugh freundlich. »Wollt Ihr dem, was Ihr uns schon erzählt habt, vielleicht noch etwas hinzufügen? Oder etwas verändern?«
    »Nein, mein Herr. Ich habe Euch erzählt, was ich getan habe und wo ich war. Mehr gibt es nicht zu sagen.«
    »Eure Erinnerung mag lückenhaft sein. Jeder kann sich irren.
    Wir könnten Euch zum Beispiel an den Laden eines Silberschmieds in der High Street erinnern. Dort habt Ihr drei kleine Wertsachen verkauft, die Euch nicht gehörten.«
    Adams Gesicht blieb versteinert und ruhig, doch seine Augen zuckten kurz von einem Gesicht zum ändern. »Ich habe in Winchester nichts verkauft. Wenn das jemand sagt, dann muß man mich verwechselt haben.«
    »Ihr lügt!« sagte Nicholas zornig. »Wer sonst hätte im Besitz dieser drei Dinge sein können? Eine Halskette aus polierten Steinen, ein verziertes Armband - und das hier!«
    Er hielt Adam den Ring unter die Nase. Das Emaille glänzte hell, ein einzigartiges Kleinod, das es nicht zweimal geben konnte. Und er hatte das Mädchen von Kindesbeinen an gekannt und war mit ihrem Schmuck schon vor der Reise in den Süden vertraut gewesen. Wenn er dies abstritt, nannte er sich selbst einen Lügner, denn es gab genug Menschen, die das Gegenteil beschwören konnten.
    Er stritt es nicht ab. Er starrte das Ding sogar verwundert und überrascht an und sagte ohne Zögern: »Das gehört Julian!
    Woher habt Ihr es?«
    »Von der Frau des Silberschmieds. Sie behielt es als ihr Eigentum, und sie erinnerte sich gut an den Mann, der es brachte und malte ein klares Bild von ihm, das für das Gesetz völlig ausreicht, um einen Namen darunterzuschreiben. Ja, dieser Ring gehörte Julian!« sagte Nicholas, vor Leidenschaft mit heiserer Stimme. »Ihre Sachen habt Ihr verkauft. Aber was habt Ihr mit ihr gemacht?«
    »Ich habe es Euch schon erzählt! Ich habe mich etwa eine Meile vor Wherwell auf ihren eigenen Wunsch von ihr getrennt und sie nie wiedergesehen.«
    »Ihr lügt! Ihr habt sie getötet.«
    Hugh legte dem jungen Mann eine Hand auf dem Arm.
    Nicholas zitterte und fuhr zusammen wie ein Jagdhund, der von seiner Beute abgelenkt wird.
    »Adam, Eure Lügen sind nutzlos, und das ist noch schlimmer. Hier ist ein Ring, den Ihr als Eigentum Eurer Herrin anerkennt, und der nach Aussage von zwei glaubwürdigen Zeugen vor drei Jahren am zwanzigsten August in Winchester von einem Mann verkauft wurde, dessen Beschreibung besser auf Euch paßt als Eure eigenen Kleider…«
    »Dann paßt sie auf viele Männer in meinem Alter«, protestierte Adam störrisch. »Was ist denn so einzigartig an mir? Die Frau hat nicht mit dem Finger auf mich gezeigt, sie hat nicht mich gesehen…«
    »Das wird sie noch, Adam, das wird sie noch. Wir können sie herbringen und ihren Mann dazu, damit die beiden Euch von Angesicht zu Angesicht beschuldigen können. Genau wie ich Euch beschuldige«, sagte Hugh fest. »Dies alles ist zuviel, um einfach als Kindermärchen oder eigenartiger Zufall abgetan zu werden. Wir brauchen keine weiteren Beweise gegen Euch als diesen Ring und zwei Zeugen - für einen Raub, wenn nicht sogar für Mord. Jawohl, Mord! Wie sonst solltet Ihr an ihren Schmuck gekommen sein? Und wenn Ihr nicht an ihrem Tod beteiligt wart, wo ist sie dann jetzt? Sie kam nie in Wherwell an und wurde dort auch nicht erwartet. Es war recht ungefährlich, sie aus der Welt zu schaffen, da ihre Verwandten glaubten, sie wäre wohlbehalten in einem Kloster, während das Kloster über ihr Ausbleiben nicht beunruhigt war, weil sie sich nicht angemeldet hatte. Wo ist sie also, Adam? Auf der Erde oder darunter?«
    »Ich weiß nicht mehr als das, was ich Euch erzählt habe«, erwiderte Adam zähneknirschend.
    »Ah, und ob Ihr mehr wißt! Ihr wißt, wieviel Ihr vom Silberschmied erhalten habt - und wieviel Ihr dem gedungenen Mörder draußen vor dem Geschäft gezahlt habt. Wer war er, Adam?« fragte Hugh leise. »Die Frau sah, daß Ihr ihn getroffen habt, Ihr habt ihn bezahlt und seid mit ihm um die
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