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Ein Ganz Besonderer Fall

Ein Ganz Besonderer Fall

Titel: Ein Ganz Besonderer Fall
Autoren: Ellis Peters
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schüttelte angesichts der unergründlichen Fremdheit der Frauen den Kopf.
    »Ah, aber auch sie bekam etwas«, sagte Cadfael. »Was sie wollte und für das ihre hielt, das nahm sie sich ganz und gar bis zum Ende, bis zum letzten Augenblick. Seine Gesellschaft nämlich, die Sorge um ihn, die Geheimnisse seines Körpers, die sie so genau kannte, als wären sie verheiratet - und seine Liebe, die weit über die Liebe in einer Ehe hinausging. Niemand durfte ihr sagen, daß sie frei sei; in ihren Augen war sie seine Gattin. Ich frage mich, ob sie sich jetzt frei fühlt.«
    »Noch nicht, aber sicher bald«, beruhigte ihn Schwester Magdalena. »Sie hat viel zuviel Mut, um das Leben aufzugeben. Und wenn der junge Mann, der sie so schätzt, den Mut hat, seine Liebe nicht aufzugeben, dann mag am Ende alles glücklich ausgehen. Er beginnt mit einem großen Vorteil auf seiner Seite, denn sie liebten das gleiche Vorbild.
    Außerdem«, fuhr sie fort, indem sie eine Zukunft betrachtete, die selbst jenen, die sich nur im Besitz einer Vergangenheit glaubten, einiges zu versprechen schien, »bezweifle ich, daß das Haus ihres Bruders, wo es eine Herrin gibt und drei Kinder, dazu ein viertes unterwegs - nein, ich glaube nicht, daß die Rolle einer unverheirateten Schwester in Lai eine Rolle ist, die eine Frau wie Julian Cruce längere Zeit für erfüllend hält.«
    Die halbe Ruhestunde nach dem Essen war vorbei, die Brüder begaben sich wieder an ihre Arbeit, und Cadfael folgte ihrem Beispiel, nachdem er sich an der Ecke der Buchsbaumhecke von den Besuchern verabschiedet hatte.
    Schwester Magdalena und ihre beiden kräftigen Waldbauern waren schon auf der Weststraße nach Godric’s Ford unterwegs, und Hugh eilte dankbar nach Hause. Cadfael ging nachdenklich durch den Kräutergarten zu der kleinen Wiese, auf der er ein paar Apfelbäume und einen Birnbaum gezogen hatte, die jetzt zum erstenmal Früchte tragen würden. Er betrachtete zufrieden die Szene. Was bleich wie Stroh gewesen war, strotzte jetzt vor frischem Grün. Der Meole-Bach hatte noch einige Sandbänke, aber er war kein trauriges, träges Netz winziger Rinnsale mehr, die sich durch Kiesel und Sand wanden. Der September war ein ganz normaler September geworden, mild und voller Früchte nach der Sommerhitze und der Dürre. Ein großer Teil der überreichen Ernte war wegen der Trockenheit von den Bäumen gefallen, doch es würde zum Erntedankfest immer noch mehr als genug geben. Nach all den Extremen waren die Jahreszeiten wieder ins Lot gekommen und hatten mindestens zur Hälfte zurückgewonnen, was verloren worden war. So mochten auch die Geschicke der Menschen nach einem Schauer von oben wieder ins Lot kommen.
    O Herr, der du den Stand der Ehe als heiliges Sakrament geweiht hast… Blicke gnädig auf diese deine Diener herab.
    Aus: ›Das Sakrament der Ehe‹ im Book of Common Prayer
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