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Ein Ganz Besonderer Fall

Ein Ganz Besonderer Fall

Titel: Ein Ganz Besonderer Fall
Autoren: Ellis Peters
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brachte.«
    »Es war kein Versäumnis, denn er löst jetzt gerade alle Geheimnisse. Und wenn du später jemand in den Ställen hören solltest, dann sei nicht besorgt; das ist nur Cadfael, der dein Pferd zurückbringt. Du kannst sicher sein, daß er sich um das Wohlbefinden des Tieres kümmert, ehe er sich selbst versorgt.«
    »Ich sehe schon, das wird eine lange Geschichte«, sagte Hugh. »Hoffentlich ist sie auch interessant.« Ihr Haar lag weich und süß an seiner Wange. Er drehte den Kopf und küßte sie kurz und leicht.
    »Das ist sie. Wie es eine Geschichte über Leben und Tod auch sein muß. Du wirst schon sehen! Und da der arme Adam Heriet hören konnte, daß zwei Brüder ertrunken sind, solltest du ihn gleich morgen früh aufsuchen und ihm sagen, daß er sich keine Sorgen machen soll, denn die Dinge sind nicht immer, wie sie scheinen.«
    »Dann sag mir«, erwiderte Hugh, »wie sie wirklich sind.«
    Sie kuschelte sich behaglich in seine Arme und erzählte ihm ernst die Geschichte.
    Man suchte mehr als zwei Tage lang gründlich die Ufer nach Bruder Fidelis ab und erforschte alle Stellen, an denen gewöhnlich Treibgut angespült wurde, doch man fand nichts außer einer seiner Sandalen, die ihm der Fluß vom Fuß gerissen und in der Nähe von Atcham auf eine Sandbank gespült hatte. Die meisten Leichen, die im Severn verschwanden, wurden früher oder später auch vom Severn wieder ans Ufer getragen. Bei dieser war es anders.
    Shrewsbury und die Welt sollten Bruder Fidelis nie wiedersehen.

14. Kapitel
    Die Beerdigung von Bruder Humilis brachte im Gästehaus der Abtei Abgesandte aller Adelsfamilien der Grafschaft und der meisten Benediktinerhäuser der Region zusammen. Sheriff und Stadtvogt waren ohnehin anwesend; viele Stadtälteste und Händler aus Shrewsbury kamen eher wegen der dramatischen und tragischen Natur des Todesfalls als aus wirklicher Bekanntschaft mit ihm, denn er hatte ja nur kurze Zeit in der Grafschaft gelebt. Die meisten hatten ihn noch nie gesehen, aber sie kannten natürlich seinen früheren Ruf und glaubten, daß seine Geburt und sein Tod hier in ihrer Mitte ihnen irgendein Recht auf ihn gebe. Es würde eine große Feier werden, und Godfrid sollte die seltene Ehre eines Begräbnisses in der Kirchengruft zuteil werden.
    Reginald Cruce kam einen Tag vor der Zeremonie von Lai herunter, bestätigte zornig alles, was Nicholas zu berichten hatte, und gab mit rachsüchtigen Untertönen seiner Genugtuung darüber Ausdruck, daß der Missetäter im Gefängnis sitze und stillschweigend schon als schuldig betrachtet werde, auch wenn man die Verhandlung abwarten mußte, um der Form zu genügen. Hugh tat nichts, um seine Befriedigung zu dämpfen.
    Reginald hielt den Emaillering in der breiten Hand und studierte interessiert die komplizierten Ornamente. »Ja, ich erinnere mich. Seltsam, daß er durch diesen kleinen Ring überführt wird. Ic h erinnere mich, daß sie noch einen anderen Ring hatte, den sie sehr schätzte. Sie bekam ihn schon als Kind, als ihre Finger noch viel zu klein waren, um ihn zu tragen.
    Marescot schickte ihn, als das Verlöbnis geschlossen wurde.
    Es war ein alter Ring, der in seiner Familie von Braut zu Braut gegangen war. Sie trug ihn immer an einer Kette um den Hals, weil er viel zu groß für ihre Finger war. Ich bin sicher, daß sie diesen Ring niemals aufgegeben hätte.«
    »Das war der einzige Ring unter den Wertgegenständen auf der Liste«, sagte Nicholas, indem er das kleine Schmuckstück zurücknahm. »Ich muß ihn der Frau des Silberschmieds in Winchester zurückbringen.«
    »Die Liste führte nur die Dinge auf, die als Mitgift gedacht waren. Den Ring, den Marescot ihr schickte, wollte sie wahrscheinlich behalten. Er war aus Gold, einer Schlange mit roten Augen nachgebildet, die sich zweimal um den Finger wand. Sehr alt, die Schuppen abgewetzt. Ich frage mich«, sagte Reginald, »wo er jetzt ist. Es gibt keinen Marescot mehr, jedenfalls nicht von diesem Zweig der Familie, der ihn seiner Braut geben könnte.«
    Keinen Marescot mehr, dachte Nicholas, und keine Julian.
    Ein doppelter, schlimmer Verlust, für den die Rache, die jetzt greifbar nahe schien, kein Ausgleich sein konnte. »Wenn Ihr Euch irrt und sie noch lebt«, hatte die Frau des Silberschmieds gesagt, »und ihren Ring zurückhaben will, dann gebt ihn ihr und zahlt mir, was immer Ihr für angemessen haltet.« Wenn ich mehr Gold als König und Kaiserin zusammen hätte, dachte Nicholas wehmütig, es würde doch
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